Dekarbonisierung der Industrie

Dr. Christin Hoffmann ist seit 1. April 2022 Inhaberin der Vertretungsprofessur am neuen BTU-Lehrstuhl für Dekarbonisierung und Transformation in der Industrie

Die Industrie ist heute für rund 24 Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Die energieintensiven Industriebranchen wie Stahl, Chemie, Zement, Kalk und Nichteisenmetalle stehen mit ihren hohen energie- und prozessbedingten CO2-Emissionen bei der Dekarbonisierung vor einer besonderen Herausforderung. Damit sind sie ein entscheidender Faktor für die Erreichung des gesetzlich festgeschriebenen deutschen Klimaziels für 2030 und des Ziels der Klimaneutralität 2045.

Dr. Christin Hoffmann erläutert wie industrielle Wertschöpfung und Klima in Einklang gebracht werden können und ihre Arbeit in der Profillinie "Energiewende und Dekarbonisierung".

Wie einmalig ist der Lehrstuhl für Dekarbonisierung und Transformation der Industrie?
Er ist ein erstklassiges Alleinstellungsmerkmal. Das Bundesumweltministerium hat damit ein Novum geschaffen. Die Idee ist, das Kompetenzzentrum Klimaschutz in energieintensiven Industrien (KEI) mit dem Milliardenprogramm zur Beratung und Förderung der energieintensiven Industrie hinsichtlich der Treibhausgasminderung, sowie die natur- und ingenieur-wissenschaftliche Forschung von BTU, Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG und Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt im Rahmen einer Professur um die sozial-ökonomische Perspektive zu ergänzen.

Wie wird der Lehrstuhl ausgestaltet sein?
Zum Lehrstuhl gehören neben Professur und Sekretariat drei wissenschaftliche Mitarbeitende, die ab Herbst dieses Jahres ordentlich besetzt werden. Ich schätze derzeit die große Gestaltungsfreiheit und sehr gute Zusammenarbeit im Cluster zur Dekarbonisierung der Industrie. Wir schreiben bereits an gemeinsamen Projekten, gestalten die Lehre und bereiten Veranstaltungen vor. Zusätzlich läuft jetzt die Anwerbung von Drittmitteln für Projekte, weitere Mitarbeitende und eine höhere Sichtbarkeit. Im Sommersemester startet die Lehre mit einem interdisziplinär ausgelegten Modul für die Studiengänge BWL und Environmental and Ressource Management. Ein neuer Studiengang Transformation Studies wird derzeit vorbereitet.

Werden die Inhalte eher technisch oder sozialwissenschaftlich dominiert sein?
Das wird sehr interdisziplinär. Die Angliederung an die Fakultät Wirtschaft, Recht und Gesellschaft zeigt die starke Bedeutung der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Eine Hauptaufgabe ist aber, über Disziplinen hinweg zu agieren und zu kooperieren, das schließt natürlich auch die Natur- und Ingenieurwissenschaften ein. Hier ist eine globale Sicht auf Transformationsprozesse gefragt. Über Kenntnisse der BWL hinaus betrifft das die Perspektive der Politik. Es geht aber auch um soziale Faktoren, wie beispielsweise gesellschaftliche Akzeptanz.

Welche Bedeutung haben Innovationsthemen dabei?
Das ist eine der Hauptfragen. Wir sind zeitlich und örtlich in einer Schlüsselrolle. Politisch und wirtschaftlich wächst der Druck auf die Industrie derzeit beständig, schneller zu dekarbonisieren. Hier haben wir mit dem Cluster, dem KEI und seinem Förderprogramm einzigartige Partner und Daten direkt vor Ort verfügbar. Wir lernen direkt was verschiedene Industrien brauchen, um Innovationen schneller in die Anwendung zu bekommen und können gestalten: Welche Hürden bestehen? Welches Förderprogramm fehlt? Wie kommen Ideen in die Anwendung und auf den Markt? Wir haben in der Lausitz mit dem Cluster, sowie der enormen Lausitzer Schaffens- und Wandlungskraft einfach die besten Voraussetzungen für Innovationen.

Welches Signal richtet der Lehrstuhl an Lausitzer Studieninteressente?
Lausitzer Schülerinnen und Schüler suchen sich ihren Studienort auch mit Blick auf Perspektiven nach dem Studium. Lehrstuhl und Cluster eröffnen beste Chancen für Karrieren. Die BTU ist in diesem Zukunftsfeld mit Lehre und Forschung samt namhafter Institute im Umfeld national einzigartig aufgestellt. Das eröffnet Möglichkeiten, sowohl in der Wissenschaft als auch im wachsenden Feld der Wirtschaftspartner. Ich bin mir sicher: Das erhält international eine große Strahlkraft!

Wie kann die Lausitzer Wirtschaft profitieren?
Energieintensive Industrien wie Stahl, Zement und Glas werden direkt adressiert. Für Lausitzer KMU sehe ich ein großes Potenzial in der Sektorenkopplung, insbesondere wegen der wachsenden Bedeutung erneuerbarer Energien. BTU, IEG und DLR konnten hier bereits gemeinsam große Potenziale für die Wärmekopplung, z.B. in der Lebensmittelindustrie der Lausitz identifizieren. Nicht zuletzt werden auch gute Fachkräfte vor Ort und in Kooperation mit Lausitzer Unternehmen ausgebildet.

Kontakt

Dr. rer. oec. Christin Hoffmann
ABWL; insbesondere Organisation und Unternehmensführung
T +49 (0) 355 69-3919
christin.hoffmann(at)b-tu.de
Dr. Christin Hoffmann erforscht die Dekarbonisierung und Transformation in der Industrie