Türkei-Exkursion des DFG-Graduiertenkollegs 25.4.–3.5.2022

Die seit dem Frühjahr 2020 mehrfach verschobene Exkursion des GRK 1913 nach Istanbul und in die Aiolis konnte Ende April / Anfang Mai 2022 endlich stattfinden.

Eine lange geplante Reise zu verschieben, fällt nicht leicht. Die Erwartungen und Sehnsüchte, die Neugier und die Unrast, lassen sich schwer immer wieder neu beleben, wenn Unvorhergesehenes das Loskommen und Unterwegssein verhindert. Die pandemiebedingte und kurzfristige Absage der für den Mai 2020 geplanten Exkursion des DFG-Graduiertenkollegs »Kulturelle und technische Werte historischer Bauten« der BTU Cottbus-Senftenberg nach Istanbul und an die äolische Küste Anatoliens fiel allerdings ganz besonders schwer. Als eine gemeinsame Unternehmung der zweiten sowie der neu berufenen dritten Doktorandengruppe gedacht, sollten damit auch Erfahrung und Wissen im interdisziplinären Arbeiten und in der multiperspektivischen Anschauung innerhalb des Kollegs weitergegeben werden. Wo hätte sich diese Kontinuität besser begründen lassen als auf einer gemeinsamen Reise nach Istanbul? Einer Stadt zwischen Europa und Asien gelegen, deren Topografie die menschliche Anschauung und Vorstellungskraft auf eine besondere Art und Weise immer wieder herausfordert. Eine Stadt wie ein Buch, das man nie auszulesen vermag, weil es sich wie von selbst immer wieder mit Geschichten füllt. Eine Stadt, deren Bauten ihren architektonischen Wert aber auch ihre soziale und kulturelle Verortung im Machtgefüge des Spätrömischen, des Byzantinischen und des Osmanischen Imperiums immer wieder neu suchen und finden mussten.

Dass sich das Kolleg fast auf den Tag genau zwei Jahre später zu dieser Exkursion aufmachen konnte, verdankt es nicht nur den allgemeinen Lockerungen im Umgang mit der pandemischen Bedrohung, sondern auch und vor allem dem außerordentlichen Engagement seiner Mitglieder Firuzan Melike Sümertaş, Barış Altan, Turgut Saner und Klaus Rheidt. Dank ihrer Expertise ist es gelungen ein Exkursionsprogramm zusammenzustellen, das zum einen die große Bandbreite an Forschungsthemen innerhalb des Kollegs abzubilden und zum anderen die baugeschichtliche Anschauung jeweils mit dem veränderlichen kulturellen Wertehimmel in Beziehung zu setzen vermochte. Hierfür boten nicht nur die spätrömische, die byzantinische und die osmanische Geschichte Konstantinopels und Istanbuls, sondern auch seine jüngere Geschichte innerhalb der modernen Türkei eine große Fülle an historischen Gelegenheiten und exemplarischen Bauten, die dem Kolleg vor Ort durch Expertinnen und Experten der Denkmalpflege und der Bauforschung sowie durch Präsentationen der Doktorandinnen und Doktoranden nähergebracht wurden.

Aber der Blick der forschend Reisenden ging über die Geschichte Istanbuls hinaus an die äolische Küste Anatoliens und bezog dabei vor allem die griechische und hellenistische Epoche der Stadtgründungen und Herrschaftssicherung in Assos, Pergamon, Aigai und Larisa mit ein. Hierbei konnte das Kolleg vor allem auf die langjährigen Forschungen von Klaus Rheidt und die vielfach bestehenden wissenschaftlichen Kontakte vor Ort zu türkischen Kolleginnen und Kollegen zurückgreifen sowie in Larisa auf die besondere Expertise Turgut Saners. Zum Abschluss der Exkursion hatte das Kolleg zudem Gelegenheit mit Yeniköy einen exemplarischen Ort für die türkische Binnenkolonisation im 20. Jahrhundert aufzusuchen, zu dessen baulicher und sozialer Transformation in den vergangenen Jahrzehnten Vera Egbers und Özge Sezer als Postdoktorandinnen am Kolleg forschen.

Kontakt

Albrecht Wiesener
Baugeschichte
T +49 (0) 355 69-4915
Albrecht.Wiesener(at)b-tu.de