PV2Float: Solarmodule sollen auf dem Mortkasee schwimmen lernen

Photovoltaikanlagen auf dem Hausdach oder der grünen Wiese sind in der Oberlausitz nichts Ungewöhnliches. Doch dass Solaranlagen auch schwimmen können, ist wohl den wenigsten bekannt. Das könnte sich bald ändern. Auf dem Mortkasee in Lohsa sollen künftig im Rahmen eines Forschungsprojekts schwimmende Module das Sonnenlicht einfangen, um grünen Strom zu produzieren.

  • RWE, Fraunhofer ISE und BTU Cottbus-Senftenberg stellen Forschungsprojekt "PV2Float" im Gemeinderat vor
  • Technische Weiterentwicklung der PV-Systeme und Umweltverträglichkeit im Fokus
  •  Baustart könnte noch in 2023 erfolgen
  • Forschungsvorhaben umfasst Bau, Betrieb und anschließenden Rückbau der schwimmenden Solaranlage

"Der Mortkasee ist einst durch die Flutung des Werminghoffer Braunkohletagebaus entstanden. Nun könnte er zum Forschungsstandort für die Energiewende werden. Schwimmende Solaranlagen ermöglichen es, ausgewählte Tagebauseen, die keiner touristischen Nutzung und Entwicklung unterliegen, für die grüne Stromerzeugung zu nutzen. Darin steckt zusätzliches Potenzial für die Energiewende in unserer Region", sagte Thomas Leberecht, Bürgermeister der Gemeinde Lohsa, in der Gemeinderatssitzung.

RWE Renewables, das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE und die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) wollen auf einem sehr kleinen Teil des Mortkasees (Speicherbecken Lohsa I) das Forschungsprojekt "PV2Float" umsetzen und zeigen, dass schwimmende Solaranlagen im Einklang mit der Gewässerökologie realisiert werden können.

Projektleiter Dr. Stefan Wieland vom Fraunhofer ISE sagte zu den Vorteilen von schwimmenden Solaranlagen: "Über Gewässerflächen heizen sich Photovoltaik-Module weniger stark auf als an Land, was sich bei schwimmenden Anlagen in höheren Stromerträgen niederschlägt als bei vergleichbaren klassischen Freiflächen-Solaranlagen."

Die Projektpartner wollen auf dem Mortkasee verschiedene Anlagensysteme testen und so die Weiterentwicklung der Technologie vorantreiben. Sollte die Genehmigung erteilt werden, könnte noch in diesem Jahr mit dem Bau begonnen werden.

Ina Jaspers, aus dem Solarbereich von RWE, erläuterte: "Wir möchten vier verschiedene Anlagenvarianten auf dem Mortkasee untersuchen. Mit jeweils rund 30 Kilowatt Leistung sind diese Systeme verhältnismäßig klein. Aber sie werden uns wichtige Erkenntnisse liefern, etwa welche technologische Lösung die beste ist, wie Kosten weiter gesenkt und auch größere, schwimmende Solaranlagen noch umweltverträglicher umgesetzt werden können. Zudem wollen wir eine Referenzanlage an Land errichten – ebenfalls mit einer Leistung von 30 Kilowatt. Dafür schauen wir uns derzeit nach einem geeigneten Standort um."

Der Mortkasee bietet aufgrund der Struktur seines Seebeckens, der Wasserbeschaffenheit und seiner Besiedlung durch Pflanzen und Tiere gute Voraussetzungen für Forschungen durch die BTU Cottbus-Senftenberg zur gewässerökologischen Verträglichkeit schwimmender Solaranlagen. Für interessierte Bürgerinnen und Bürger wird während der gesamten Projektlaufzeit des Forschungsvorhaben "PV2Float" umfassendes Material auf einer Webseite zur Verfügung gestellt. Anwohnerinnen und Anwohner werden zudem die Gelegenheit haben, an einer Informationsveranstaltung teilzunehmen. Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderte Forschungsvorhaben umfasst sowohl den Bau, Betrieb als auch den anschließenden Rückbau der schwimmenden Solaranlage.

Mit RWE, dem Fraunhofer ISE und der BTU Cottbus-Senftenberg sind kompetente Partner an der Umsetzung beteiligt: RWE verfügt über langjährige Erfahrung bei Bau und Betrieb von Freiflächen-Solaranlagen und betreibt in den Niederlanden bereits eine Photovoltaik-Anlage auf einem ehemaligen Kühlwassersee. Das Fraunhofer ISE entwickelt als Europas größtes Solarforschungsinstitut Lösungen für schwimmende Photovoltaik und andere integrierte Photovoltaik-Technologien. Die BTU Cottbus-Senftenberg verfügt über umfassende wissenschaftliche Expertise im Bereich der Gewässerökologie.

Schwimmende Photovoltaik-Kraftwerke

Schwimmende Photovoltaik-Kraftwerke (kurz Floating-PV, FPV) sind ein relativ neues Konzept, welches den Ausbau erneuerbarer Energien ermöglicht, ohne neue Landflächen in Anspruch zu nehmen. Um die technischen, ökologischen und sozioökonomischen Voraussetzungen zur Erschließung des Potenzials auf Gewässern für die regenerative Stromerzeugung zu schaffen, untersucht in PV2FLOAT ein interdisziplinäres Konsortium aus Forschung, Entwicklung und Wirtschaft Chancen und Herausforderungen von FPV im Hinblick auf eine spätere wirtschaftliche Umsetzung im Megawatt-Maßstab.
In Deutschland ist die Nutzung von Braunkohletagebauseen ein realistisches Potenzial. Für die Genehmigungsfähigkeit von FPV ist es essenziell, dass die Anlagen keine negativen Auswirkungen auf die Gewässer haben. Im Mittelpunkt der BTU-Projektbeteiligung stehen daher Untersuchungen zu der Wirkung von FPV auf die Gewässerökologie. Dies beinhaltet insbesondere Betrachtungen von Veränderungen der physikalischen Eigenschaften des Wasserkörpers am Standort der FPV-Versuchsanlage sowie der daraus resultierenden ökologisch wirksamen Reaktionen im Hinblick auf biologische Strukturen und Prozesse. Die Wissenschaftler*innen untersuchen zudem die Bedeutung der Einbringung fester Strukturen durch FPV-Anlagen in den Gewässerlebensraum mit ihrem Potenzial zur Ansiedlung festhaftender Organismen lokal und im Hinblick auf das Gesamtökosystem. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Wasser und Boden Dr. Uhlmann in Dresden sollen die an der Versuchsanlage gewonnenen Erkenntnisse durch physikalische Seemodellierungen auf Anlagen unterschiedlicher Größe übertragen werden.

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Schwimmende Photovoltaik-Anlage bei Renchen in Baden-Württemberg, an der ebenfalls technologische und gewässerökologische Untersuchungen vorgenommen werden. (Foto: Fraunhofer ISE)