Forschen im Weltkulturerbe

Wissenschaftler*innen der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) untersuchen die Hauptstadt der Nabatäer: das antike Petra im heutigen Jordanien

Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 350.000 Euro geförderte Projekt beschäftigt sich mit der Erforschung der Stadtentwicklung im antiken Petra. Die Stätte gehört seit 1985 zum Weltkulturerbe. Im Gegensatz zu den berühmten, aus dem Fels gearbeiteten Fassaden ist ein Großteil der freistehenden Architektur des Stadtzentrums noch nie umfänglich untersucht worden. Diese Forschungslücke wollen die Wissenschaftler*innen der BTU in Kooperation mit Prof. Dr. Stephan G. Schmid vom Lehrstuhl für Klassische Archäologie der Humboldt-Universität zu Berlin nun schließen.

Seit Ende März 2023 arbeitet ein Team vor Ort, um die südwestlichen Stadtteile zu vermessen. Dabei hat es ein großes Wasserreservoir entdeckt, von dem mehrere Wasserleitungen abzweigen. Sie speisen unter anderem eine recht gut erhaltene Zisterne.  

Der Aspekt der Wasserwirtschaft erscheint mit Blick auf die Gegenwart von besonderer Relevanz. Antike Quellen beschreiben Petra als grünen Ort ohne jeden Wassermangel. Angesichts der heute dort herrschenden Trockenheit stellt sich die Frage, wie es den Nabatäern damals gelang, diese aktuell so knappe Ressource effizient zu nutzen.

In einem ersten Schritt hatten die Forscher*innen des Fachgebietes Baugeschichte im vergangenen Sommer mit der Vermessung der antiken Stadt begonnen. Dabei wurden sie von Mitarbeiter*innen des Fachgebiets Bauinformatik, Geodäsie und GIS unterstützt. Alle Bauwerke und archäologischen Hinterlassenschaften innerhalb der Stadtmauer werden derzeit in einem digitalen Stadtplan erfasst. Dieser soll nach Abschluss des Projekts auch für künftige Forschungen, dem jordanischen Antikendienst und der Petra Development and Tourism Regional Authority zur Verfügung stehen.

Weiterführende Dokumentationen sowie die Auswertung laufen bereits parallel. „Dabei liegt das Augenmerk ausdrücklich nicht nur auf den einzelnen Bauwerken, die in ihrer Summe die Stadt ausmachen, sondern ebenso auf sozialen, gesellschaftlichen und kulturellen Funktionszuordnungen und ihrem Zusammenspiel, wie auch auf stadttechnischen Aspekten, beispielsweise Wasserver- und entsorgung, Verkehr usw.“, erklärt die Leiterin des Projekts Prof. Dr. Alexandra Druzynski von Boetticher vom Fachgebiet Baugeschichte der BTU.

Die antike Stadt Petra liegt am Kreuzungspunkt mehrerer Karawanenwege, die Ägypten mit Syrien und Südarabien mit dem Mittelmeer verbanden. Aufgrund der sicheren Wasserversorgung war Petra eine beliebte Station der Karawanen. Die Nabatäer waren antike nordwestarabische Nomaden, bis sie im 3. Jahrhundert vor Christus im Gebiet um Petra sesshaft wurden und den Ort zur Hauptstadt ihres Königreichs werden ließen.

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Das Forscherteam in Petra, Foto: BTU, Rex Haberland
Architekturstudent beim Vermessen, Foto: BTU, Alexandra Druzynski v. Boetticher