Forschungsprojekt nähert sich im Dialog der ethnografischen Basis biografischer Perspektiven in der Lebenswelt eines stationären Hospizes

Im Rahmen ihres Projektes mit dem Arbeitstitel "Sterbende als Lehrende im Hospiz" konnte Anja Herzog durch eine Förderung des Gleichstellungsbüros der BTU Cottbus-Senftenberg auf dem Wiener Pflegekongress einen Teil Ihrer Forschungsergebnisse präsentieren.

Die Masterarbeit von Anja Herzog mit dem Arbeitstitel Sterbende als Lehrende im Hospiz: Die subjektive Sichtweise Sterbender auf ihr gesundheitliches Erleben in der Lebenswelt – Erwachsenen-Hospiz (begleitet durch Prof. Dr. Jacob Spallek & M. Phil., Dipl. (FH) Marie Tallarek) untersucht die „alltägliche Lebenswelt“ von Menschen, die in der Anonymität zuvor beschrieben: „Ich bin dankbar […] Sonst bin ich allein mit der Krankheit. Darum bemühe ich mich. Das ist die Strategie, die ich zurzeit verfolge (P3, 323 – 328).“ (Chaploz-Süssenbach et al. 2016: 175).

Der Diskurs zeigt, dass Patient:innen von biografischen Störungen berichten (Roulston et al. 2018: 1). Sie informieren dazu, dass sie zu relevanten gesundheitsspezifischen Fragestellungen nicht mit abstimmen dürfen (vgl. G-BA 2022). Stattdessen scheint die allgegenwärtige Rede über Vulnerabilität zu verhindern, dass die Grund- und Menschenrechte gewahrt werden, so dass sie „unzureichend beachtet oder sogar verletzt wurden." (Deutscher Ethikrat 2022: 107). Sterbende erleben, dass sie „selbst in Ländern mit hohem Einkommen unter Schmerzen und nach schweren gesundheitlichen Leiden, nicht am Ort ihrer Wahl sowie unter erheblicher psychischer Belastung sterben.“ (Finkelstein et al. 2021: e420). Ausgehend von diesen und weiteren explizierten Erfahrungen widmete sich die Arbeit folgender Hauptfragestellung: Wie erleben Sterbende in der Lebenswelt eines Erwachsenen-Hospizes in Deutschland die Begleitung in dieser Lebensphase?

Die Ergebnisse wirken sich gleichermaßen auf die etwaigen Ebenen der Lebenspraxis aus. Ausgehend von den intendierten Zielen präsentieren sich folgende Ergebnisse. In den Dialogen:

  1. kann für das Erleben in dem Lebensprozess über die institutionellen Grenzen hinaus sensibilisiert werden.
    • Posterpräsentation in Wien (2023)
  2. kann sorgfältiger zu den jeweiligen existentiellen Ressourcen und Bedürfnissen der Sterbenden in dieser Lebensphase erfahren werden um das Wohlbefinden und die Lebensqualität, der Menschen zu realisieren.
    • Buch: Herzog, A. (2023). Der Tod als Reflexionsgegenstand oder Teil des Lebens. Sterbende als Lehrende im Hospiz. ISBN: 978-3-96146-944-4
  3. werden die Akteur:innen der gesundheitlichen Berufe dazu eingeladen sich auf einen reflektierten Lernprozess einzulassen.

Mit dem wissenschaftstheoretischen Fundament der lebensweltlichen Ethnografie (Honer 2003 & 2011) betritt die Forscher:in mit einer doppelten Perspektive die Lebenswelt des (stationären) Hospizes. Ich richte dabei meinen Fokus auf die Erfahrungen im Sinne eines Death Literacy-Charakters (u.a. Noonan et al. 2016 & Leonard et al. 2021). Derzeit richtet sich der Fokus auf wünschenswerte weiterführende Forschungsaktivitäten, die sich vertiefend der Death-Literacy widmen. In dem Kontext möchte ich meinen Dank an das Gleichstellungsbüro widmen, ohne deren finanzielle Unterstützung die Reise zum Pflegekongress nach Wien nicht in dem Umfang möglich gewesen wäre. Gemeinsam mit einer weiteren Kollegin (Katharina Loehr) konnten wir das Angebot nutzen um über die institutionellen Grenzen hinaus für die Lebensphase des Sterbens zu sensibilisieren. 

~Oktober 2023, Anja Herzog

Kontakt:

Anja Herzog
Fakultät Vier. Pflegewissenschaft: Abteilung für Lehren und Lernen in der Berufspraxis (ALLB)
T: +49 (0)15156568020
E: anja.herzog(at)b-tu.de

Literatur:

Chaploz-Süssenbach, Ch., Sailer Schamm, M., Stoll, H., Spirig, R. (2016). „Die Welt nicht zu klein werden lassen“. Wie Menschen mit einer Krebserkrankung und Angehörige Übergänge in den letzten Monaten bewältigen. Pflege, 29(4), 171-181. doi: 10.1024/1012-5302/a000495.
(G-BA) Gemeinsame Bundesausschuss (Hrsg.): Patientenbeteiligung, Online im Internet, URL: Patientenbeteiligung - Gemeinsamer Bundesausschuss (g-ba.de), [Stand o. A.] Abfrage 07.05.2023.
Deutscher Ethikrat (2022). Vulnerabilität und Resilienz in der Krise – Ethische Kriterien für Entscheidungen in einer Pandemie. Stellungnahme. Berlin: Ethikrat.
Finkelstein, E-A., Bhadelia, A., Goh, C., Drishti, B., Singh, R., Bhatnagar, S., Connor, St.-R. (2021). Cross Country Comparison of Expert Assessments of the Quality of Death and Dying 2021. In: Journal of Pain and Symptom Management Vol. 63 No. 4.
Herzog, A. (2023a). Der Tod als Reflexionsgegenstand oder Teil des Lebens. Sterbende als Lehrende im Hospiz. Hamburg: Diplomica. ISBN: 9783961469444.
Honer, A. (2003). Lebensweltanalyse in der Ethnografie. In U. Flick, E. von Kardorff, I. Steinke (Hrsg.), Qualitative Forschung. Ein Handbuch (S. 194-204). Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.
Honer, A. (2011). Kleine Leiblichkeiten. Erkundungen in Lebenswelten (1. Aufl.). Wiesbaden: Springer.
Leonard, R., Noonan, K., Horsfall, D., Kelly, M., Rosenberg, J. P., Grindrod, A., Rumbold, B., Rahn, A. (2021). Developing a death literacy index, Death Studies, Taylor & Francis Group, doi: 10.1080/07481187.2021.1894268.
Noonan, K., Horsfall, D., Leonard, R., Rosenberg, J. (2016). Developing death literacy. Progress in Palliative Care, VOL. 0 NO. 0. doi: 10.1080/09699260.2015.1103498.
Roulston, A., Davidson, G., Kernohan, G., Brazil, K. (2018). Living with Life-Limiting Illness: Exploring the Narratives of Patients with Advanced Lung Cancer and Identifying How Social Workers Can Address Their Psycho-Social Needs. In: British Journal of Social Work 0, 1–18.

Anja Herzog (li.) und Katharina Loehr (re.), Foto: privat.
Anja Herzog (li.) und Katharina Loehr (re.) vor dem Austria Center Vienna. Foto: privat.