Lausitzer Böden besser verstehen und nachhaltig nutzen
Das mit rund 360.000 Euro vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) auf zwei Jahre angelegte Projekt will das Bewusstsein für eine nachhaltige Landnutzung und einen besseren Schutz der Böden im Lausitzer Revier schärfen.
Dem Boden wird damit seine besondere Bedeutung zugestanden und in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt - als Lebensgrundlage für Mensch und Tier, aber auch Fundament für alles, was darauf entsteht. Unter der Prämisse „Nur wer seine Bedeutung und Qualität kennt, kann ihn richtig nutzen und schützen“, werden landwirtschaftliche Nutzflächen und rekultivierte Böden der Bergbaufolgelandschaften gleichermaßen betrachtet.
Dr. Steffi Schillem, wissenschaftliche Mitarbeiterin in dem Citizen Science Projekt sagt dazu: „Im Vordergrund steht das Interesse für Naturschutz. Dazu laden wir alle ein, die sich beteiligen möchten. Unser Projekt lebt von der Bürgerbeteiligung und unser Leitsatz lautet: Entdeckt mit uns, worauf ihr steht!“. Projektmitarbeiterin und Bodenkundlerin Juliane Klemm ergänzt: „Mit dabei zu sein, ist einfach und spannend zugleich: Unter unserer Anleitung lernen die Interessierten, wie man Bodenproben entnimmt, wie sie zu bewerten sind und, welche Erkenntnisse man aus den entsprechenden Parametern ziehen kann. Wir bieten dazu einen Einführungsworkshop im April an und stellen für die praktische Bodenbestimmung im Frühjahr und Sommer eine kostenlose Handy-App zur Verfügung. Im Herbst wollen wir dann die Ergebnisse gemeinsam auswerten. Während der gesamten Zeit bleiben wir mit unseren Helfer*innen im Dialog.“
Informationsveranstaltungen in Cottbus, Welzow, Drebkau und Spremberg
vermitteln allen Interessierten, worum es bei der gemeinsamen Arbeit geht und worin die konkreten Aufgaben der Mitwirkenden bestehen. Dafür kommen die BTU-Wissenschaftler*innen des Forschungszentrums für Landschaftsentwicklung und Bergbaufolgelandschaften (FZLB) in die Orte, in deren Umfeld die Untersuchungen stattfinden sollen.
Erste Termine sind:
- Montag, 22. Januar 2024 in Cottbus: 17-18 Uhr, Universitätsstraße 22;
- Montag, 29. Januar 2024 in Drebkau: 17-18 Uhr, Drebkauer Kochtopf, Schwarzer Weg 110
Termine in Welzow und Spremberg sind für Ende Februar/Anfang März geplant.
Praktische Workshops zur Bodenbestimmung und eine genaue Anleitung vermitteln den neuen Teammitgliedern in einem zweiten Schritt das nötige Handwerkszeug: Mit Test-Kit und einer mobilen App werden erste Proben bewertet. Danach geht es in kleinen Teams auf Expedition vor Ort. Es wurden insgesamt etwa 100 Untersuchungspunkte ausgewählt, für die man sich entscheiden kann. Die Untersuchungsergebnisse werden in einer Online-Karte der Bodenqualität gesammelt. Sie sollen Aufschluss für eine sinnvolle Landnutzung geben: für die Holzwirtschaft, als landwirtschaftliche Nutzfläche oder für die regenerative Energieerzeugung mittels Photovoltaik und Windkraft. Die Bodenqualitätskarte ist Grundlage, um in einem weiteren Schritt mit den örtlichen Kommunen sowie mit Landbesitzern und Landnutzern ins Gespräch zu kommen, um mit Bürgerbeteiligung zu erörtern, wie es den Lausitzer Böden geht und wie eine sinnvolle Nutzung möglich ist.
Hintergrund
Der jahrzehntelange Kohleabbau hat im Lausitzer Revier Spuren hinterlassen. Wie in anderen Braunkohlerevieren veränderte und zerstörte der Tagebaubetrieb unter anderem massiv natürlich gewachsene Böden. Auch heute ist die Bodenqualität in den Bergbaufolgelandschaften noch an vielen Orten schlecht, für die landwirtschaftliche Nutzung sind die Böden meist zu wenig ertragreich.
Für das Projekt „Kartierung der Bodenqualität im Lausitzer Bergbaurevier“ greift die BTU Cottbus-Senftenberg auf "Citizen Science“zurück, um gemeinsam mit Bürger*innen Karten zur Bodenqualität zu erstellen. Die Untersuchungen erfolgen im standardisierten Bodenbewertungsverfahren. Mit einer eigens dafür entwickelten Webanwendung können die beteiligten Bürgerinnen und Bürger selbständig ihre ermittelten Daten zur Qualität natürlich gewachsener Böden im Vergleich zu den Böden der Bergbaufolgelandschaften sammeln. Expert*innen der Universität begleiten das Vorhaben wissenschaftlich. Die teilnehmenden Freiwilligen werden mit Veranstaltungen und Workshops unterstützt. Die entstehenden Karten werden der Öffentlichkeit über ein Onlineportal kostenfrei zur Verfügung gestellt.
Das Vorhaben setzt auf die Kooperation zwischen Wissenschaft, Umweltverbänden, IT-Beratung und Kommunen. Ideelle Kooperationspartner sind die DigitalAgentur Brandenburg (DABB), der Naturschutzbund Deutschland (NABU) sowie der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland -Landesverband Brandenburg (BUND). Zudem werden Vereine und kommunale Vertreter*innen aus den Landkreisen Spree-Neiße und Oberspreewald-Lausitz, sowie aus der kreisfreien Stadt Cottbus einbezogen.
Weitere Informationen: https://boden-entdecken.de/.
Kontakt
Forschungszentrum Landschaftsentwicklung und Bergbaulandschaften (FZLB)
T +49 (0) 355 69-3067
klemm(at)b-tu.de