Familienministerin Paus informierte sich zur Demokratiebildung an der BTU

Am 22. Januar 2024 war Lisa Paus, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, im Rahmen ihres Gesellschaftstages in Cottbus und Spremberg auch zu Gast an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU). Im Fokus der Gespräche standen die Themen Demokratieförderung, Demokratiebildung sowie Forschungen zu Migration und Hatespeech.

Wie können rechtsextreme Strukturen geschwächt und demokratisches Engagement gestärkt werden? Diese Leitfrage stand über dem ministerialen Besuchsprogramm und so informierte sich Bundesministerin Lisa Paus – unter anderem begleitet von Petra Budke, bildungspolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen im Brandenburger Landtag – über demokratiefördernde Maßnahmen und Initiativen an der BTU.

„Wir an der BTU, mit mehr als 40 Prozent internationalen Studierenden und vielen Wissenschaftler*innen aus aller Welt, sind sehr froh über unsere Vielfalt und Weltoffenheit. Wir engagieren uns innerhalb und außerhalb der Universität sehr für Toleranz, demokratische Werte und gegen Rechtsextremismus, z.B. bei der Initiative ,Cottbus ist bunt‘, bei Cottbus Open, mit unserem Handlungskonzept gegen extrem rechte Einflussnahme, durch Demokratiebildung im Rahmen des neuen Studiengangs für Grundschullehrer*innen, aber auch in der Forschung“, sagte Universitätspräsidentin Prof. Dr. Gesine Grande. Sie würde sich wünschen, dass das zivilgesellschaftliche Engagement in der Region mehr Beachtung in den Medien fände.

Bundesfamilienministerin Lisa Paus: „Danke für den herzlichen Empfang und den spannenden Einblick in Forschung und Lehre zu Demokratie und Pädagogik an der BTU Cottbus-Senftenberg, den Austausch zu Hate-Speech, zu Einsamkeit und zu den besonderen Herausforderungen an der Hochschule. Es ist gut zu wissen, dass Ihr Motto ‚Forschung für eine bessere Welt von morgen‘ so engagiert mit Leben gefüllt und umgesetzt wird.“

„Die Erziehung zur Demokratie ist die zentrale Aufgabe unseres im Oktober eingeführten Studiengans zum Grundschullehramt. Wenn Demokratiebildung in Schulen stattfinden soll, muss das Lehrpersonal entsprechend geschult werden“, erklärte BTU-Präsidentin Prof. Grande. Demokratiebildung sei mehr als ein Unterrichtsthema, sondern gelebte partizipative Praxis. Und so werde die Demokratiepädagogik an der BTU als Querschnittsthema im gesamten Studienablauf verstanden und durch Fachtage und Expert*innengespräche unterstützt. Das theoretische Studium wird von integrativen Praxiswochen begleitet, wobei sich der ganzheitliche Blick auf die Bildungsprozesse des Kindes richtet. Für den praxisintegrierenden Studiengang Lehramt Primarstufe wurde die BTU jüngst mit der Hochschulperle des Jahres 2023 des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft ausgezeichnet.

Wie wichtig Schulungen bei der Sensibilisierung im Kampf gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit seien, betonte auch Prof. Dr. Heike Radvan vom Fachgebiet „Methoden und Theorien Sozialer Arbeit mit den Schwerpunkten Gemeinwesenarbeit und Rechtsextremismusprävention“. Deshalb seien Fachtage, etwa zur rassismuskritischen Schulung und Demokratiebildung, Teil des Lehramtsstudiums. Genauso, wie auch BTU-interne Fortbildungen für die Beschäftigten angeboten würden und sie mit ihrem Team im Auftrag des Präsidiums ein Handlungskonzept gegen rechts verfasst habe, um den Hochschulbetrieb vor Einflussnahme antidemokratischer und extrem rechter Kräfte zu schützen. Dieses Handlungskonzept sieht als eine der ersten Maßnahmen die Einrichtung einer Monitoringstelle für Vorfälle von Diskriminierung und rechter Gewalt vor, zudem sollen Verwaltung, Lehre und Studium für Diskriminierungsformen und rechtsextreme Symbole sensibilisiert werden.

Als eines der aktuellen Forschungsprojekte an der BTU präsentierte Prof. Dr. Ludwig Bilz, Fachgebiet „Pädagogische Psychologie in Gesundheitsberufen“, Familienministerin Paus sein Projekt „Hatespeech als Schulproblem“. Abwertende Äußerungen gegenüber bestimmten Personengruppen, beispielsweise aufgrund ihrer Herkunft, ihres Geschlechts oder ihrer Religion seien in allen Gesellschaftsbereichen zu beobachten, sagte Prof. Bilz. Gemeinsam mit seinem Team und in Kooperation mit Kolleg*innen der Universität Potsdam und der Pädagogischen Hochschule Bern untersuchte er zwischen 2019 und 2023, wie verbreitet dieses Problem an Schulen ist. Dafür befragten die Wissenschaftler*innen 3.600 Schüler*innen und 486 Lehrkräfte in Deutschland und der Schweiz. Hierbei zeigte sich, dass 67 Prozent der Schüler*innen pro Jahr Zeuge von Hatespeech in der Schule werden. Im aktuell laufenden Folgeprojekt geht es um schulbezogene Interventionen gegen Hatespeech. Mit einer Förderung durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend erstellt das Team derzeit einen Katalog aller international verfügbaren Programme, die an Schulen gegen Hatespeech zum Einsatz kommen können. Anhand von wissenschaftlichen und praxisbezogenen Qualitätskriterien werden diese Programme analysiert und Handlungsempfehlungen für ihren Einsatz an Schulen formuliert. Eine zum Projektabschluss Ende 2024 geplante Fachkonferenz soll Lehrkräften die Möglichkeit der Information, der Schulung und des Erfahrungsaustausches bieten.

Über die Demokratiebildung im Rahmen der Ausbildung neuer Lehrkräfte und Demokratieförderung im Lehramtsstudium an der BTU

Die Erziehung zur Demokratie gilt als zentrale Aufgabe schulischer Arbeit. Um diese erfüllen zu können, müssen Lehrkräfte entsprechend ausgebildet werden. Das BTU-Konzept beruht darauf, dass Demokratiebildung mehr ist, als ein Unterrichtsthema, sondern gelebte partizipative Praxis. Um Lehrkräften Kompetenzen zu vermitteln, die sie als Lehrer*innen in die Lage versetzen, Demokratiebildung an Schulen zu realisieren, wurden entsprechende Settings im Rahmen des Studiengangs Lehramt Primarstufe implementiert.

Obligatorische Auseinandersetzungen mit der jüngsten deutschen Geschichte einschließlich der Zeit des Nationalsozialismus sowie mit der SED-Diktatur werden mit Faktenwissen, aber insbesondere auch mit dem Kennenlernen relevanter Institutionen und Partizipationsmöglichkeiten verbunden. Die Studierenden sollen so ihr künftiges Arbeitsfeld, dessen Eingebundenheit in das Netz diverser demokratischer Institutionen kennen und verstehen lernen. Darüber hinaus wird Demokratiepädagogik als Querschnittsthema im gesamten Studienablauf verstanden und durch Fachtage und Expert*innengespräche unterstützt. Außerschulische Lernorte, wie beispielsweise das Menschenrechtszentrum, das Heimatmuseum in Dissen oder die Neue Bühne Senftenberg, vermitteln angehenden Lehrkräften neue Perspektiven und einen praktischen Bezug für eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte. Sie bieten Möglichkeiten, Zeitzeugen zu treffen und Demokratie zu erleben. Ein Ansatz, der sich einerseits vom Lehramtsstudium auf die spätere Arbeit mit Schüler*innen übertragen lässt und andererseits die Entwicklung einer dafür notwendigen Lehrer*innenpersönlichkeit ermöglicht.

Pressesprecherin

Ilka Seer
Referat Corporate Identity
T +49 (0) 355 69-3612
ilka.seer(at)b-tu.de

Kontakt

Susett Tanneberger
Kommunikation und Marketing
T +49 (0) 355 69-3126
susett.tanneberger(at)b-tu.de
(v.l.n.r.): Prof. Bilz, Prof. Dr. Gesine Grande, Bundesministerin Lisa Paus, Petra Budke, Prof. Dr. Heike Radvan (Foto: BTU / Ralf Schuster)
Tauschten sich über demokratiefördernde Maßnahmen und Initiativen an der BTU aus: Familienministerin Lisa Paus (re.) und BTU-Präsidentin Prof. Dr. Gesine Grande. Foto: BTU / Ralf Schuster