„Ich wünsche mir, dass die GRS weiterhin offen für neue Ideen bleibt“

Prof. Dr. Thomas Raab leitete neun Jahre die Graduate Research School (GRS) an der BTU Cottbus-Senftenberg. Davor war er Sprecher der Vorgängereinrichtung International Graduate School (IGS). Im Interview gibt er Einblicke in Entwicklung und Potential der Nachwuchsförderung im wissenschaftlichen Bereich.

Herr Prof. Raab, mit Ihrer Unterstützung wurde die Graduiertenförderung an der BTU auf ein solides Fundament gestellt. Was war Ihre Motivation, diese Aufgabe zu übernehmen?

Meine Motivation hängt eng mit meinen frühen Erfahrungen als Habilitand an der Universität Regensburg zusammen. Als Postdoc erhielt ich dort wichtige Einblicke in den Aufbau eines strukturierten Promotionsprogramms. Das strukturierte Promotionsprogramm bildete die Basis eines DFG-Graduiertenkollegs. Als ich später an die BTU kam, gab es noch keine Graduiertenkollegs. Erst im Rahmen der Zielvereinbarungen mit dem MWFK ergab sich 2010 die Möglichkeit, in der International Graduate School (IGS) strukturierte Promotionsprogramme - damals Fachklassen genannt – aufzubauen. So konnten wir die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses mit der Bildung kritischer Massen in strategischen Forschungsfeldern verbinden. Aus einer dieser IGS-Fachklassen ging das DFG-Graduiertenkolleg 1913 „Kulturelle und technische Werte historischer Bauten“ der Fakultät 6 hervor. Durch die Erprobung neuer Wege in der Graduiertenförderung in der IGS konnte somit ein solides Fundament für die Graduate Research School (GRS) gelegt werden. Die IGS gilt als Vorläufer der heutigen GRS.

Auf welche Meilensteine in der Entwicklung der GRS sind Sie besonders stolz?

Es gab Verschiedenes von Bedeutung für die Entwicklung der GRS. Hervorzuheben ist aus meiner Sicht, dass die GRS als eine neue Dachstruktur etabliert wurde, die dem gesamten wissenschaftlichen Nachwuchs der BTU offensteht. Mit ihren Förderinstrumenten und Qualifizierungsangeboten bietet sie heute eine zentrale Struktur der Graduiertenförderung an der BTU. Für mich gehört die Etablierung der GRS zu einer der wichtigsten Errungenschaften an unserer Universität in den letzten Jahren.

Wenn Sie auf Ihre langjährige Leitung der GRS und die Zusammenarbeit mit Nachwuchswissenschaftler*innen zurückblicken: Gibt es Erlebnisse, die Ihnen besonders am Herzen liegen?

Die vielen Interaktionen und der Austausch mit unseren Promovierenden und Postdocs gehören ganz sicher dazu. Noch aus Zeiten der IGS in Erinnerung geblieben ist mir eine Exkursion mit den Fachklassen nach Regensburg. Wir nannten das „IGS on Tour“. Vor Ort haben wir uns mit den unterschiedlichsten Akteuren ausgetauscht, je nach fachlichem Profil der einzelnen Fachklassen. So besuchten wir beispielsweise einen Standort von Infineon und tauschten uns mit Vertretern der örtlichen Denkmalpflege aus. Auch die „Young Researchers‘ Days“ gehören dazu, die wir in der Anfangszeit der GRS dank einer EU-Förderung durchführen konnten. Diese Veranstaltungen waren hervorragend geeignet, um mit unseren Promovierenden und Postdocs über Karrierewege innerhalb und außerhalb der Wissenschaft zu diskutieren. Die „Young Researchers‘ Days“ boten zudem eine wichtige Plattform, um die GRS als offene Einrichtung für den gesamten wissenschaftlichen Nachwuchs zu präsentieren.

Wie beurteilen Sie den Stellenwert der GRS bei der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses an unserer Universität?

Aus meiner Sicht sind hier zwei zentrale Aspekte zu nennen: Erstens die Förder- und Qualifizierungsangebote der GRS, die im Übrigen sehr gut angenommen werden. Zweitens hat die GRS im Vergleich zu ähnlichen Einrichtungen an anderen Hochschulen ein Alleinstellungsmerkmal, das sich insbesondere in den Förderinstrumenten zeigt. So werden die Mittel der GRS zu einem großen Teil für die direkte Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses eingesetzt. Sowohl innerhalb der GRS, als auch im Austausch mit der Hochschulleitung und der „Kommission für Forschung, wissenschaftlichen Nachwuchs und Technologietransfer“ haben wir die Förderangebote dafür stets kritisch reflektiert. Hauptkriterium war dabei immer, dass die Förderangebote einen substanziellen Beitrag zur Profilbildung in den Forschungsschwerpunkten und zur Erhöhung der Promotionsquote der BTU leisten müssen. Förderinstrumente wie Mobilitätszuschüsse oder Stipendien sollen hierbei in erster Linie positive Anreize sowohl für den wissenschaftlichen Nachwuchs als auch für die Betreuerinnen und Betreuer setzen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der GRS? Wo sehen Sie wichtige Potentiale?

Ich wünsche mir, dass die GRS weiterhin offen für neue Ideen bleibt. Da sich die Rahmenbedingungen ständig ändern, werden Anpassungen selbstverständlich immer notwendig sein. Deshalb gibt es heute neben etablierten Förderinstrumenten, wie Mobilitätszuschüssen oder Stipendien, auch ganz neue Förderangebote, wie die „Young Investigator Group“. Sicherlich wird es in Zukunft noch wichtiger werden, die Promovierenden auf Karrierewege außerhalb der Wissenschaft vorzubereiten. Das zeichnet sich bereits in unserer Region zum Beispiel durch den Strukturwandel ab. Ich wünsche Herrn Prof. Hübner als fachlichem Leiter und Herrn Rode als Geschäftsführer, dass sie wie ich viel Freude daran haben, die GRS als wichtigstes Instrument der Graduiertenförderung an der BTU weiterzuentwickeln. Zu wissen, dass die GRS bei ihnen in sehr guten Händen ist, erleichtert mir den Abschied von dieser Aufgabe.

Vielen Dank für das Gespräch!

Hintergrund

Prof. Thomas Raab war von Anfang 2015 bis Ende 2023 wissenschaftlicher Leiter der GRS.

Von 2010 bis 2014 war er Sprecher der Vorgängereinrichtung „International Graduate School" (IGS). Von Anfang an arbeitete er mit Robert Rode, Geschäftsführer der GRS und zuvor Koordinator der IGS, zusammen. Gemeinsam entwickelten sie das Konzept der GRS, das zwei zentrale Aufgabenbereiche umfasst: Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses an der BTU, beispielsweise durch Mobilitätszuschüsse, Stipendien und Postdoc-Fellowships. Darüber hinaus bietet die GRS ein überfachliches Qualifizierungsprogramm an, das allen Promovierenden und Postdocs der BTU offensteht. Nach seiner Wahl zum Dekan der Fakultät für Umwelt und Naturwissenschaften gab er die Leitung der GRS zum Jahresende 2023 ab.

Über die Leitung der GRS

Die fachliche Leitung der GRS liegt seit dem Ausscheiden von Prof. Raab bei Prof. Hübner als zuständigem Mitglied der Hochschulleitung. 

Kontakt

Robert Rode
ZE Graduate Research School (GRS)
T +49 (0) 355 69-3479
robert.rode(at)b-tu.de
Prof. Dr. Thomas Raab, ehem. Leiter der GRS und seit Dezember 2023 Dekan der Fakultät 2 Umwelt und Naturwissenschaften