Meet the Team | Prof. Felix Müsgens
Du hast das EIZ ganz wesentlich mit auf den Weg gebracht – was hat dich dazu motiviert, was war deine Vision für das Energie-Innovationszentrum?
Meine Motivation für das Energie-Innovationszentrum speist sich aus der Überzeugung, dass wir den Wandel in der Energiewirtschaft aktiv gestalten müssen – mit innovativen Lösungen, interdisziplinärer Forschung und einem starken Netzwerk aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Die BTU liegt in einer Region, die traditionell von der Braunkohle geprägt ist. Gerade hier müssen wir zeigen, dass der Strukturwandel eine Chance ist, nicht nur eine Herausforderung. Das Energie-Innovationszentrum soll ein Ort sein, an dem Theorie und Praxis aufeinandertreffen. Hier sollen Forschende, Unternehmen und politische Akteure gemeinsam daran arbeiten, eine klimaneutrale Energiezukunft zu gestalten. Dabei ist mir besonders wichtig, dass wir sowohl akademisch forschen als auch konkrete Lösungen für die Praxis entwickeln. Gleichzeitig soll das EIZ den Nachwuchs fördern. Junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollen hier die Möglichkeit haben, an den drängenden Fragen der Energiewende zu arbeiten und sich zu vernetzen – sowohl mit anderen Forschenden als auch mit Unternehmen.
Welche Rolle nimmt das EIZ für dich langfristig in der Energiewende und speziell für die Lausitz ein?
Das EIZ ist eine Brücke zwischen Forschung und Praxis. Wir entwickeln hier neue Technologien, die wir dann in unseren Laboren und im Feld testen und schließlich auch zur Marktreife bringen. Wir brauchen dabei ganzheitliche Lösungen: der Stromsektor sollte integriert mit Wärme, Mobilität und industriellen Prozessen gedacht werden. Langfristig sehe ich das EIZ als einen Innovationsmotor für die klimaneutrale Energieversorgung, der dazu beiträgt, Technologien wirtschaftlich tragfähig und gesellschaftlich akzeptabel zu gestalten. In der Lausitz ist das EIZ als ein zentraler Akteur in der Energieforschung. Zum einen kann das Zentrum dabei helfen, neue wirtschaftliche Perspektiven zu schaffen, indem es hochqualifizierte Arbeitsplätze in Zukunftstechnologien bietet. Zum anderen kann die Lausitz eine Vorzeigeregion für die Energiewende werden.
Die Lausitz befindet sich im Wandel. Was ist deine persönliche Vision für die Lausitz 2050, was wünschst du dir für die zukünftige Entwicklung dieser Region?
Ich wünsche mir eine Region, in der die Energiewirtschaft auch 2050 noch eine große Rolle spielt, getragen von einer herausragenden Energieforschung an der BTU. Für den Weg dahin wünsche ich mir Optimismus. Nicht auf den Staat oder sonst irgendjemand warten, sondern selbst anpacken und die Zukunft eigenverantwortlich gestalten! Meine Vision für die Lausitz im Jahr 2050 ist, dass sie sich von einer traditionellen Energieregion zu einer europaweit führenden Innovationsregion für nachhaltige Energielösungen entwickelt hat. Die Lausitz hat das Potenzial, ein Vorreiter für klimaneutrale Industrie, intelligente Energienetze und innovative Speichertechnologien zu werden.
Was macht die Arbeit an der BTU für dich besonders?
Im Kern habe ich als Professor drei Aufgaben: Lehre, theoretischen Erkenntnisgewinn in der Wissenschaft und praktischen Erkenntnisgewinn für Unternehmen. Alle drei machen großen Spaß. Junge Menschen während ihres Studiums und auch während der Promotion beim Lernen anzuleiten, ist manchmal harte Arbeit – aber immer eine Freude. Die Grenzen der Wissenschaft nach außen zu verschieben und dies mit der Community in wissenschaftlichen Beiträgen zu Teilen, ist nicht nur spannend, sondern ermöglicht auch weltweite Kontakte, die persönlich und fachlich bereichern. Und auch die praktische Umsetzung in Unternehmen hat mir schon immer Freude bereitet, weshalb ich nach der Promotion zunächst im Energiehandel gearbeitet habe und später eigene Unternehmen gestartet habe.
Was sind deine persönlichen Highlights in Cottbus? Was sollte man unbedingt ausprobiert haben, wenn man hier ist?
Da gibt es viel – von Kultur im Staatstheater über Sport (aktiv in der Lagune zum Schwimmen, passiv im Energie Stadion) bis zum sommerlichen Genuss von Kaltgetränken auf dem Altmarkt. Ebenso ist der Besuch in einem der Lausitzer Braunkohle-Tagebaue oder den entstehenden Seenlandschaften (Ostsee!) sehr zu empfehlen, auch um den Wandel der Region hautnah zu erleben. Schließlich zur Naherholung auch der Branitzer Park – ein einzigartiges Gartenkunstwerk von Fürst Pückler. Die berühmten Pyramiden inmitten des Parks sind absolut sehenswert, und ein Spaziergang dort ist zu jeder Jahreszeit zu empfehlen.
Prof. Felix Müsgens ist einer der beiden wissenschaftlichen Leiter des EIZ an der BTU Cottbus-Senftenberg und Inhaber des Lehrstuhls für Energiewirtschaft, zu dessen Forschungsschwerpunkten Energiewirtschaft, Energie-Datenanalytik und Energiesystemmodellierung gehören. In angewandten und theoretischen Forschungsprojekten arbeitet er mit Industrieunternehmen, Energieversorgern sowie Verbänden und Ministerien zusammen. Er ist Mitglied zahlreicher Gremien (z. B. Wissenschaftlicher Beratungs- und Projektbeirat von 50Hertz) und assoziierter Forscher am EPRG (University of Cambridge) und im RWI Research Network. Von 2019 bis 2021 fungierte er als gewählter wissenschaftlicher Vertreter im Börsenrat der European Energy Exchange (EEX) Agentur. Im Akademieprojekt ESYS leitete er die Arbeitsgruppe Strommarktdesign. Prof. Müsgens promovierte am Institut für Energiewirtschaft (EWI) und DFG-Graduiertenkolleg Risikomanagement an der Universität zu Köln. Er verfügt über umfangreiche Branchenerfahrung als Leiter des Portfoliomanagement-Teams von Trianel und als Gründer der Unternehmensberatung r2b energy consulting GmbH sowie der Tochtergesellschaft solarea GmbH, die Flächen für erneuerbare Projekte identifiziert und sich um Genehmigungsverfahren kümmert.