Mehr als 150 Teilnehmende diskutieren über Zukunftschancen durch natürlichen Klimaschutz
Natürlicher Klimaschutz ist Zukunftsvorsorge und Standortfaktor. Gesunde Moore, Wälder und Gewässer sind die Grundlage für ein stabiles Klima, sichere Wasserhaushalte und landwirtschaftliche Produktivität. "Ohne intakte Ökosysteme ist auch in Brandenburg kein stabiles Wirtschaften möglich", betonte Magdalena Eder vom Klimabündnis Brandenburg.
Prof. Herman Lotze-Campen, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, wissenschaftlicher Klimabeirat Brandenburg, machte deutlich: "Landwirtschaft, Wälder und andere Landnutzungen spielen eine zentrale Rolle bei der Erreichung der Klimaziele. Wichtig ist, dabei die Wechselwirkungen mit anderen Nachhaltigkeitszielen explizit mitzudenken – nur so können langfristig tragfähige Lösungen entstehen."
BTU-Präsidentin Prof. Gesine Grande hob die Bedeutung des Tagungsortes hervor: "Die BTU Cottbus–Senftenberg versteht sich als Expertin in der Transformation. Als Wissenschaftsstandort mitten in der Lausitz bringen wir Akteure zusammen, bündeln Wissen und entwickeln neue Lösungen. Dass die Konferenz auf unserem Campus stattfindet, zeigt: Natürlicher Klimaschutz, regionale Innovation und Wissenschaft gehören zusammen."
Ob Paludikultur, klimaresiliente Waldbewirtschaftung oder klimaangepasstes Wassermanagement – innovative Projekte gibt es schon, brauchen aber Förderung und politischen Rückenwind. „Brandenburg hat viele Pioniere, die die Potenziale von Klimaschutz in der Landnutzung erkannt haben. Um Natürlichen Klimaschutz in die Breite zu bringen, muss es sich wirklich lohnen Produkte aus beispielsweise Paludikultur zu produzieren. Die Gelder aus dem Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz können hier ein echter Booster sein, wenn die Landesregierung das erkennt und nutzt! Als zweite Stellschraube müssen rechtliche Hindernisse abgebaut werden. Es braucht endlich Novellen beim Wassergesetz und Waldgesetz - einen Aufschub können wir uns nicht länger leisten“, so Joyce-Ann Syhre vom BUND Brandenburg.
Auch die gezielte Ausrichtung von Fördermitteln spielte eine zentrale Rolle: "Jede Subvention sollte Biodiversität, Klimaschutz und Resilienz stärken. Wir brauchen funktionierende Märkte, um in der Breite nachhaltig in intakten Ökosystemen erzeugte Produkte verkaufen zu können. Was als Leuchtturm oder Nischenprodukt bereits funktioniert, muss nun skaliert werden. Wir fordern die Landesregierung auf, die guten Anfänge weiter zu verstetigen und mit geeigneten Förderprogrammen den Martkhochlauf zu forcieren", sagt Björn Ellner vom NABU Brandenburg. Zudem wurde das neue Regionalbüro für Natürlichen Klimaschutz durch Tilman Schnauder, Leitung Regionalbüro Natürlicher Klimaschutz und Referent für Klimamoorschutz, als wichtige Anlaufstelle vorgestellt, um Akteure zu vernetzen, Wissen zu bündeln und Kooperationen voranzubringen.
Im abschließenden Panel "Vom Potenzial zur Praxis" debattierten Gunnar Lehmann (MdL, BSW), Tom Kirschey, Tilman Schnauder, Simon Krischer (Biodiversity in Good Company/Biokreis e. V.) und Björn Ellner (NABU Brandenburg) über die Frage, wie natürlicher Klimaschutz zum Motor für Innovation und regionale Wertschöpfung werden kann.
Die Konferenz zeigte eindrucksvoll: Brandenburg kann als Vorreiterregion wirtschaftliche Stärke und ökologische Verantwortung verbinden – wenn natürlicher Klimaschutz als Innovationsmotor verstanden und politisch unterstützt wird.
"Natürlicher Klimaschutz ist kein Nice-to-have, sondern Zukunftspolitik. Hier müssen Wirtschafts- und Umweltministerium jetzt gemeinsam handeln. Natürlicher Klimaschutz darf kein Randthema mehr sein – er ist der Schlüssel für Resilienz, Wertschöpfung und Zukunftssicherheit im Land", so Magdalena Eder abschließend.
Die Aufzeichnung der Inputs aus dem Hauptpanel ist in Kürze über www.klimabuendnis-brandenburg.de erreichbar.
Über die Referent*innen
Die Konferenz vereinte eine beeindruckende Riege an Fachleuten aus Wissenschaft, Praxis und Verbänden. So sprachen unter anderem Sebastian Petri (Moorhofer Grünlandhof und Moorgrün GmbH) und Dr. Jan Peters (Michael Succow Stiftung) über Chancen und Hürden einer moorschonenden Landwirtschaft. Studiengänge wie Environmental and Resource Management, Umweltingenieurwesen und Umweltwissenschaften der BTU Cottbus–Senftenberg zeigten die Rolle der Wissenschaftsausbildung für die Transformation.
Im Themenblock Waldumbau und Waldwirtschaft gaben Dr. Malte Pries (Pollmeier Massivholz GmbH & Co. KG)und Dr. Stefan Kreft (Naturwald Akademie) wichtige Impulse, gefolgt von einem Fachaustausch zur klimaresilienten Waldbewirtschaftung mit Prof. Dr. Tobias Cremer (HNEE) und Friedrich-Georg Koch (ANW).
Den Bereich Paludikultur und Förderkulisse diskutierten Tom Kirschey (Kompetenzzentrum Natürlicher Klimaschutz), Tilman Schnauder (Regionalbüro Natürlicher Klimaschutz) und Prof. Dr. Annette Prochnow (ATB).
Zur nachhaltigen Wasserbewirtschaftung setzten Dr. Rocco Buchta (Institut für Fluss- und Auenökologie) und Dr. Rüdiger Mauersberger (Förderverein Feldberg-Uckermärkische Seenlandschaft e. V.) Akzente.
Gefördert wird die Veranstaltung von Heidehof Stiftung und Lokale Agenda 21.