BTU-Transfertag würdigt herausragende Transferleistungen

Höhepunkt des diesjährigen Transfertages an der BTU war die erstmalige Verleihung der mit insgesamt 14.000 Euro dotierten BTU-Transferpreise: Die Gewinner heißen Mesh4U und NMI Technologies. Ein Sonderpreis ging an das Energie-Innovationszentrum (EIZ).

Beim diesjährigen BTU-Transfertag feierte die BTU Cottbus-Senftenberg ihr zehnjähriges Transferforum. Unter dem Motto „Kooperationen gestalten – Innovationen fördern“ kamen Unternehmen, Forschende, Förderinstitutionen und regionale Akteure zusammen, um erfolgreiche Projekte, Labore und neue Partnerschaften kennenzulernen.

Das Impulsreferat von Dirk Wojakowski, AiF Projekt GmbH – Projektträger im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWE) gab den Teilnehmenden kompakte Informationen und praxisnahe Tipps zur Förderrichtlinie „Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM)”, die eine der wichtigsten nationalen Unterstützung von Innovationsprojekten kleiner und mittlerer Unternehmen ist.

Ein Highlight im Programm war die Keynote von Prof. Andreas Zaby, Innovationsmanager der SPRIND GmbH, der Bundesagentur für Sprunginnovationen. Er schlug einen inspirierenden Bogen von der im weltweiten Vergleich guten Unterstützungsleistung von Forschungsleitungen in Deutschland. Dabei zeigte er herausragende Möglichkeiten der SPRIND Agentur zur Überbrückung des sogenannten „Death of Valley“ auf - der Lücke zwischen der Förderung von öffentlicher Spitzenforschung und dem tatsächlichen, gesichert privaten Investment.

Transferpreise 2025

Aus insgesamt fünf nominierten Kooperationen, die jeweils in einem Pitch ihr Projekt und die Transferleistungen vorstellten, wählte die Jury zwei herausragende Kooperationsprojekte aus:

Mesh4U – Ein Netz für schnellere Infrastrukturinspektionen

Die Entwicklung von Mesh4U ermöglicht die schnelle und energieeffiziente Durchführung komplexer Messkampagnen über große Distanzen. Zentral ist ein neuartiges selbst-organisierendes, lernendes Mesh-Kommunikationsnetzwerk auf extrem kleinen, batteriebetriebenen Wi-Fi-Modulen – ein technologischer Durchbruch im Bereich mobiler Mess- und Überwachungstechnik.

Großer Bedarf bei Eisenbahnbrücken:
Mit rund 25.000 Bahnbrücken in Deutschland, von denen viele über 100 Jahre alt sind, wächst der Sanierungs- und Untersuchungsbedarf erheblich. Mesh4U ermöglicht erstmals, bis zu 100 Sensoren auf großen Brücken effizient zu vernetzen und Messdaten in hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung zu übertragen. Damit lassen sich Simulationsmodelle für Tragfähigkeitsanalysen zuverlässig kalibrieren.

Sichere und effiziente Energieanlagen:
Auch in Energieinfrastrukturen – etwa bei Erdungsanlagen von Umspannwerken – zeigt Mesh4U seine Stärken:

  • Fernsteuerung von Messvorrichtungen über mehr als 1,2 Kilometer,
  • stabiler Betrieb unabhängig vom Mobilfunknetz,
  • erhebliche Reduktion des Personalaufwands.
  • Feldtests mit LEAG, PTB Ingenieure und der ASCORI GmbH & Co. KG bestätigten Reichweiten, Stabilität und Durchsatz des Systems.

Das Entwicklerteam bereitet eine Ausgründung vor, die OEM-Lösungen und kundenspezifische Messsysteme anbieten wird.

NMI Technologies – Nahinfrarot Spektrometer für ein breites Anwendungsfeld von der Landwirtschaft bis zu modernster Recyclingtechnik

Die Ausgründungsinitiative NMI Technologiesaus dem Projekt Innovationscampus Elektronik und Mikrosensorik (iCampus) entstanden, bei dem neuartige Nahinfrarot-Brechungsindexsensoren entwickelt wurden. In Kooperation zwischen BTU Cottbus-Senftenberg und Leibniz Institut für innovative Microeletronik IHP entstand die Idee eines ultrakompakten diskreten Spektrometers, der verschiedene Polymere in Echtzeit optisch unterscheiden soll.

Stand der Technik:
NIR Spektroskopie wird in der Erkennung von Textilien und Kunststoffen schon seit mehreren Jahren eingesetzt, meist in Erprobungslinien mit preisintensiven Spektrometern. Bei der Innovation von NMI Technologies handelt es sich um Germanium-Photodetektoren, die in einer Pilotlinie am IHP gefertigt werden. Sie nutzt eine neue Technologie, mit der die Herstellungskosten drastisch gesenkt werden können. Ein derzeit entwickelter Labordemonstrator soll zu einem ersten in der Industrie einsetzbaren Prototypen umgebaut, in Serie produziert und verkauft werden.

Ausgründung:
Mit den entwickelten Produkten ist die Unterscheidung diverser Kunststoffe in der Mülltrennung für ein vollständiges Recycling möglich. Das Team blickt auf einen stetig wachsenden Markt, der laut Prognosen in Europa von 450 Mio. USD (2023) auf 650 Mio. USD (2030) wachsen soll. Damit plant die Kooperation auf Basis dieser Technologie eine Ausgründung, um sie in die industrielle Anwendung zu überführen. Das Geschäftsmodell sieht den Vertrieb sowohl der Sensoren für diskrete On-Chip NIR Spektrometer an Kamera- und Sensorhersteller als auch fertiger Spektroskopie-Lösungen für die Integration in Sortieranlagen vor.

Patentanmeldung:
Im Zuge der Forschungskooperation haben BTU zusammen mit dem IHP bereits ein Patent erfolgreich angemeldet. Im Zuge der Ausgründung ist geplant, die Anmeldung eines weiteren Patents über das diskrete On-Chip NIR Spektrometer über die BTU zeitnah zu prüfen und wenn möglich durchzuführen.

Die Jury würdigte besonders:

  • die regionale Vernetzungsleistung zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Energiebranche,
  • die Unterstützung innovativer Transformationsprojekte,
  • die nachhaltige Stärkung der Energiewende-Kompetenz am Standort Cottbus,
  • die vorbildhafte Begleitung von Unternehmen auf dem Weg in neue energie- und digitaltechnische Wertschöpfungsfelder.

Mitglieder der Jury

  • BTU Cottbus-Senftenberg, Vizepräsident für Forschung und Transfer Prof. Michael Hübner als Juryvorsitzender und Vertretung aus der Senatskommission für Forschung, wissenschaftlichen Nachwuchs und Technologietransfer, Grit Hagenberger
  • Wirtschaftsinitiative Lausitz e.V. (WiL), Vorstandsmitglied Tim Berndt
  • Förderverein der BTU Cottbus-Senftenberg e.V., stellv. Vorstandsvorsitzender Andreas Pfeiffer
  • Wirtschaftsförderung Land Brandenburg GmbH (WFBB), Geschäftsführer Sebastian Saule

Das EIZ erhält den Sonderpreis für seinen herausragenden Beitrag zum regionalen Transfer

Mit einem Sonderpreis, der außerhalb der Pitchbewertung lief, hebt die BTU ein Projekt hervor, das über seine fachliche Exzellenz hinaus einen entscheidenden Beitrag zur regionalen Strukturentwicklung leistet.

Über den BTU-Transfertag

Der Transfertag präsentiert erfolgreiche Innovationspartnerschaften, gewährt Einblicke in Labore und Forschungseinrichtungen und bietet Raum für Vernetzung und Förderberatung. Seit zehn Jahren ist er ein zentrales Format der BTU, um Wissenschaft und Wirtschaft wirkungsvoll zusammenzuführen.

Kontakt

Katrin Erb
Abteilung Wissens- und Technologietransfer
T +49 (0) 355 69-2802
katrin.erb(at)b-tu.de

Susett Tanneberger
Kommunikation und Marketing
T +49 (0) 355 69-3126
susett.tanneberger(at)b-tu.de
Großes Interesse beim diesjährigen BTU-Transfertag in Cottbus (Foto: BTU, Sascha Thor)
Die begleitende Ausstellung im Foyer des Startblock B2 bot viele interessante Aspekte für die Gäste. Davon überzeuugten sich auch Prof. Michael Hübner (re.), Vizepräsident für Forschung und Transfer, an der BTU und die Abteilungsleiterin Katrin Erb (2.v.l.), Foto: BTU, Sascha Thor
Einer der beiden Transferpreise ging an das Team Mesh4U (Foto: BTU / Sascha Thor)
Der zweite BTU-Transferpreis ging an NMI Technologies (Foto: BTU / Sascha Thor)
Mit dem Sonderpreis würdigte die BTU ein Projekt des Energie-Innovationszentrums EIZ, das einen entscheidenden Beitrag zur regionalen Strukturentwicklung leistet. (Foto: BTU / Sascha Thor)