»Architekten« - eine vielfältige Mischung aus Filmgenuss, Literaturlesung und Gespräch

Cottbuser Filmgespräche im Rahmen der Ringvorlesung »Wofür stehen wir?«

Etwa 250 Gäste sind am letzten Dienstag, dem 9. Dezember 2025, der Einladung des Instituts für Bau- und Kunstgeschichte und des Lehrstuhls für Angewandte Medienwissenschaften in das Cottbuser Kino Weltspiegel gefolgt: Im Rahmen der Ringvorlesung »Wofür stehen wir« und der »Cottbuser Filmgespräche« bot die Veranstaltung eine vielfältige Mischung aus Filmgenuss, Literaturlesung und Gespräch an.

Den Auftakt bildete der DEFA-Film Die Architekten (1990), der durch seine fast dokumentarische Schilderung des Niedergangs der DDR am Beispiel eines Architekten-Kollektivs unfreiwillig zum Klassiker avancierte. Im Gespräch mit Prof. Sylvia Claus (Fachgebiet Kunstgeschichte) und Prof. Christer Petersen schilderte Regisseur Peter Kahane, wie er mit seinem Filmteam seinerzeit von der Wende eingeholt wurde: Überrascht von einer bereits erlahmten Zensur, wurde für ihn der Film wider Erwarten zu einem Zeitzeugen der letzten Stunden eines bürokratischen, dogmatischen und hilflosen Systems, gegen das auch die idealistischen Nachwuchs-Architekten nichts mehr ausrichten konnten.

Die studierte Publizistin und erfolgreiche Buchautorin Florentine Anders hingegen schildert in ihrem Roman Die Allee eine architektonische Erfolgsgeschichte in der DDR, nämlich die ihres Großvaters Hermann Henselmann, dem es gelang, sich allen Zwängen zum Trotz ein Denkmal zu setzen. Nach der Lesung aus ihrem Buch gab sie während des Gesprächs mit Peter Kahane, Sylvia Claus und Christer Petersen einen tiefen Einblick in die Lebensgeschichte des DDR-Stararchitekten, der (wenn auch nicht mit seinem Namen) durch seine Arbeiten – von der »Stalinallee« in Berlin bis hin zum Fernsehturm – tief im kollektiven Bewusstsein verankert ist.

Etwa ein Dutzend der zahlreichen Gäste, nutzen die Gelegenheit, den Gästen ihre Fragen zu stellen – von den historischen Kontexten der Filmproduktion über ästhetische Fragen der Film- und Textgestaltung bis hin zu biografischen Details der Hauptfigur aus dem Roman von Sylvia Claus. Dabei zeigte sich immer wieder die Aktualität der beiden Geschichten, die mit ihren universellen Themen trotz des historischen Kontexts auch heute noch ansprechen.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Sophie Charlotte Gjardy, die nicht nur Mitarbeiterin des Weltspiegels ist, sondern neben ihrem Architekturstudium auch seit Kurzem als studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Angewandte Medienwissenschaften tätig ist. Mithilfe des Campus TV und des Multimediazentrums der BTU entsteht im Nachgang eine Video-Dokumentation des Abends, die ab Januar im Internet verfügbar sein wird.

Bericht: Denis Newiak

Kontakt

Prof. Dr. phil. Christer Petersen
Angewandte Medienwissenschaften
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