Die Milchgrotte in Bethlehem. Zur Materialität heiliger Orte

Am 19. Januar 2016 wird Dr. Annette Hoffmann im Rahmen der Ringvorlesung des DFG-Graduiertenkollegs über die Milchgrotte in Bethlehem vortragen.

Die sogenannte Milchgrotte befindet sich in Bethlehem nur wenige hundert Meter von der Geburtskirche entfernt. In ihr soll die Heilige Familie während ihrer Flucht nach Ägypten gerastet, gewohnt bzw. sich vor den Soldaten des Herodes versteckt haben. Als Maria das Jesuskind stillte, soll, so die Legende, etwas Milch aus ihrer Brust auf den Boden geflossen sein, woraufhin sich die Wände der ursprünglich roten Grotte weiß färbten. Bis heute herrscht der Glaube vor, das von diesen Felsen gekratzte Pulver bewirke Wunder. Damit es seine Wirkung entfalten kann, muss es gegessen oder mit Wasser vermischt als 'Milch' getrunken werden. Zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert wurde ferner dieses Pulver und damit das Material der Grotte selbst gleichsam als marianische Milchreliquie verehrt. Der Vortrag möchte folgende Aspekte beleuchten:
I. Die Geschichte des Ortes als Kultort, wie sie aus Pilgerberichten
rekonstruiert werden kann;
2. das Wunder der Färbung des Steins;
3. das Essen des steinigen Materials und
4. die Identifikation von Stein und Milch.

Annette Hoffmann studierte Kunstgeschichte, Mittlere und Neuere Geschichte sowie Romanische Literaturwissenschaft in Augsburg und Heidelberg. Sie promovierte 2009 in Heidelberg mit der Dissertation "Die Bibel von Gerona und ihr Meister". Seit Ende 2009 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kunsthistorischen Institut in Florenz – Max-Planck-Institut.

Kontakt

Albrecht Wiesener
T 4915
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