Der Korruptionsfall Siemens - Vortrag von Prof. Michael Aßländer, TU Dresden
In der Ringvorlesung sprechen Referenten aus den unterschiedlichsten Bereichen über das Phänomen der Korruption. Der Korruptionsskandal der Siemens AG im Jahr 2006 zählt mit zu den bekanntesten Wirtschaftsskandalen Deutschlands.
Die Ringvorlesung: "Die (Un-)Kultur der Korruption in Wirtschaft und Politik" ist eine Veranstaltungsreihe des Arbeitsgebiets Kulturphilosophie, des Arbeitsgebiets für Technikphilosophie, der Fakultät 5 sowie des Studiengangs Kultur und Technik.
Korruption kommt nicht nur in unterentwickelten Staaten oder in den Staaten Südeuropas vor. Auch hierzulande, wo die Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr seit 1997 im Strafgesetzbuch ("Gesetz zur Bekämpfung der Korruption") verankert wurde und die Bestechung von Angestellten ausländischer Unternehmen erst seit 2002 gesetzlich verboten ist, kann man spektakuläre Korruptionsfälle aufzählen, die beweisen, dass es auch in deutschen Vorzeigeunternehmen wie Siemens und VW zu Schmiergeldzahlungen in Milliardenhöhe gekommen ist. In Deutschland ist das Ausmaß der Korruption jüngst vor allem durch den Siemens-Skandal in der Öffentlichkeit bewusst geworden.
Die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft deckten Bestechungszahlungen in Höhe von 2,3 Mrd. € auf. Es stellte sich heraus, dass der Konzern über mehr als 30 Jahre Bestechungszahlungen an ausländische Regierungsbeamte leistete, um lukrative Aufträge zu erhalten. Obwohl Siemens offiziell eine strikte Anti-Korruptionspolitik vertrat, stand die Unternehmenspraxis im Widerspruch zur verkündeten Konzernpolitik.
Eine tiefergehende Analyse des Skandals zeigt vier grundlegende Fehlentwicklungen im Management, die als mitursächlich für das Korruptionsverhalten bei Siemens benannt werden können: (1) Manager sahen meist keine Alternativen, um das Auslandsgeschäft in korruptionsanfälligen Ländern zu sichern. (2) Zudem glaubten sie, durch eine derartige Auftragsakquise langfristig Arbeitsplätze in Deutschland zu erhalten. (3) Die etablierten Organisationsroutinen ließen Bestechung als normalen Geschäftsablauf erscheinen. (4) Fehlende Kontrollmechanismen und die mangelnde Durchsetzung klarer Vorschriften führten zu einer eigenständigen Korruptionskultur.
Im Vortrag werden diese Entwicklungen sowie die von Siemens ab 2006 ergriffenen Anti-Korruptionsmaßnahmen einer kritischen Analyse unterzogen.
Die Ringvorlseung findet vom 13.04. bis 13.07.2017 statt. Alle Interessierten sind donnerstags, 17:30 Uhr herzlich willkommen.
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Kulturphilosophie