Ringvorlesung Korruption - Das Problem der Korruption in der globalen Wirtschaft und die Verantwortung der Unternehmen als Thema der philosophischen Ethik
Prof. Hans Friesen von der BTU referiert über soziale Gemeinschaften und die Notwendigkeit von Korruptionsbekämpfung in Entwicklungsländern.
Im Zusammenhang betrachtet lohnt sich Korruption für die Wirtschaft nicht, denn für den Bestand sozialer Gemeinschaften spielt nicht die Maximierung des persönlichen Nutzens eine existentiell wichtige Rolle, sondern der kooperative Akteur, der nicht nur aus „Eigennutzen“-Erwägungen kooperiert, sondern an Nachhaltigkeit interessiert ist. Wie aber sieht es für jenen hypothetischen Fall aus, wenn – um erfolgreich für den Bestand sozialer Gemeinschaften in den Schwellen- und Entwicklungsländern zu wirtschaften – Korruption erforderlich ist? In diesem Vortrag soll darüber nachgedacht werden, ob es unter den genannten Bedingungen positive Seiten der Korruption gibt. In der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit den Nachfolgestaaten des ehemaligen Ostblocks sowie mit den Entwicklungs- und Schwellenländern stellen sich bis heute oftmals Verzögerungen aufgrund der dortigen schwerfälligen Bürokratien heraus. In solchen Staaten stellt sich aus ökonomischer Sicht korruptes Verhalten oftmals als nützlich heraus, weil dadurch die ineffiziente Struktur der Bürokratie wenigstens zum Teil überwunden werden kann. Damit ist eine Beschleunigung der Wirtschaftsprozesse möglich. Zwar wird das Problem der langen Bürokratisierungswege nicht grundsätzlich behoben, doch können auf dem Weg der Korruption die Folgen solcher schlechten Rahmenbedingungen wenigstens für den ausländischen Akteur gemildert werden. Wenn wir das anerkennen, lässt sich sagen, dass die Korruption aus rein ökonomischer Sicht als ambivalent zu betrachten ist und sich nicht zwangsläufig destruktiv auswirkt (weil im genannten Beispiel der Zweck die Mittel heiligen kann). Eindeutig negativ ist jedoch auch in ökonomischer Sicht eine systematische Praktizierung der Korruption zu sehen, die die allgemeinen „Spielregeln“ des Wirtschaftens außer Kraft setzt.
Kontakt
Kulturphilosophie
T 2960