Ringvorlesung: Natur und Kultur - Evolutionäre Kenntnistheorie
Die evolutionäre Erkenntnistheorie beschreibt und rekonstruiert die Wurzeln des (menschlichen) Erkennens und Denkens auf evolutionstheoretischer Grundlage. Was Menschen als "Vernunft" oder "vernünftig" bezeichnen, ist das jüngste Ergebnis in einem äonenlangen Kontinuum kognitiver Prozesse, die in der Evolution des Lebens durch Selektion oder natürliche Auslese im Dienste des Überlebens herausgefiltert wurden. Auch menschliches Erkennen ist grundsätzlich auf Überleben programmiert und unterliegt in einer komplexen Welt manchen Täuschungen und Illusionen. Wenn sich der Mensch seit der Antike gern als "animal rationale" (das vernünftige Lebewesen) wahrnimmt, dann muss er in seiner Selbstbestimmung auch seiner eigenen Unvernunft Rechnung tragen und sich als "animal irrationale" erkennen. Unsere Entscheidungen und unser Handeln sind keineswegs nur rational, sondern werden von vielen irrationalen Faktoren beeinflusst. Die drängende Frage heute ist: Wie viel Unvernunft darf sich der Mensch in der komplexen Welt, die er sich selbst schuf, noch leisten?
Veranstaltungsort
BTU Cottbus-Senftenberg, Zentralcampus Cottbus, Zentrales Hörsaalgebäude, Hörsaal B