Öffentlicher Vortrag: Kult(ur)zentrum Heliopolis
PD Dr. Dietrich Raue, Kustos des Ägyptischen Museums der Universität Leipzig referiert in der öffentlichen Ringvorlesung des Graduiertenkollegs unter dem Titel "Uranfang und Gottesresidenz" über Sakral-Architektur und die Ausstattung des Kult(ur)zentrums Heliopolis
Der Sonnentempel von Heliopolis ist mit einer Bezirksfläche von 90 Hektar der größte Tempel des pharaonischen Ägyptens. Aufgrund der Lage innerhalb und unterhalb der modernen Metropole Kairo ist der Wissensstand extrem lückenhaft und beruht vor allem auf antik verschleppten Objekten wie etwa einer Vielzahl von Obelisken in Rom. Seine Bedeutung als kulturelles Zentrum Ägyptens speist sich vor allem aus der Vorstellung, dass die Weltschöpfung an die Staatsentstehung gekoppelt ist und beides in Heliopolis lokalisiert wurde. Die Folge ist ein 2400 Jahre währendes kontinuierliches Investment der Herrschaft und die Beispielhaftigkeit des Ortes für Ägypten in der Wahrnehmung der Nachbarn. Seit dem Jahr 2012 arbeitet ein ägyptisch-deutsches Team in dem Tempelgebiet und konnte besonders zur Heiligtumsgestaltung des 4. Jahrhunderts v. Chr. neue Erkenntnisse gewinnen.
Über den Referenten
Dietrich Raue hat Ägyptologie, klassische und vorderasiatische Archäologie in Heidelberg und Berlin als Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes studiert. Von 1987 bis 2010 nahm er an zahlreichen Ausgrabungen in Deutschland und Ägypten teil. 1996 promovierte er mit der Arbeit "Heliopolis und das Haus des Re. Eine Prosopographie und ein Toponym im Alten Reich" an der Universität Heidelberg. Dietrich Raue war von 1996 bis 1999 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Heidelberg und von 2000 bis 2010 am Deutschen Archäologischen Institut (DAI) in Kairo. Seit 2010 ist er Kustos des Ägyptischen Museums der Universität Leipzig. Im letzten Jahr habilitierte er sich mit einer Arbeit zu "Elephantine und Nubien im 4.-2. Jahrtausend v. Chr." an der Universität Leipzig.