Künstliche Intelligenz für eine zukunftsfähige Arbeit in der Lausitz

Im Fokus des Verbundprojektes "Perspektive Arbeit Lausitz – Kompetenzzentrum für die Arbeit der Zukunft in Sachsen und Brandenburg (PAL)" steht die menschengerechte Gestaltung von KI-Systemen in Branchen wie Maschinen- und Anlagenbau, Elektrotechnik und produktionsnahen Dienstleistungen

Der Wandel der Arbeit durch die Digitalisierung ändert die Anforderungen an die Beschäftigten und die Gestaltung der Arbeitsprozesse. Die zunehmende Flexibilisierung der Abläufe, der Arbeitszeit und des Arbeitsorts, stark variierende Arbeitsaufgaben, steigende und neue Kompetenzanforderungen durch neue Technologien kumulieren in der Lausitz. Mit dem Ziel, die Arbeit in der Lausitz durch Systeme der künstlichen Intelligenz (KI) effektiv, attraktiv und gesünder zu machen, arbeiten vier Universitäten sowie 23 Unternehmen und Verbände im neuen Verbundprojekt PAL.

Mit dem Stress, ausgelöst durch die digitale Reizüberflutung in der Arbeitswelt, befassen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fachgebietes Arbeitswissenschaft / Arbeitspsychologie (Awip) im Teilprojekt der BTU Cottbus-Senftenberg. Hohe Datenmengen in digitalisierten Prozessen, beispielsweise in der Produktion oder Logistik, erschweren das effiziente Handeln der Mitarbeitenden. Diese Effizienz trägt entscheidend zum Erfolg von Unternehmen bei und wirkt sich auf die Gesundheit des Einzelnen aus. "Gemeinsam mit unseren Wissenschaftspartnern begleiten wir Unternehmen im Digitalisierungsprozess", sagt Prof. Dr.-Ing. Annette Hoppe. "An der BTU untersuchen wir die kognitiven Herausforderungen digitaler Technologien für die Mitarbeitenden. Wenn ich eine Maschine steuere und schnell entscheiden muss, ob es ein Sicherheitsrisiko gibt und der Prozess abgebrochen werden muss, brauche ich die wesentlichen Informationen auf einen Blick." Um den Technikstress in einzelnen Unternehmen reduzieren zu können, erarbeiten die Forschenden Lösungsansätze, die im Unternehmen umgesetzt und beispielhaft im mobil nutzbaren, Living- und Learning-Lab „Steuern und Entscheiden“ und in digitalen Schaufenstern anderen Unternehmen vorgestellt werden. Für die auf den jeweiligen Prozess abgestimmte und bedarfsgerechte Visualisierung der relevanten Daten können unter anderem Assistenzsysteme, wie beispielsweise Datenbrillen, zum Einsatz kommen.

In Regionen wie der Lausitz wird dieser Anspruch durch den initiierten Strukturwandel noch dringender. Eine Struktur nachhaltig zu wandeln erfordert das Zusammenspiel vieler verschiedener Partner. Das Forschungsprojekt "Perspektive Arbeit Lausitz" bringt Institutionen zusammen, die besonders den Wandel der Arbeitswelt zu ihrer Sache machen und die im Süden Brandenburgs und im Nordosten Sachsens gemeinsam durch KI gestützte Arbeit diese Ziele umsetzen wollen. Das Kompetenzzentrum PAL ist dabei nicht an einem bestimmten Ort in Südbrandenburg oder Nordsachsen verankert, sondern wird seine Lösungen über verteilte Orte demonstrieren und dazu informieren. Hier können Interessierte aus Wirtschaft, Politik und Bürgerschaft Künstliche Intelligenz für die Praxis erleben und ausprobieren.

Künstliche Intelligenz kommt bereits in der heutigen Arbeitswelt zum Einsatz, beispielsweise dort, wo Mensch und Anlage ohne trennende Schutzgitter oder klassische Programmierung zusammenarbeiten, wenn Algorithmen und Visualisierung die Entscheidungen in der Produktionsorganisation unterstützen oder wenn Erfahrungswissen im Unternehmen digital verfügbar wird. Damit diese Systeme in unserer schnelllebigen Informationsgesellschaft nicht noch mehr Stress erzeugen, wird im Kompetenzzentrum PAL an der menschengerechten Gestaltung der Arbeit und ihrer Vereinfachung geforscht. Wichtige Anwender sind die regionaltypisch starken Branchen wie Maschinen- und Anlagenbau, die Elektrotechnik und produktionsnahe Dienstleistungen.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert seit dem 1. November 2021 für fünf Jahre die nachhaltige Lösungssuche für die Arbeit der Zukunft in der Lausitz. Vier Hochschulen, die BTU Cottbus-Senftenberg, die TU Dresden, die HS Mittweida und Westsächsische Hochschule Zwickau sowie 23 Unternehmen und Verbände aus Sachsen und Brandenburg bündeln ihre Kompetenzen mit dem Ziel, Arbeit in der Lausitz durch Systeme der künstlichen Intelligenz (KI) effektiv, attraktiv und gesünder zu machen. „PerspektiveArbeit Lausitz – Kompetenzzentrum für die Arbeit der Zukunft in Sachsen und Brandenburg (PAL)“ ist ein Verbundprojekt in der Fördermaßnahme „Zukunft der Arbeit: Regionale Kompetenzzentren der Arbeitsforschung. Erste Wettbewerbsrunde: Gestaltung neuer Arbeitsformen durch Künstliche Intelligenz“ im Programm „Innovationen für die Produktion, Dienstleistung und Arbeit von morgen“ des Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Am 17. März 2022 findet ein öffentliches Kick-Off-Meeting statt.

Kontakt

apl. Prof. Dr.-Ing. habil. Dr. paed. Annette Hoppe
Arbeitswissenschaft und Arbeitspsychologie
T +49 (0) 355 69-4824
hoppe(at)b-tu.de
In modernen Arbeitsprozessen sind die menschlichen Eigenschaften von besonderer Bedeutung für die gesundheitsförderliche und leistungserhaltende Gestaltung der Arbeit. (Foto: TU Dresden, Crispin-Iven Mokry)