Fürsorge für eine nachhaltige Zukunft

Anlässlich des internationalen Frauentages spricht die Nachhaltigkeitsforscherin Prof. Melanie Jaeger-Erben über die Rolle der Care-Arbeit für die Gesellschaft.

"Eine nachhaltige Zukunft ist nur denkbar, wenn Care-Arbeit in den Mittelpunkt gerückt und nicht länger marginalisiert wird. Nachhaltig handeln heißt nicht in erster Linie, etwas Neues zu erfinden oder technische Herausforderungen zu meistern. Es heißt vor allem, sich mehr zu kümmern, eine zerstörte Umwelt zu reparieren, Schäden an Natur und Gesundheit zu heilen und von Umweltveränderungen Betroffene zu schützen.

Die Care-Arbeit, das Pflegen, Sich-Kümmern und die Fürsorge für andere Menschen und Gemeinschaften, wird tagtäglich weiterhin eher von Frauen ausgeübt. Ohne sie würde keine Gesellschaft funktionieren. Care-Arbeit muss nicht nur gestärkt, sondern ausgeweitet werden, von der Fürsorge von Menschen hin zur Fürsorge für die Natur und die Zukunft. Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg in der Ukraine ist ein weiterer Akt der Zerstörung, der diese Zukunftsaufgabe immens vergrößert und in der Gegenwart nicht nur Menschenleben und Infrastrukturen zerstört, sondern es für Menschen in der Ukraine geradezu lebensgefährlich macht, sich um andere zu kümmern, andere zu versorgen und zu pflegen.

Ohne beständige Care-Arbeit würde ein Krieg noch viel mehr zerstören. Ohne unermüdliche Care-Arbeit lässt ein kriegsversehrtes Land sich nicht wieder aufbauen. Meine Gedanken sind heute insbesondere bei den Frauen, die nicht flüchten können, weil sie Alte und Kranke pflegen; bei den Frauen, die durch die Flucht schlagartig zu Alleinerziehenden wurden; bei den Frauen, die weiterhin versuchen, einen Alltag aufrecht zu erhalten trotz Angst und ständiger Lebensgefahr; bei den Frauen, die das Recht auf demokratische Selbstbestimmung stellvertretend für uns alle verteidigen."

Kontakt

Prof. Dr. phil. Melanie Jaeger-Erben
Technik- und Umweltsoziologie
T +49 (0) 355 69-2973
melanie.jaeger-erben(at)b-tu.de
Melanie Jaeger-Erben ist Professorin für Technik- und Umweltsoziologie an der BTU (Foto: Stefan Ast/ Fraunhofer IZM)