Dr. phil. Clara Rellensmann erhält den Max-Grünebaum-Preis 2022 an der BTU

Clara Rellensmann hat im Februar 2022 ihre Dissertation mit dem Titel ”Appropriating Sacred Spaces: An Investigation of Bagan’s Transformed Landscape“ verteidigt und dafür das Prädikat summa cum laude erhalten.

In ihrer Dissertation beschäftigt sich Clara Rellensmann eingehend mit der seit 2019 als UNESCO-Welterbe eingetragenen Tempellandschaft von Bagan in Myanmar. Diese analysiert sie nicht allein hinsichtlich deren künstlerischen, archäologischen oder historischen Qualitäten. Vielmehr stellt Clara Rellensmann sie als ein hochkomplexes und aussagekräftiges Beispiel für die ideologische Transformation, Nutzung und missbräuchliche Aneignung dieses bedeutenden Ortes für die politischen Zwecke eines autoritären Regimes vor.

Das Militär initiierte mit seiner Machtübernahme in 1988 ein umfangreiches Rekonstruktionsprogramm von Sakralbauten an diesem Ort höchster historischer Wirkmacht. Die UNESCO akzeptierte die dafür von Myanmar vorgetragene Begründung, es handele sich um Wiederbelebung religiöser Tradition. Dabei übersah sie, dass es dem Regime in erster Linie darum gegangen war, sich Legitimität über die religiösen und historischen Konnotationen dieser Bauten zu verschaffen.

Clara Rellensmann untersucht diesen Prozess in ihrer Arbeit ganzheitlich. Mit ihrer klugen, differenzierten und stets auch diplomatischen Analyse des Ortes und seines vielschichtigen Kontextes hat Clara Rellensmann einen wichtigen Beitrag zur aktuellen Diskussion darüber vorgelegt, worin eigentlich die Werte von Heritage bestehen und wie diese in unterschiedlichen Kulturkreisen der Welt gesehen werden. Dabei kann sie auf die langjährigen Erfahrungen ihrer Arbeit für die UNESCO in Südostasien aufbauen, die Clara Rellensmann nach ihrem Masterabschluss im Studiengang World Heritage Studiesan der BTU geleistet hat. Eine lange Liste an Publikationen gibt einen Überblick über die enorme Bandbreite und Tiefe ihrer Forschungen. Eine besondere Würdigung erfuhr sie unter anderem, als sie 2017 in New Delhi für eine Amtszeit von drei Jahren in den Vorstand von ICOMOS International gewählt wurde, dem International Council of Monuments and Sitesmit, einer Welterbe-Beraterorganisation der UNESCO mit rund 10.000 Mitgliedern weltweit.

Neben ihrer akademischen Arbeit engagiert sich Clara Rellensmann interkulturell. Sie organisierte und leitete Summer Schools für Studierende aus Myanmar und der BTU. Dafür warb sie Gelder des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) ein. Bis heute unterstützt sie eine Gruppe von Studierenden aus Myanmar, die nach Deutschland kommen konnten, um an der BTU ihr Architekturstudium fortzusetzen. Clara Rellensmann ist außerdem Gründungsmitglied von Haus Döschnitz e.V., einem Verein, der seit Anfang 2020 ein historisches Fachwerkhaus in Thüringen denkmalgerecht saniert und für Studienzwecke nutzbar macht. Nach ihrer Promotion steht sie nun am Anfang eines Habilitationsprojektes.

Beruflicher Werdegang

Seit April 2017
wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Denkmalpflege der BTU

2017 – 2021
Forschungstätigkeiten für Dissertation zu Denkmalpolitik in Myanmar in Assoziation mit dem DFG Graduiertenkolleg 1913 „Kulturelle und Technische Werte Historische Bauten“

2017 – 2020
Vorstandsmitglied von ICOMOS International (Ehrenamt)

2012–2016
Projektkoordinatorin und Fachberaterin für das UNESCO Regionalbüro in Bangkok (Thailand) und das UNESCO Projektbüro in Rangun (Myanmar)

2010–2011
Stipendiatin des „Mercator Kolleg für Internationale Aufgaben“

2010
Master of Arts in „World Heritage Studies“ an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus

2007
Bachelor of Arts in „European Studies“ an der Universität Passau

Kontakt

Susett Tanneberger
Stabsstelle Kommunikation und Marketing
T +49 (0) 355 69-3126
susett.tanneberger(at)b-tu.de
Dr. phil. Clara Rellensmann (Foto: Marc Timo Berg)
Tempellandschaft von Bagan in Myanmar (Foto: Clara Rellensmann)