Verleihung der Habilitationsurkunde an Dr. Thea D. Boldt-Jaremko

Die Fakultät für Soziale Arbeit, Gesundheit und Musik an der BTU Cottbus-Senftenberg beging die Verleihung ihrer ersten Habilitation am 16. November 2022 mit einer hochschulöffentlichen Veranstaltung im festlichen Rahmen.

Dr. habil. Thea D. Boldt-Jaremko ist eine polnisch-deutsche Kultursoziologin. In ihrer Habilitationsschrift mit dem Titel „Kulturverschränkungen: Grenzziehungen, Grenzüberschreitungen und Brücken in der Allgemeinen Soziologie der Gegenwart“ beschäftigt sie sich mit der Problematik des Kulturvergleichs unter den Bedingungen der Globalisierung. Auf Grundlage empirischer Untersuchungen bearbeitet Dr. Thea D. Boldt-Jaremko die Themen der globalen Migration über die Grenzen der Nationalstaaten hinweg.

Im Fokus der Arbeit steht unsere soziale Welt, welche durch die globale Mobilität von Menschen, Ideen und Praktiken gekennzeichnet ist. Fortschreitende Mediatisierung und Digitalisierung beeinträchtigen menschliche Kommunikations- und Handlungsweisen zunehmend. Immer stärkere Pluralisierung ist die Folge. Diese ist insofern soziologisch interessant, als sie durch eine Reihe von Ambivalenzen und Paradoxien geprägt wird. Beispielsweise steht einer durch globale Mobilität immer weiter steigenden Heterogenität eine durch zunehmende wirtschaftliche Verflechtungen ebenfalls wachsende, überstaatliche, ökonomische Gleichschaltung gegenüber. Der Umstand einer Gleichschaltung des Ungleichzeitigen und eines Ineinandergreifens von Homogenisierungs- und Heterogenisierungstendenzen in der sozialen Wirklichkeit der Multioptionalität, zwingt dazu, sich von den klassischen Modellen der Kultur und des Kulturvergleichs zu lösen. Es werden Alternativen benötigt, welche die Probleme der Gegenwart in ihrer Differenziertheit soziologisch adäquat zu beschreiben und zu erklären versuchen.

In diesem Kontext fragt Dr. Thea D. Boldt-Jaremko nach Bedeutung von Grenzen und danach, unter welchen sozio-historischen und machtpolitischen Bedingungen wer, wann, wo und wie an Prozessen der Grenzziehung, Grenzüberschreitung und Grenzverlagerung mitwirkt. Darüber hinaus untersucht sie, wie diese Prozesse mit sozialen Ungleichheiten, Inklusion und Exklusion in Verbindung stehen. 

Über die gegenwärtigen Probleme einer grenzüberschreitenden Soziologie hinaus bestimmt sie ihren eigenen Standort als einer forschenden und unterrichtenden Soziologin, welche durch die bewusste Einnahme der Position einer Grenzgängerin gekennzeichnet ist. Sie sagt dazu: „Meine eigene wissenschaftliche Perspektive als Soziologin wird somit vergleichbar mit der einer Nomadin, welche als Hermeneutin in dem dritten Raum dazwischen, diesseits und jenseits des bereits Bekannten, zu Hause ist“.

Dr. Thea D. Boldt-Jaremko hat 2010 an der Universität Göttingen im Bereich der Sozialwissenschaften promoviert. Seit 2020 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin (Habilitationsstelle) am Institut für Soziale Arbeit der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg. Davor war sie mit dem Habilitationsprojekt von 2015 bis 2019 Fellow am Kulturwissenschaftlichen Institut an der Universität Essen unter der Leitung von Prof. Dr. em. Hans-Georg Soeffner, wo sie bereits von 2009 bis 2013 als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Projektleiterin arbeitete. 2013 bis 2015 war Dr. Thea D. Boldt-Jaremko als Vertretungsprofessorin für Qualitativen Methoden an der Universität Kassel tätig. Die gebürtige Polin hat ihren Master in Kulturwissenschaften am Institut für Audiovisuelle Künste an der Jagiellonski Universität in Krakau absolviert.

Zu den Forschungsinteressen von Dr. habil. Thea D. Boldt-Jaremko zählen insbesondere die Phänomene der Kulturverschränkung, wie zum Beispiel Interkulturalität, Multikulturalität, und Transkulturalität, aber auch die Themen Migration, Fremdheit, Identität, Ethnizität. Theoretische Schwerpunkte sind die hermeneutische Wissenssoziologie, die Phänomenologie, der symbolische Interaktionismus und die Biografieforschung.

Das Habilitationsverfahren wurde unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Heidrun Herzberg mit den Gutachterinnen Prof. Dr. Alexandra Retkowski, Prof. Dr. Birgit Behrensen und Prof. Dr. Christiane Hipp von der BTU sowie den Gutachtern Prof. Dr. Hans-Georg Soeffner vom Kulturwissenschaftlichen Institut (KWI) Essen und Prof. Dr. Clemens Albrecht vom Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie an der Universität Bonn durchgeführt.

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Dr. Thea D. Boldt-Jaremko während ihrer Rede anlässlich der Verleihung (Foto: BTU, Ralf Schuster)
Gruppenbild mit den Gutachterinnen (v.l.n.r.) Prof. Alexandra Retkowski, Prof. Birgit Behrensen, Dr. Thea D. Boldt-Jaremko (Mitte), Prof. Heidrun Herzberg, Prof. Christiane Hipp (Foto: BTU, Ralf Schuster)
Verleihung der Urkunde für die Venia Legendi durch den Prodekan Prof. Ulrich Paetzold (Foto: BTU, Ralf Schuster)