Gratulation zur Promotion
Die Dissertationsschrift von Jan Schametat analysiert das Verhältnis der beiden Lebenslaufentscheidungen "Berufswahl" und "Wohnortentscheidung" und die damit verbundenen möglichen Binnenmigrationsentscheidungen. Damit widmet er sich einem wenig beforschten Gegenstandsbereich, der insbesondere durch kriesenhafte Veränderungen des Arbeitsmarkts bei gleichzeitiger Individualisierung und Pluarlisierungen von Erwerbsbiografien wie auch einer diskursiven Stadt-Land-Polarisierung geprägt ist.
Die Forschungsfrage "Wie stark wirken sich unterschiedliche Faktoren auf die beiden biographischen Entscheidungsprozesse von Jugendlichen (in ländlich-peripheren Räumen) aus?" kann u.a. wie folgt beantwortet werden:
Räumliche Disparitäten haben einen signifikanten Einfluss auf die biographischen Entscheidungsprozesse von Jugendlichen:
- In peripheren Räumen werden die Lebenslaufentscheidungen von Jugendlichen erschwert. Nur dort wirken sich die Zuversicht in regionale Perspektiven erleichternd und eine regionale Bindung erschwerend auf die Berufswahl aus.
- In der zentralen Region erschwert die regionale Bindung die Wohnortentscheidung. Womöglich zeichnen sich hier bereits gesamtgesellschaftliche Trends (Dezentralisierung und Wohnsuburbanisierung aufgrund angespannter Wohnungsmärkte) sowie die damit verbundenen öffentlichen Diskurse und gesellschaftliche Narrative auf die Orientierungsprozesse der Jugendlichen aus.
Geschlechterdisparitäten wirken mit Blick auf biographische Entscheidungsprozesse in einer raumvergleichenden Perspektive unterschiedlich:
- Mädchen haben eine stärkere Abwanderungsneigung und im peripheren Raum weniger Zuversicht in regionale Perspektiven.
- Demgegenüber erschweren räumliche Faktoren ausschließlich die Berufswahl der Jungen. Diese wirken sich hier sogar stärker aus als due soziale Unterstützung und die Berufswahlkompetenz.
Die Erkenntnisse führen zu einem Plädoyer für eine ganzheitliche lebensweltorientierte und subjektbezogene Berufsorientierung. Insbesondere räumliche Kontextfaktoren (auch jenseits regionaler Arbeitsmärkte) müssen in Konzepten zur Berufsorientierung stärker berücksichtigt werden.
Die Dissertationsschrift hat grundlegend den Zusammenhang zwischen Berufswahl und der lokalen Selbstverortung junger Menschen in den Mittelpunkt gerückt. Die Ergebnisse der Analysen (quantitaive Analyse über Befragungen an Schulen) zeigen, wie komplex diese Fragen zu beantworten sind, denn die regionale Selbstverortung kann demzufolge nur im Zusammenspiel mit anderen Faktoren in ihrem Einfluss auf die Berufswahlentscheidungsprozesse begriffen werden.
Der frisch gebackene Doktor designatus ist überglücklich und konzentriert sich nun auf den nächsten Arbeitsschritt: Die Veröffentlichung der Doktorarbeit, die in einigen Monaten open access kostenfrei für alle Interessierten verfügbar sein wird.
Als Vorgeschmack auf die ausführliche Publikation der Studie sei daher an dieser Stelle der aktuelle Podcast des ZZHH beworben: Hier berichtet Jan Schametat ausführlich über die Ergebnisse und deren Transfer in die durch das BMBF geförderte Jolanda Plattform zur Stärkung der Berufsorientierungskompetenz Jugendlicher, die nun zur Nutzung zur Verfügung steht.
Die Promotion wurde betreut von:
Prof.in Dr.in Alexandra Retkowski (BTU Cottus-Senftenberg)
Prof.in Dr.in Alexandra Engel (HAWK Holzminden)
Wir wünschen Jan Schaemtat alles Gute auf dem weiteren wissenschaftlichen und persönlichen Weg.
Abgeschlossenen Promotionen / Veröffentlichungen der Fakultät 4
Kontakt
Soziale Dienstleistungen für strukturschwache Regionen
T +49 (0) 355 5818-751
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