Vielfältige Perspektiven der Erinnerung

Der 50. FrauenOrt befasst sich mit der Geschichte der von Fürst Hermann von Pückler versklavten Bilillee Machbuba: Gemeinsam mit dem Frauenpolitischen Rat Land Brandenburg e.V. und der dekolonialen Museumsberaterin Patricia Vester weiht die BTU Cottbus-Senftenberg die an ihre Geschichte erinnernde Gedenktafel auf dem Zentralcampus der Universität am Mittwoch, 9. Juli 2025

Wie wichtig die Reflexion der Kolonialgeschichte ist, zeigen der Frauenpolitische Rat Land Brandenburg e.V., Patricia Vester, Gastdozentin und Beraterin für dekoloniale Kontexte, sowie die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) am Mittwoch, 9. Juli, in der Zeit von 17 bis 19 Uhr. Wissenschaftler*innen, Kulturschaffende und alle Interessierten weihen die 50. Gedenktafel der FrauenOrte im Land Brandenburg zur Geschichte von Bilillee Machbuba am Zentralcampus Cottbus in der Konrad-Wachsmann-Allee 6 bis 9 feierlich ein. Die Gäste begrüßen BTU-Präsidentin Prof. Dr. Gesine Grande gemeinsam mit Patricia Vester, Gastdozentin und Beraterin für dekoloniale Kontexte, sowie Elio Gäbelein, Projektleitung FrauenOrte im Land Brandenburg im Frauenpolitischen Rat Land Brandenburg. Sie laden zu einem offenen Gespräch über die moderne Erinnerungskultur ein. Begleitet wird die Einweihung von einer traditionellen äthiopischen Kaffeezeremonie.

BTU-Präsidentin Prof. Dr. Gesine Grande: „Die Tafel von Bilillee Machbuba regt uns alle an, über Biografien im Kontext kolonialer Gewalt zu diskutieren, über europäische Erinnerungspolitik und über Geschichte und Machtverhältnisse. Das ist für uns umso wichtiger, weil 40 Prozent unserer Studierenden und Doktoranden aus anderen Ländern mit unterschiedlicher Historie, Tradition, Rollenverständnis und Kultur kommen. So wird Bilillee Machbubas Geschichte Teil einer kritisch reflektierten Auseinandersetzung in Lehre, Forschung und Uni-Alltag. Ich freue mich, dass wir auch bei diesen Themen eng mit der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz kooperieren werden. Dieser 50. FrauenOrt ist damit etwas besonders – auch deshalb, weil Bililee Machbuba, die erste schwarze Frau ist, der ein solcher Ort gewidmet wird.“

Patricia Vester, Illustratorin, kolonialismuskritische Museumsberaterin und Gastdozentin: „Der FrauenOrt für Bilillee Machbuba ist ein wichtiger Schritt für die Sichtbarkeit und Präsenz schwarzer Geschichte im öffentlichen Raum. Schwarze, BIPoC, migrantische und marginalisierte Leben brauchen mehr Sichtbarkeit. Ihre Stimmen dürfen in der Erzählung über die deutsche Geschichte nicht fehlen. Sie sind Teil dieser Geschichte.“

Elio Gäbelein, Projektleitung der FrauenOrte im Land Brandenburg: „Wir haben es geschafft: 50 FrauenOrte gibt es nun im Land Brandenburg! Für uns ist das ein Grund zum Feiern. Zugleich gibt dieses Jubiläum Anlass für kritische Reflexion: Welche Geschichten erzählen wir? Wer wird vergessen? Die Geschichte schwarzer Menschen wird bisher zu wenig thematisiert. Das wollen wir ändern. Hinweise zu weiteren Schwarzen oder migrantischen Brandenburgerinnen der Geschichte nehmen wir gerne entgegen.“

Die Geschichte von Bilillee Machbuba erzählt von Versklavung und Widerstand. Geboren um 1825 in Abessinien im heutigen Äthiopien wurde sie als Kind verschleppt und versklavt. 1837 kaufte sie Fürst Herrmann von Pückler-Muskau, damals 52 Jahre. Er nannte sie „Machbuba“ und präsentierte sie europäischen Adeligen auf seinen Reisen. Der FrauenOrt soll Fragen aufwerfen:

  • Wie erlebte Bilillee diese Zeit?
  • Woher nahm sie das Selbstbewusstsein, mit dem sie Pückler entgegentrat?
  • Und wie erinnern wir heute an sie?

Programm

17 Uhr Grußworte
Prof. Dr. p.h. habil. Gesine Grande, Präsidentin der BTU Cottbus-Senftenberg
Patricia Vester, Gastdozentin und Beraterin für dekoloniale Kontexte
Elio Gäbelein, Frauenpolitischer Rat Land Brandenburg

17:30 Uhr Tafelenthüllung und Präsentation der studentischen Raumgestaltung

17:45 Uhr Offenes Gespräch: Kritische Erinnerungskultur an der BTU und in Cottbus
Dr. Gabriela Willbold, Initiatorin Schwarzer Erinnerungskultur zu Bilillee
Dr. Stefan Körner, Vorstand der Stiftung Fürst-Pückler-Museum
Dr. Adeline Abimnwi Awemo, Vorsitzende des Deutsch-Afrikanischen Vereins Cottbus, CDU
Aline Erdmann, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Cottbus
Mohamed Elhag, Administrator des BA-Studiengangs "Environmental and Resource Management"

18:30 Uhr Ausklang mit traditioneller äthiopischer Kaffeezeremonie

Über die Lehre in BTU4future

Im Sommersemester 2025 steht das Thema kulturelle Nachhaltigkeit und die kritische Reflexion verschiedener Erinnerungskulturen im Vordergrund der Lehrveranstaltung an der BTU. Die dekoloniale Museumsberaterin Patricia Vester leitet als  Gastdozentin das Seminar BTU4Future. Studierende setzen sich darin kritisch mit der deutschen Kolonialgeschichte und Erinnerungskultur auseinander. Zudem entwickeln sie den FrauenOrt Bilillee Machbuba raumgestalterisch weiter. So findet am Mittwoch, 9. Juli 2025 in der Zeit von 12 bis16 Uhr ein Bautag mit den Studierenden des Moduls statt, um weitere Sitzmöglichkeiten rund um den Erinnerungsort zu gestalten. Ergebnisse dieser Arbeit werden auf der Einweihungsfeier präsentiert.

Über die Gastdozentin Patricia Vester

Patricia Vester, geboren in Potsdam, ist Künstlerin, Illustratorin, Autorin, Diversity Trainerin und Aktivistin für BIPoC (Black, Indigenous People of Colour). Sie ist Beraterin zu kolonialen Kontexten und musealer Praxis, sowie Entwicklerin rassismuskritischer Kunst- und Kulturvermittlung. Sie engagiert sich für ein dekoloniales Lernen, bietet Prozessbegleitung an und entwickelt künstlerisch-kreative Lehrmethoden. Ihre Arbeiten unterstützen Schwarze Gemeinschaften und sozialpolitische Projekte und zielen darauf ab, marginalisierte Perspektiven sichtbar zu machen. Im Jahr 2023 erschien das Workbook "gelebt – Das kurze Leben der Bilillee Ajiamè Machbuba", in der sie sich mit dem Leben der Bilillee Ajiamé Machbuba aus afrodeutscher Perspektive auseinandersetzt.

Über das Projekt

Das Leben und Wirken von Frauen in der Brandenburgischen Landesgeschichte sichtbar zu machen, steht im Fokus des Projekts "FrauenOrte im Land Brandenburg" des Frauenpolitischen Rats Land Brandenburg e.V. (FPR). Das Projekt wird gefördert durch das Ministerium für Gesundheit und Soziales des Landes Brandenburg.

Adresse
FrauenOrt Bilillee Machbuba
Zentralcampus der BTU Cottbus-Senftenberg
Konrad-Wachsmann-Allee 6-8
03046 Cottbus

Kontakt
FrauenOrte im Land Brandenburg
Elio Gäbelein, Projektleitung
T +49(0) 76 53 75 1427
frauenorte(at)frauenpolitischer-rat.de 
www.frauenorte-brandenburg.de 

Kontakt

Prof. Dr. phil. Melanie Jaeger-Erben
Technik- und Umweltsoziologie
T +49 (0) 355 69-3432
melanie.jaeger-erben(at)b-tu.de

Kristin Ebert
Kommunikation und Marketing
T +49 (0) 355 69-2115
kristin.ebert(at)b-tu.de