Ökologisch-ökonomisches Modellierer-Team mit UFZ-Forschungspreis ausgezeichnet

Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) hat den UFZ-Forschungspreis 2018 in Höhe von 10.000 Euro an die interdisziplinäre Forschergruppe Dr. Karin Johst (theoretische Ökologin), Dr. Dr. Martin Drechsler (theoretischer Ökologe und Ökonom) und Prof. Frank Wätzold (Ökonom, BTU) verliehen.

Ausgezeichnet wurde das Team für seine herausragende Forschungsarbeit auf dem Gebiet der ökologisch‐ökonomischen Modellierung, die darauf aufbauende Entwicklung von Software für die Ausgestaltung von Politikinstrumenten sowie ihre jahrelange Integrationsarbeit im Grenzbereich zwischen Natur‐ und Sozialwissenschaften.

"Ihre Arbeit ist ein Musterbeispiel erfolgreicher integrativer Umweltforschung" betonte der Wissenschaftliche Geschäftsführer des UFZ, Prof. Georg Teutsch, in seiner Laudatio. Karin Johst, Martin Drechsler und Frank Wätzold sei es gelungen, systematisch über Jahre hinweg eine disziplinenübergreifende Kooperation zwischen Modellierern, Ökologen und Ökonomen innerhalb und außerhalb des UFZ aufzubauen. Gemeinsam haben sie eine Modell-basierte Methodik entwickelt, die von der ökologischen Grundlagenforschung über die Kopplung von Umweltmodellen mit ökonomischer Analyse und räumlicher Optimierung bis zur Ausgestaltung von Politikinstrumenten für ein nachhaltiges Landmanagement reicht.

Im Zuge der Energiewende haben sie beispielsweise ökologisch‐ökonomische Modelle entwickelt, die sich mit der sozial‐ und umweltverträglichen räumlichen Verteilung von Energieinfrastrukturen in Landschaften befassen. Unter anderem wurde untersucht, wie Windenergieanlagen in Westsachsen räumlich verteilt werden sollten, um nicht nur die Stromproduktionskosten, sondern auch negative externe Effekte der Windstromproduktion – etwa die Belästigung von Anwohnern und Schlagopfer in der Rotmilan-Population – angemessen zu berücksichtigen. Es zeigte sich, dass solche externen Effekte einen großen Einfluss auf die volkswirtschaftlich optimale Verteilung der Windenergieanlagen haben.

Ein weiteres konkretes Produkt ihrer Zusammenarbeit ist die Anwendersoftware DSS-EcoPay. Sie ist ein Planungs- und Beratungsinstrument, mit dem Agrarumweltmaßnahmen ökologisch wirksamer und kosteneffizienter gestaltet werden können. Hintergrund: Um dem Verlust an biologischer Vielfalt Einhalt zu gebieten, erhalten Landwirte staatliche Kompensationszahlungen, wenn sie freiwillig artenfreundlich wirtschaften. Diese Agrarumweltmaßnahmen sollten so ausgestaltet sein, dass sie möglichst viele Arten wirksam schützen und kosteneffizient sind. Das ist eine hochkomplexe Aufgabe, weil potenziell sehr viele unterschiedliche Schutzmaßnahmen mit jeweils unterschiedlichen Wirkungen auf Arten gefördert werden können. Außerdem unterscheiden sich die Kosten dieser Maßnahmen und ihre Wirkungen in Abhängigkeit davon, wo und wann sie durchgeführt werden. Die Behörden müssen daher Maßnahmen und Zahlungen an Landwirte so auswählen, dass entsprechend ihres Budgets der Schutz möglichst vieler Arten maximiert wird. DSS-EcoPay ist in der Lage, diese komplexen Interaktionen ökologischer und ökonomischer Parameter zu erfassen und politikrelevant auszuwerten. Anwenderworkshops und Demonstrationsprojekte in verschiedenen deutschen Bundesländern und in Belgien haben das bereits demonstriert.

Kontakt

Prof. Dr. rer. pol. Frank Wätzold
V.l.n.r.:Prof. Dr. Georg Teutsch (Wissenschaftlicher Geschäftsführer des UFZ) mit den Preisträgern Prof. Dr. Frank Wätzold (Ökonom, BTU Cottbus-Senftenberg), Dr. Karin Johst (theoretische Ökologin) und Dr. Dr. Martin Drechsler (theoretischer Ökologe und Ökonom) Foto: Klaus-Dieter Sonntag