Wüste Leere

Projektbeschreibung

16 Studentinnen und Studenten haben zusammen mit Dörte Meyer, Gert Bendel und Prof. Jo Achermann, Lehrstuhl Plastisches Gestalten der BTU, ihre persönlichen Projektionen zur surrealen Landschaft des Welzower Tagebaus filmisch umgesetzt. Unter extremen Arbeitsbedingungen entwickelten sie ihre Geschichten vor Ort. Das Film-Experiment zeigt eine individuelle, handlungsbezogene und rein persönliche Annäherung an diese ganz besondere Landschaft.
Gert Bendel und Dörte Meyer beschreiben das Filmprojekt des vergangenen Sommersemesters so: "Im Tagebau Welzow-Süd wird noch bis 2030 gearbeitet. Die Bagger haben eine beeindruckende wüstenartige Landschaft hinterlassen, die bis zum Horizont reicht. Für die Dreharbeiten des Filmseminars schlugen wir unser Basislager Anfang Juni für fünf Tage in unmittelbarer Nähe des Lausitzer Tagebaus auf. Die Studierenden wurden größtenteils erstmalig mit dem Ort konfrontiert und entwickelten ihren individuellen Ansatz zur Interpretation dieser Landschaft. In Kleingruppen entstanden fünf Kurzfilme von jeweils ca. zehn Minuten Länge. Die Landschaft selbst ist dabei immer Hauptprotagonist und Schauplatz in einem, mit der alles möglich ist, da sie potentiell alles in sich trägt: Sie kann Mond, Wüste, Krieg (verbrannte Erde), aber auch Neuland, Ferne Welt, Paradies, die totale Freiheit, oder das absolute Nichts sein. Die Studierenden brachten persönliche Gegenstände mit in diese Landschaft ein. Die Objekte erschienen wie Samenkörner in der Wüste und verwurzelten ihre Besitzer an dem unwirtlichen Ort. Sie erzeugten einen Kontrast, waren absurd und sinnstiftend zugleich und bildeten Verbindungsstücke zwischen einer vertrauten Welt und der noch fremden Landschaft. Es sollte ein Spannungsgefüge entstehen, an dem sich fiktive Geschichten entspinnen können, so dass eine künstlerische Auseinandersetzung und Neuerfindung des Ortes möglich war, ohne dass diese in der oberflächlich-ästhetischen Betrachtung verharrt. Das Genre ist die Fiktion, die Erzählung, die Narration im Film mit ihrer Ambivalenz. Die Arbeit erfolgte im Maßstab 1:1 in und mit der Landschaft, die mit den eigenen Empfindungen und Vorstellungen aufgeladen und durch sie transformiert wurde. Ziel des Seminars war die Entwicklung von Visionen; die Aneignung eines fremden Terrains über ein Experiment mit offenem Ausgang. Alternativ zu einer soziologischen oder topografischen Analyse beruhte der Ansatz auf der unmittelbar erfahrenen Beziehung der eigenen Person zum Landschaftsraum."

Loslassen

Dennis Venohr, Malte Glienke, Konstantin Voigt

Der Protagonist befindet sich auf einer Reise durch eine fremde unwirkliche Welt, aus der er einen Ausweg zu suchen scheint. Obwohl er der Landschaft nicht feindlich gegenübersteht, sondern sie hinnimmt, zehrt sie ihn langsam auf. Das Tuch als Symbol der Hoffnung wird aus der Notwendigkeit des Überlebens heraus Stück für Stück aufgezehrt, bis es schließlich aufgebraucht ist. So hinterlässt der Film ein vages Gefühl der Hoffnungslosigkeit ohne eine klare Aussage über das Schicksal des Protagonisten zu machen.

Turbate Circulo Meo

Friederike Danisevskis, Diego Arechavaleta Mata, Michael Steinke

Zwei sehr unterschiedliche Charaktere finden sich in einer Landschaft wieder und gehen sehr verschieden mit ihrer Situation um. Der Eine wird vom Raum getragen, sehr zärtlich und besonnen streift er durch die Landschaft. Der Andere wartet und wird cholerisch. Er kann sich mit der Situation nicht abfinden und hofft auf Hilfe von Außen. Das Verhältnis dieser emotionalen Räume zueinander wird wie ein klassisches Bühnenstück kontrastiert. Als die Beiden schließlich aufeinander treffen, zeigt sich, ob Sie sich tatsächlich begegnen können.

Brut

Tobias Doerfler, Thomas Pusinelli

Der Film thematisiert Raumextreme. Der Protagonist erlebt den Umraum als feindlich und existenzbedrohlich. Extreme Übermacht, Unendlichkeit und Ausweglosigkeit scheinen sein Ende zu besiegeln, doch er erweist sich als extrem zäh. Mitten im vermeintlich besessenen Überlebenskampf tut sich eine Raumfalte auf, die einen schnellen Übergang in eine konträre, paradiesische Welt erlaubt. Der Kampf erweitert sich rückwirkend um die Dimension der Suche nach einer anderen Raumdimension.

Unruhe

Antje Guenther, Karina Petrick, Sandra Noack

Ein inneres Bild von Glück, ausgelöst durch eine zufällige Beobachtung der Protagonistin wird zum Auslöser der Suche nach dem realen, jedoch unbekannten Ort. Eine Vision von Raum soll mit der ungewissen Realität in Deckung gebracht werden, dies bildet die Triebfeder der gesamten Handlung. Sessel und Frau bilden eine symbiotische, emotional aufgeladene Raumkapsel, die sich im Verlauf des Films in ihrem Inneren immer weiter verdichtet. Die Raumkapsel navigiert durch die Landschaft, bis es tatsächlich zur Deckung von innerem und äußerem Bild kommt.

Bist du noch dran?

Benjamin Schmidt, Maria Pritschke, Katja Krueger, Felix Hiller

Realer Landschaftsraum und imaginäre Alltagswelt prallen in diesem Film aufeinander. Der Protagonist balanciert zunächst als Grenzgänger zwischen diesen beiden Welten. Die Verbindung zum virtuellen Raum hält er mittels Handy, der reale Raum wirkt dabei störend. Er bewegt sich als Fremdkörper durch die Landschaft. Erst als er die "Fernbedienung" der virtuellen Welt abgibt, gewinnt er an Bodenhaftung, verschmilzt im Hier und Jetzt und die ständige Überlagerung durch den vorgestellten Raum zieht sich wie ein Schleier von ihm weg.

Lehrende

Prof. Achermann, Gert Bendel und Dörte Meyer

Teilnehmer

Studenten

Diego Arechavaleta Mata, Friederike Danisevskis, Tobias Dörfler, Malte Glienke, Antje Günther, Felix
Hiller, Katja Krüger, Sandra Noack, Karina Petrick, Maria Pritschke, Thomas Pusinelli, Benjamin Schmidt, Michael Schulze, Michael Steinke, Dennis Venohr, Konstantin Voigt

Partner

Sponsoren

Bergbautourismus-Verein Welzow e.V., Filmfestival Cottbus, Vattenfall, LMBV (Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH)

Ausführungen

19. Film Festival Cottbus (offizielles Rahmenprogramm, Obenkino 10.11.2009)
IBA See Großräschen (IBA-Ausstellung "Die Neueroberung einer Landschaft" 20.05.2010)
excursio-Besucherzentrum, Kulturbahnhof Welzow (15.03.2011)