Neue Veröffentlichung erschienen

“The fast and the furious—An experimental investigation of the pace of life and risky speed choice in traffic”

Geschwindigkeitsüberschreitungen sind nach wie vor ein relevantes Problem für die Verkehrssicherheit und die Umweltbelastung durch Verkehr. Um individuelle Entscheidungen über Geschwindigkeitsüberschreitungen im Straßenverkehr zu verstehen, brauchen wir jedoch ein besseres Verständnis dafür, wer überhaupt zu Geschwindigkeitsüberschreitungen neigt. In der Studie wird getestet, ob der Pace of Life, das Lebenstempo eines Individuums, die Geschwindigkeitswahl im Straßenverkehr beeinflusst. Hierzu greifen die Forscher zur Erklärung auf Beobachtungen aus der Biologie, insbesondere der Evolutionsforschung zurück. So finden Forscher hier bei vielen Spezies, unter anderem Amphibien, Weichtieren, Reptilien und Fischen, dass diejenigen Tiere mit einem höheren Pace of Life auch eher geneigt sind Risiken (z. B. bei der Futtersuche) einzugehen. Ringelnattern zum Beispiel lassen sich sehr gut nach ihrem Pace of life in schnelle und langsame Nattern einordnen. Schnelle Schlangen, beuten ihr Territorium selten vollständig aus, da sie seltener einmal gewohnte Pfade verlassen und damit konsistent in Ihrer Jagdstrategie sind. Eher langsame Schlangen, sind weniger konsistent in Ihrer Jagdstrategie, entdecken daher aber mehr von ihrem Territorium. Der Pace of Life erklärt auch hier individuelles Verhalten. Bisher wurde dieses Konzept aber kaum auf individuelles Verhalten des Menschen angewandt.

In der Studie wird ein neuartiges Speed-Choice-Experiment durchgeführt, welches die Teilnehmer mit einem Szenario konfrontiert, in dem sie sich wiederholt zwischen schnell und langsam fahren entscheiden müssen. Diese Entscheidung ist mit unterschiedlichen Unfallrisiken verbunden. Noch vor dem Experiment wurde der Pace of Life jedes Teilnehmers gemessen. Die Ergebnisse zeigen, dass Personen mit einem höheren Pace of Life sich im Experiment eher für schnelles Fahren entscheiden und auch konsistent bei dieser Entscheidung bleiben, selbst wenn sie in der Vorrunde durch schnelles Fahren Misserfolg hatten. Daher kann das Lebenstempo von Personen zu unserem Verständnis von Geschwindigkeitsüberschreitungen beitragen, z.B. bei der Auswahl von Berufskraftfahrern.

Das Paper wurde von Carina Goldbach, Christin Hoffmann, Julia Hoppe, Thomas Pitz und Kirsten Thommes verfasst und erscheint in Plos ONE. DOI: https://doi.org/10.1371/journal.pone.0236589

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Dr. rer. oec. Christin Hoffmann
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