Forschungsthemen

Konflikte und Spannungen in Prozessen der organisationalen Ambidextrie

In der Organisations- und Managementforschung werden unterschiedliche Ansätze organisationaler Ambidextrie unterschieden. Diese Ansätze werden bisher jedoch zumeist separat und statisch behandelt und erst seit kurzem systematisch Fragen zu der Integration und Kombination dieser Ansätze sowie nach einer verstärkt prozessualen Sichtweise auf die Etablierung und Veränderung dieser Ansätze im Zeitverlauf gestellt. In diesem Forschungsthema werden intra- und interpersonale Konflikte und Spannungen als Integrations- und Transformationsmechanismen, vor dem Hintergrund sich dynamisch verändernder Umweltbedingungen, erforscht. Neben der Theoriearbeit wird gemeinsam mit Kolleg*innen von verschiedenen wissenschaftlichen Institutionen in qualitativen Fallstudien detailliert und rekonstruktiv untersucht, inwieweit Organisationen durch die Beobachtung und Handhabung verschiedener Konflikte und Spannungen auf unterschiedlichen Ebenen ihren Ambidextrie-Ansatz strukturell umsetzen (Implementierung und Balance) oder im Zeitverlauf verändern können (Transformation).

Organisationaler Wandel und psychische Beanspruchung von Beschäftigten

Psychische Erkrankungen stellen mittlerweile eine der häufigsten Ursachen für betriebliche Arbeitsfehlzeiten dar. Als ein wichtiger Belastungsfaktor scheint organisationaler Wandel in nicht unerheblichem Maße zu einer psychischen Beanspruchung von Beschäftigten und einer Verminderung ihres Wohlbefindens beizutragen. In diesem kooperativen Forschungsvorhaben wird der Einfluss organisationalen Wandels und neuer Formen der Organisation von Erwerbsarbeit auf die psychische Beanspruchung und Gesundheit von Beschäftigten mittels eines quantitativen Forschungsansatzes untersucht. Ausgehend von soziologischen bzw. ressourcenorientierten Stressmodellen werden auf Basis repräsentativer Sekundärdaten die Wirkungsmechanismen verschiedener Belastungsfaktoren und Ressourcen herausgearbeitet. Das theoretische Modell wird momentan um weitere Annahmen ergänzt und getestet. Ausgehend hiervon sollen empirisch gestützt entsprechende Maßnahmen abgeleitet werden, mit denen Beschäftigte vor den negativen Effekten eines Wandels der Arbeitswelt geschützt werden können.

Unternehmensführung, organisationaler Wandel und Innovativität im Zeitalter der Digitalisierung

Prozesse der Digitalisierung, oftmals im Schulterschluss mit Prozessen der Subjektivierung, sind mittlerweile kaum noch aus Wirtschaft und Gesellschaft wegzudenken. Während die Digitalisierung auf der einen Seite neue Formen der Unternehmensführung ermöglicht und erfordert, führt sie auf der anderen Seite im Innenverhältnis von Unternehmen zu veränderten Formen der Arbeitsorganisation bzw. erlaubt gänzlich neue Formen der Organisation von Erwerbsarbeit. Mit diesen Veränderungen stellt sich eine Reihe an Fragen, die in diesem Forschungsthema näher untersucht werden. Zum einen wird betrachtet, welchen Einfluss die Digitalisierung auf Prozesse der Unternehmensführung besitzt und wie mit den durch die Digitalisierung evozierten Möglichkeiten und Herausforderungen umgangen wird bzw. umgegangen werden kann. Im Fokus der Betrachtungen stehen hierbei insbesondere die veränderten Möglichkeiten und Herausforderungen von Personalführung im Zeitalter der Digitalisierung. Zum anderen wird in diesem Forschungsthema untersucht, ob und inwieweit neue Formen der Organisation von Erwerbsarbeit die betriebliche Innovationsfähigkeit beeinflussen bzw. wie Unternehmen diesen neuen Formen der Organisation von Erwerbsarbeit im Hinblick auf die Ausgestaltung ihrer Innovationsaktivitäten begegnen können.

An dieses Forschungsfeld bindet sich das Teilprojekt RepAIreality zum Bündnis WI+R – Digitale Reparaturfabrik an. Technologische, wirtschaftliche und soziale Innovationen sind der Schlüssel zum erfolgreichen Strukturwandel in der Lausitz. Das Teilprojekt RepAIreality bildet die Grundlage für Innovationen im Bereich Wartung, Instandhaltung und Reparatur (WI+R). Es wird die Basis für neue Geschäftsbereiche sowie Ausgründungen bzw. Ansiedlungen im Bereich WI+R geschaffen und eine attraktivere Lebens- und Arbeitsregion Lausitz gefördert. Die Ziele von RepAIreality sind: (1) die Entwicklung eines KI-basierten Reparatur-Assistenzsystems zur Sicherung von Wissen, das gleichzeitig die Qualifizierung von fach- und branchenfremdem Personal übernehmen kann, (2) die Etablierung eines attraktiven Arbeitgeberimages und (3) die Entwicklung des Lausitzer Mittelstandes, über die Digitalisierung seiner Prozesse und den Einsatz von AR/VR-Systemen, zu einer effizient und innovativ arbeitenden Schnittstelle zwischen Gesellschaft und Industrie. RepAIreality zielt damit auf technische, insbesondere KI-basierte, aber vor allem auch wirtschaftliche und soziale Innovationen ab.

Open Innovation, Absorptive Capacity und Innovationserfolg von KMU

In diesem kooperativen Forschungsvorhaben wird auf Basis von Sekundärdaten und mittels Querschnittsanalysen empirisch untersucht, inwieweit sich eine Öffnung der betrieblichen Innovationsprozesse von KMU auf ihren Innovationserfolg niederschlägt. Insbesondere wird in diesem Zusammenhang die Rolle der Absorptive Capacity näher in Augenschein genommen und der moderierende Einfluss der Absorptive Capacity auf das Verhältnis von Open Innovation und Innovationserfolg unter Berücksichtigung weiterer Einflussfaktoren herausgearbeitet. In diesem Forschungsvorhaben wird momentan das bestehende theoretische Modell weiter verfeinert und ausgearbeitet. Darüber hinaus sollen zukünftig die Querschnittanalysen durch Längsschnittanalysen und ggf. eine eigene Datenerhebung und -auswertung ergänzt werden.

Hierzu lässt sich das Projekt der Innovationen in der Kreativwirtschaft mit zuordnen. Die von der Kreativwirtschaft (KW) getriebene Innovation ist bis heute nicht vollständig von den internationalen Standards der OECD erfasst und definiert. Ihre Mischung aus künstlerischen und technologischen Innovationen ist per Definition sektorübergreifend - und damit regelmäßig außerhalb der üblichen Verwaltungsbereiche und Zuständigkeiten: Für die einen ist es zu technisch und kommerziell, um als Kultur zu gelten, für die anderen zu inhaltlich, um noch technologisch relevant zu sein. Nichtsdestotrotz haben KW-getriebene Innovationen seit Jahrhunderten Veränderungen bewirkt. Angesichts dieser wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen ist es an der Zeit, KW-getriebene Innovationen systematisch und wissenschaftlich fundiert zu verstehen.

Zudem werden am Fachgebiet eine Reihe von Dissertationsprojekte betreut. Die Themenvielfalt spiegelt die Interessensvielfalt des Fachgebiets wieder, lassen sich aber alle unter dem Überbegriff Digitale Innovationen und organisatorischer Wandel zusammenfassen: Blockchaintechnologie und dezentrale autonome Organisationen, Individual- und Teamperformance im eSports, Qualifizierung sowie Weiterbildung mit Unterstützung digitaler Methoden.