Lenzen: "Bologna hat den Bildungsauftrag der Universitäten zerstört"

Die deutschen Hochschulen drohen nach den Worten des Präsidenten der Universität Hamburg, Professor Dieter Lenzen, der zugleich Sprecher der Mitgliedergruppe Universitäten der Hochschulrektorenkonferenz ist, "Berufsschulen zu werden". Die Hochschulen in Deutschland seien aber "weder von ihrem Umfang noch von ihrem wissenschaftlichen Auftrag geeignet, eine Berufsausbildung für Kindergärtnerinnen, Physiotherapeuten und Apothekenhelferinnen anzubieten, und es ist auch nicht ihre Aufgabe", schrieb Lenzen in einem Beitrag für die Tageszeitung "Die Welt". 

Durch die Abschaffung des klassischen einphasigen Studiums, das in Deutschland und anderen kontinentaleuropäischen Ländern mit einem Diplom, Lizenziat, Magister oder einem Staatsexamen endete, und die Einführung eines zweiphasigen Bachelor-Master-Systems nach angloamerikanischem Vorbild sei "der Bildungsauftrag der Universität und damit das kontinentaleuropäische Konzept zerstört" worden, so Lenzen weiter. Die deutsche Bildungspolitik habe sich "von Vertretern des britischen Konzepts der Bildung im tertiären Bereich über den Tisch ziehen lassen". Vergeblich habe man sich mit der Studienreform erleichterte Studienortswechsel für die Studierenden in Europa erhofft. Um die Bildungskatastrophe zu vermeiden, müssten Hochschulleitungen die Bologna-Bestimmungen umgehen und mehr Freiräume in den Curricula schaffen, schreibt Lenzen.

Quelle: DHV Newsletter 05/2014