Internationale Strategien für den Wiederaufbau kriegszerstörter Orte
Die gezielte Zerstörung von Kulturerbe ist kein neues Phänomen, sondern Ergebnis vieler Konflikte in der Vergangenheit. Im Rahmen der Konferenz "Catastrophe and Challenge: Cultural Heritage in Post-Conflict Recovery" stellen zwanzig internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Forschungen, Projekte und Methoden für den Wiederaufbau kriegszerstörter Stätten der letzten hundert Jahre vor. Eröffnet wird die Konferenz von BTU-Präsident Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach und der brandenburgischen Ministerin Dr. Martina Münch.
"Unser Ziel ist es, das volle Spektrum möglicher Denkansätze zu eröffnen und damit einen konstruktiven Beitrag zur Diskussion um die Arbeit an im Krieg beschädigtem oder zerstörtem Kulturerbe zu leisten – von der Entscheidung über den Umgang mit den baulichen Strukturen hin zu einem ergebnisoffenen Entscheidungsprozess, der ein breites Spektrum an Meinungen berücksichtigt“, so Prof. Dr. Leo Schmidt, Leiter des Fachgebiets Denkmalpflege. „Uns interessiert, welche Erkenntnisse vergangener Ereignisse heute nutzbar sind für die Aufgaben, die vor uns liegen. Wir wollen die Erfahrungen beispielsweise aus den zwei Weltkriegen, aber auch aus den Konflikten auf dem Balkan, in Afrika und Asien zusammenführen und zeigen, dass das Rad nicht immer neu erfunden werden muss."
Datum und Ort:
Montag, 5. Dezember, 17-21 Uhr, Zentralcampus Cottbus, Zentrales Hörsaalgebäude, Hörsaal A
Dienstag und Mittwoch, 6. und 7. Dezember, 10-17 Uhr, Campus Sachsendorf, Gebäude 15, Hörsaal 15V.110
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Die Konferenz ist kostenfrei.
Insbesondere das 20. Jahrhundert mit seinen zwei Weltkriegen sowie zahlreichen Konflikten um nationale und ethnische Identität bieten eine Vielfalt an Fallstudien, in denen die Nachwirkungen für das Kulturerbe analysiert werden können. Diese einschneidenden Erlebnisse sind eine besonders große Herausforderung für die betroffenen Bevölkerungsgruppen. Die allgemein etablierten Prinzipien für den Erhalt der kulturellen Bedeutung durch kontinuierliche Pflege und minimale strukturelle Eingriffe scheinen Fachleuten von geringem Wert, wenn man mit dem oftmals ganzheitlichen Verlust von Kulturerbestätten konfrontiert ist – seien es Einzeldenkmale, städtische Strukturen oder archäologische Stätten. "Der Wiederaufbau einer durch einen Krieg zerstörten Stadt ist ein interdisziplinäres Thema. Im Fokus stehen einzelne Menschen, aber auch Gesellschaften und Prozesse", fasst Prof. Schmidt zusammen.
"Diese Prozesse zu moderieren und die Stakeholder an einen Tisch zu bringen, sodass alle den Wiederaufbau als gemeinsame Aufgabe verstehen, ist die größte Herausforderung. Erst wenn Einwohner, Städtebauer, Politikwissenschaftler, Archäologen, Architekten, Denkmalpfleger und Kulturerbe-Spezialisten zusammenarbeiten, kann ein gutes Ergebnis entstehen."
Die Konferenz ist die vierte in einer Reihe von internationalen Tagungen, die abwechselnd in Ägypten und Deutschland von der BTU Cottbus–Senftenberg und der Helwan Universität in Kairo im Rahmen des gemeinsamen Master-Studiengangs "Heritage Conservation and Site Management" seit dem Jahr 2013 organisiert werden.