"Ein Tsunami, der auf uns zufliegt"
Neuroadaptivität für autonome Systeme - mit diesem überaus aktuellen und hochspannenden Thema zog Prof. Dr. Thorsten O. Zander, Lichtenberg-Professor für Neuroadaptive Mensch-Technik-Interaktion der Volkswagenstiftung an der BTU Cottbus-Senftenberg, die Zuhörer*innen am 22. Oktober 2024 in seinen Bann.
Prof. Zanders Vortrag um 17 Uhr war nach einem Grußwort von BTU-Präsidentin Prof. Dr. Gesine Grande der Hauptteil des 4. BTU Science Club, eine Veranstaltungsreihe, die den wissenschaftlichen Austausch und die Vernetzung in der Lausitz fördert, aber auch einen kritischen Diskurs zu aktuellen wissenschaftlichen Ansätzen und ihrer gesellschaftlichen Relevanz anregt. In diesem Fall waren die Mensch-Computer-Interaktion und die Entwicklung neuartiger Gehirn-Computer-Schnittstellen das zentrale Thema des Abends.
Prof. Zander beschreibt die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) eindringlich als einen „Tsunami, der auf uns zufliegt“. Diese bildhafte Aussage mag auf den ersten Blick dramatisch wirken, doch sie verdeutlicht die unaufhaltsame Welle technologischer Innovationen, die unsere Gesellschaft und unser Leben in tiefgreifender Weise verändern wird. Während die Forschung an leistungsstarken Mikrochips und KI-Anwendungen schon seit Jahren voranschreitet, setzt Prof. Zander in seiner Arbeit auf einen noch relativ jungen und innovativen Ansatz: die Erforschung und Anwendung passiver Brain-Computer Interfaces (BCIs).
Schon als junger Doktorand verfolgte Prof. Zander entschlossen seine Ideen im Bereich der Mensch-Computer-Interaktion. Trotz anfänglicher Widerstände blieb er beharrlich und setzte sich für seine Vision ein, was dazu führte, dass seine Ansätze, die damals noch unkonventionell wirkten, mittlerweile einen festen Platz in der KI-Forschung gefunden haben und die Entwicklung moderner Methoden in diesem Bereich maßgeblich prägen.
Besonders hervorzuheben ist der Einsatz von Elektroenzephalographie (EEG), einer Technologie, die es ermöglicht, elektrische Aktivitäten des Gehirns präzise zu messen. EEG kann Aufschluss über neurophysiologische Prozesse geben, die etwa bei der motorischen Steuerung des Körpers oder der Emotionsregulation eine zentrale Rolle spielen. Diese Gehirnaktivitäten dienen als Schlüssel für die Weiterentwicklung der Mensch-Computer-Interaktion.
Prof. Zanders Forschung zielt darauf ab, insbesondere passive, also nicht bewusst erzeugte, Informationen aus dem Gehirn nutzbar zu machen, um intuitivere und effizientere Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine zu schaffen. Solche Technologien könnten zukünftig nicht nur unsere Interaktionen mit Computern revolutionieren, sondern auch tiefe Einblicke in kognitive Prozesse ermöglichen, die für das Verständnis und die Förderung von Fähigkeiten in Maschinen, insbesondere in künstlichen Intelligenzen, von großer Bedeutung sind.
Aufgrund der akuten gesellschaftlichen Relevanz des Themas und Prof. Zanders Leidenschaft für seine Forschung konnte der BTU Science Club einen kritischen Diskurs anregen und Wissenschaftler*innen vernetzen. Im Anschluss an seinen Vortrag diskutierten die Teilnehmenden rege über die Chancen und Gefahren der künstlichen Intelligenz. Im Anschluss gab es für die Teilnehmenden die Gelegenheit, sich bei Brezeln und Getränken weiter auszutauschen.
Ein besonderer Dank gilt dem BTU-Förderverein für die finanzielle Unterstützung der Veranstaltung.
Information über den Dozenten
Prof. Dr. Thorsten O. Zander ist seit 1. Juli 2020 Lichtenberg-Professor für Neuroadaptive Mensch-Technik-Interaktion der VolkswagenStiftung an der BTU Cottbus-Senftenberg. Er gilt als Pionier auf dem Gebiet der passiven Gehirn-Computer-Schnittstellen, die er im Jahr 2008 definiert hat. Prof. Zander ist Mitbegründer und Mitleiter der Gesellschaft für Neuroadaptive Technologie, die Konferenzen und andere Veranstaltungen zur Förderung von Forschungs- und Outreach-Aktivitäten zu allen Aspekten der Neuroadaptiven Technologie organisiert. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der impliziten Interaktion mit Technologie, der kognitiven Sondierung zur automatisierten Anleitung von Künstlichen Intelligenzen aber auch der Ethik der Neuroadaptiven Technologien. Für seine Forschung erhielt sein Unternehmen Zander Labs eine Förderung von 30 Millionen Euro, was die größte Einzelförderung darstellt, die jemals in der EU vergeben worden ist.
Kontakt
Neuroadaptive Mensch-Technik-Interaktion
T +49 (0) 355 5818-613
thorsten.zander(at)b-tu.de