"Summa cum laude" Dissertation beschreibt neue Ansätze in der regenerativen Medizin

In seiner Promotion arbeitete Mario Lehmann an einem innovativen Verfahren, das die Herstellung von menschlichem Knorpelgewebe im Labor verbessert.

Der Gelenkknorpel, ein hochspezialisiertes Gewebe, überzieht die Knochenendflächen der beweglichen Gelenke und ermöglicht dadurch praktisch reibungsfreie Bewegungen. Allerdings besitzt dieses Gewebe nur eine sehr begrenzte Fähigkeit zur Selbstregeneration. Diese im Labor entwickelten Knorpelgewebe könnten perspektivisch als Transplantat für geschädigte Gelenke eingesetzt werden. Nach einer Operation erholt sich der geschädigte Gelenkknorpel damit schneller und dauerhafter.Hergestellt wird das Gewebe mit Hilfe der Fusionskulturtechnik. In diesem patentierten Verfahren werden Knorpelzellen im Labor so kultiviert, dass Minigewebe erzeugt werden können. Das ermöglicht eine knorpeltypische Differenzierung der Zellen und damit eine verbesserte Regeneration eines Knorpelschadens zum Beispiel im Kniegelenk.

Im zweiten Teil seiner Arbeit befasste sich Mario Lehmann mit der Entwicklung von Zellen, die pluripotenten Stammzellen ähneln. Eine pluripotente Stammzelle ist eine Zelle, die sich unbegrenzt vermehren und alle Zelltypen des Körpers bilden kann, wie zum Beispiel die  Muskel-, Nerven-, Knochen- und Knorpelzellen. Diese induzierten pluripotenten Stammzellen werden mit Hilfe von Genen erzeugt, die in die bereits ausdifferenzierten Körperzellen eingeschleust werden. Die so generierten Zellen und die daraus herstellbaren Minigewebe eignen sich zum Beispiel als Basis für die Testung von Medikamenten gegen Krankheiten wie zum Beispiel Arthrose. Die Grundlagen zur Herstellung von induzierten pluripotenten Stammzellen wurden durch die beiden Wissenschaftler John Gurdon von der Universität Cambridge und Shinya Yamanaka von der Universität Kyoto gelegt, die im Jahr 2012 den Medizin-Nobelpreis erhielten.

Als erster Promovend des Fachgebiets Zellbiologie der BTU Cottbus-Senftenberg schloss Mario Lehmann am 26. November 2015 seine kooperative Promotion an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig mit einem Kolloquium ab und erhielt das bestmöglichste Prädikat "summa cum laude". Seitens der BTU wurde Mario Lehmann von Frau Prof. Ursula Anderer betreut und an der Universität Leipzig durch Prof. Ulrich Sack.

Die Ergebnisse seiner Doktorarbeit wird Mario Lehmann im Projekt "Tissue Engineering von Knorpelgewebe auf Basis von Stammzellen aus der Zahnpulpa" im Fachgebiet Zellbiologie einfließen lassen. Diese Stammzellen können aus Zähnen isoliert werden wie den Milch- oder Weisheitszähnen. Die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. rer. nat. Ursula Anderer forscht daran, möglichst leicht zugängliche Quellen für Stammzellen zu erschließen. Diese Stammzellen können dann für die Regeneration von geschädigten Geweben eingesetzt werden. Das Hauptinteresse der Arbeitsgruppe liegt dabei auf dem Gelenkknorpel.

Neben seiner Forschungstätigkeit arbeitet Herr Lehmann im Zentrum für Studierendengewinnung und Studienvorbereitung - College der BTU Cottbus-Senftenberg. Das Projekt "Aufbau eines Zentrums für Studierendengewinnung und Studienvorbereitung — College" wird durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert.

Kontakt

Mario Lehmann
T 03573 85-923
Lehmann.Mario(at)b-tu.de

Prof. Dr. rer. nat. Ursula Anderer
T 03573 85-801
Ursula.Anderer(at)hs-lausitz.de
Als erster Promovend des Fachgebiets Zellbiologie der BTU schloss Mario Lehmann seine Promotion bei Prof. Ursula Anderer mit Bestnote ab.