„Ich finde es großartig, dass man in dieser Position so viele Möglichkeiten hat.“

Frau Prof. Dr. Magdalena Sut-Lohmann hat 2013 an der BTU promoviert und war danach Akademische Mitarbeiterin am Lehrstuhl Geopedologie und Landschaftsentwicklung. Seit Oktober 2023 leitet sie als Professorin die Abteilung Bodenwissenschaften an der TU Braunschweig.


Liebe Frau Prof. Dr. Sut-Lohmann, entspricht Ihre tägliche Arbeit Ihren Vorstellungen von einer Tätigkeit als Universitätsprofessorin? Gibt es etwas, das Sie positiv oder negativ überrascht hat?
Ich habe erst vor ein paar Monaten angefangen, daher entspricht mein heutiger Alltag noch nicht vollständig der typischen Tätigkeit einer Universitätsprofessorin. Zurzeit lerne ich die Struktur der TU Braunschweig kennen, baue mein Team auf, bereite neue Vorlesungen vor und kümmere mich um die Aufräum- und Renovierungsarbeiten unserer Räumlichkeiten. Ich hoffe, dass ich mich zukünftig mehr auf Forschung und die Weiterentwicklung des Instituts konzentrieren kann.
Ich bin sehr positiv überrascht, wie viele neue Kollegen ich in kurzer Zeit in Braunschweig kennengelernt habe. Es sind offene und neugierige Personen dabei, sowohl unter denjenigen, die schon länger da sind, als auch Neuberufene wie ich. Ich finde es großartig, dass man in dieser Position so viele Möglichkeiten hat; eine Menge Türen stehen offen. Leider gibt es jedoch viel zu wenig Zeit, jede zu durchschreiten, und das ist oft sehr schade. Ob ich etwas wirklich Negatives finde, kann ich bis jetzt noch nicht sagen. Es hat mich jedoch sehr überrascht, wie anders eine Professur im Vergleich zur Postdoc-Phase ist. In meinem jetzigen Job sind meine Aufgaben sehr vielfältig, und ich lerne ständig dazu.

Zu welchem Zeitpunkt in Ihrem Lebenslauf ist die Entscheidung für eine Karriere in der Wissenschaft gefallen? Hatten Sie einen Plan B, falls es mit einer wissenschaftlichen Laufbahn nicht geklappt hätte?
Nach Abschluss meiner Promotion wurde mir ziemlich klar, dass mir die Wissenschaft und die damit verbundene Freiheit sehr viel Freude bereiten. Außerdem war mir bewusst, dass ich auf jeden Fall noch weitere Aspekte erforschen wollte, da die Expertise nach der Promotion sehr eingeschränkt ist. In der Postdoc-Phase hat man die Zeit und die Möglichkeit, ein Kontaktnetzwerk aufzubauen, was für eine potenzielle Professur von großer Bedeutung ist.
Einen richtigen Plan B hatte ich nicht, aber wie jeder Wissenschaftler wusste ich, dass es sehr unsicher ist, auf eine Professur berufen zu werden. Leider wären alle anderen Optionen wie die Industrie oder Behörden nicht so interessant für mich, weil ich Forschung und Lehre sehr gerne mache. Daher bin ich froh, dass es geklappt hat, sonst wäre ich wahrscheinlich unzufriedener gewesen.

Gibt es etwas, das Sie sich als Unterstützung auf Ihrem Karriereweg gewünscht hätten?
Ich hätte mir gewünscht, dass das WissZeitVG effizient reformiert wird, um Wissenschaftlern und Abteilungsleitern eine langfristige Planung zu ermöglichen, in der stabile und erfolgreiche Arbeitsgruppen aufgebaut werden können. Die Unsicherheit bezüglich weiterer Einstellungen und die nahezu fehlende Möglichkeit einer Entfristung ist für alle Betroffenen sehr belastend und führt dazu, dass wir talentierte Menschen an die Industrie oder ins Ausland verlieren, wo das Hochschulsystem anders strukturiert ist.
Ansonsten bin ich sehr froh darüber, dass ich meine wissenschaftliche Karriere am Lehrstuhl Geopedologie an der BTU aufbauen konnte, wo ich von all meinen Kollegen große Unterstützung erfahren habe. Der entscheidende Faktor ist dabei immer der Leiter der Arbeitsgruppe. Prof. Dr. Thomas Raab hat mir viel Freiheit in der Forschung gegeben und mich stets ausgezeichnet beraten sowie auf alle großen Karriereschritte vorbereitet, einschließlich des Vorstellungsgesprächs in Braunschweig. Ich hoffe, dass es mir in Zukunft gelingt, meine Mitarbeiter genauso gut auf ihrem wissenschaftlichen Weg zu unterstützen.

Was würden Sie heutigen Promovierenden empfehlen, die unentschlossen über ihren weiteren Berufsweg sind?
Diese Karriere ist nicht für jeden geeignet. Oft zeigt sich schon während der Promotionsphase, ob man ein leidenschaftlicher Wissenschaftler oder eine leidenschaftliche Wissenschaftlerin ist. Sie bietet viel Freiheit und Flexibilität, aber auch große Unsicherheit, und die tatsächlichen Erfolgsmöglichkeiten sind begrenzt. Wenn du damit einverstanden bist und dennoch weitermachen möchtest, dann genieße die Reise! Es kann eine anspruchsvolle, internationale und sehr vielfältige Erfahrung sein, denn nur du bestimmst die Grenzen.

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben und alles Gute für Ihren weiteren Karriereweg!