Eine Forscherin an der Schnittstelle zwischen Gesellschaft, Technik und Umwelt

Prof. Melanie Jaeger-Erben leitet das Fachgebiet Technik- und Umweltsoziologie an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU). Sie ist eine erfolgreiche Wissenschaftlerin und fährt gerne mit dem Rad zur Arbeit.

Der Puls beschleunigt sich, der Wind zieht an den Ohren vorbei, die Beine treten kraftvoll in die Pedale – der Weg vom Bahnhof zur Arbeit ist sportlich. Die Fahrradkette knackt und rasselt, während sie über die Zahnkränze rattert und dafür sorgt, dass die Muskelkraft in Energie umgewandelt wird. An der Universität angekommen, beruhigt sich die Atmung wieder, aber der Kopf arbeitet weiter. Ähnlich wie bei diesem Fortbewegungsmittel greifen die Zahnräder in ihrem beruflichen Alltag ineinander – sie untersucht das Zusammenspiel von Technik und Umwelt im Kontext von sozialem Wandel und forscht zum Beispiel, wie die Gesellschaft nachhaltiger und ressourcenschonender im Alltag handeln kann.

Seit 2021 arbeitet Prof. Dr. Melanie Jaeger-Erben im Fachgebiet Technik- und Umweltsoziologie “an der Schnittstelle zwischen Gesellschaft, Technik und Umwelt, an der – höchstwahrscheinlich – die Zukunft entschieden wird: Werden wir es schaffen, die fast schon überwältigend großen Klima- und Umweltprobeme langfristig zu lösen und die Lebensgrundlagen für gegenwärtige und kommende Generationen zu bewahren”, fragt sich die Soziologin und hofft, mit ihrer Forschung und Lehre zur Beantwortung der Frage beitragen zu können.

In ihrem Fachgebiet erforscht und lehrt Prof. Dr. Melanie Jaeger-Erben die vielfältigen Wechselwirkungen von technologischer und gesellschaftlicher Entwicklung und deren Auswirkungen auf die Umwelt sowie den Einfluss einer sich verändernden Umwelt auf die Gesellschaft. Beispielsweise setzt sie sich in ihren Arbeiten zu Upcycling und zu Lebenszyklen elektronischer Produkte mit der Reparatur oder dem Umfunktionieren als Alternative zum Wegwerfen und Neukauf der Produkte auseinander.

Und obwohl die Wissenschaft – ähnlich wie das Radfahren – keine Frage des Geschlechts ist, beschreibt die Forscherin das Verhältnis zwischen Männern und Frauen in den Sozialwissenschaften in der Bevölkerung noch immer als nicht repräsentativ. “Zwar ist die Verteilung der Geschlechter besser als in anderen Disziplinen”, sagt Jaeger-Erben und ergänzt: “dennoch ist der Anteil an Frauen in den höheren Positionen verbesserunswürdig. Bei anderen Geschlechtsidentitiäten steht die Gleichberechtigung noch völlig am Anfang.”

Unter anderem aus diesem Grund haben die Vereinten Nationen auf ihrer Generalversammlung im Dezember 2015 beschlossen, den "Internationalen Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft" ins Leben zu rufen und ihn jährlich am 11. Februar zu begehen. Ziel dieses Tages ist es, den vollständigen und gleichberechtigten Zugang von Frauen und Mädchen zur Teilnahme an der Wissenschaft zu fördern. Wie wichtig solche Maßnahmen sind, zeigen die Zahlen der UNESCO aus dem Jahr 2019, wonach weltweit nur knapp 30 Prozent der Forscher*innen weiblich waren.

Professorin Jaeger-Erben tritt zusäztlich in die Pedale und ergänzt: “Es geht nicht nur um die gezielte Förderung von Mädchen und Frauen, sondern auch anderen, potentiell marginalisierten Gruppen.” Bei ihren Forschungsfragen ist das Geschlecht nicht ausschlaggebend – relevant ist eher die inter- und transdisziplinäre Ausrichtung der Projekte. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen um Jaeger-Erben integrieren die Forschungsergebnisse aus unterschiedlichen Disziplinen sowie das Erfahrungswissen aus den Lebenswelten und Praxisfeldern verschiedener gesellschaftlicher Akteur*innen.

Neben der Betreuung diverser Forschungsprojekte, der Vorbereitung verschiedener Lehrmodule, der Begleitung von Lern- und Qualifikationsprozessen ihrer Studierenden, Doktorand*innen und Habilitand*innen, diversen Meetings und Verwaltungstätigkeiten engagiert sich Melanie Jaeger-Erben auch in der EUNICE Allianz.

EUNICE (European UNIversity for Customised Education), das sind zehn Universitäten aus zehn verschiedenen europäischen Ländern, die für ihre Studierenden maßgeschneiderte Kursangebote schaffen, um sie bestmöglich auf den europäischen Arbeitsmarkt vorzubereiten. Die europäischen Partnerhochschulen, zu denen auch die BTU gehört, haben gemeinsam einen MOOC, einen Massive Open Online Course, vorbereitet. Ab Ende Februar kann jeder Interessierte über die EUNICE Website teilnehmen und bis Ende Mai die Inhalte online abrufen. Thematisch dreht sich das Format rund um „Globale Studien“ und bewegt sich im Kontext von globaler Wirtschaft, über globale Gesundheit bis hin zu globaler Zivilgesellschaft. Jaeger-Erben präsentiert ihr Fachgebiet mit dem Thema “Global Health and Environmental Sustainability“ mit dem Unterthema “Environmental Sustainability”.

Die Studierenden erhalten über die E-Learning-Plattform der BTU (Moodle) Zugang zu Videomaterialien, schriftlichen Kursinhalten, weiterem Lesematerial und einem automatischen Online-Assessment, um sich mit den Kursinhalten vertraut zu machen und ihr erworbenes Wissen zu überprüfen. Sie können die Materialien während der Kursdauer in ihrem eigenen Tempo durcharbeiten und die Prüfungen ablegen. Zwar kann „ein MOOC eine analoge Veranstaltung mit Gruppenarbeiten und Interaktionen nicht ersetzen, ist aber ein spannendes ergänzendes Format, das eine hohe Zugänglichkeit zu Bildung [für jeden und jede] ermöglicht“ bewertet Jaeger-Erben das Online-Seminar.

Aber wie bei der Fahrt mit dem Rad ist das Kursangebot nur ein Bestandteil, der sich an der Schnittstelle zwischen Gesellschaft, Technik und Umwelt mit anderen Kettengliedern verzahnt. Jaeger-Erben fährt weiter auf dem Weg zu ihrem Ziel, die „Bildung und Forschung für nachhaltige Entwicklung an der BTU voranzutreiben und den Strukturwandel in der Region forschend zu begleiten“.

Wer mehr über das Fachgebiet von Frau Prof. Dr. Jaeger-Erben erfahren möchte:
https://www.b-tu.de/fg-technik-umwelt-soziologie  

Wer am MOOC teilnehmen möchte, findet den Zugang im Zeitraum zwischen Ende Februrar und Ende Mai auf der EUNICE Website:
https://eunice-university.eu/

Über EUNICE:

EUNICE, die Europäische Universität für maßgeschneiderte Bildung, die aus der Initiative "Europäische Universitäten" hervorgegangen ist und von der Europäischen Kommission finanziert wird, baut ein solides Netz von Interaktionen zwischen Bildungseinrichtungen und anderen Akteur*innen auf, um an sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen zu arbeiten. Das Bündnis wird von zehn Universitäten getragen: der Technischen Universität Poznań (Polen), der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (Deutschland), der Universität Kantabrien (Spanien), der Universität Mons (Belgien), der Universität Catania (Italien), der Université Polytechnique Hauts-de-France (Frankreich), der Universität Vaasa (Finnland), dem Polytechnischen Institut Viseu (Portugal), der Universität Peloponnes (Griechenland) und der Universität Karlstad (Schweden).

Kontakt

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Die Soziologin Melanie Jaeger-Erben forscht, wie die Gesellschaft nachhaltiger und ressourcenschonender im Alltag handeln kann (Quelle: Luise Pawlak).