Beiträge zum Thema Wasserstoff: essentieller, aber knapper Energieträger
1. Co-Redaktion zum Schwerpunktthema "Hoffnungsträger Wasserstoff" in der Ausgabe 2/2024 der Fachzeitschrift "Ökologisches Wirtschaften" (gemeinsam mit Dr. Florian Kern vom IÖW) sowie eigene Beiträge zur Einführung in das Thema sowie zur Rolle von "orangenem Wasserstoff" (Pyrolyseverfahren) als wasserschonende Alternative zur Elektrolyse.
Wasserstoff gilt häufig als Allheilmittel: In Zukunft könnte er etwa das Stromnetz stabilisieren, wenn die Sonne nicht scheint oder kein Wind weht, um Energie zu erzeugen. Auch Flugzeuge, Schiffe, Fahrzeuge oder Heizungen könnten mit Wasserstoff betrieben werden. Den Bedarf für diese Szenarien kann „grüner“ klimaneutraler Wasserstoff jedoch nicht decken. Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift »Ökologisches Wirtschaften« wägt Chancen und Grenzen des Energieträgers ab: „Während Wasserstoff durchaus zu Recht als Hoffnungsträger gilt, beschäftigt sich dieser Schwerpunkt mit Fragen zu Herstellung, Verfügbarkeit und Kosten, sinnvollen Nutzungssektoren, der deutschen Wasserstoffpolitik, Importen und der Frage der Wasserverfügbarkeit für die Herstellung von H₂“, so Bernd Hirschl und Florian Kern in der Einführung.
Nachhaltiger Wasserstoff ist knapp: Wasserstoff ist ein zentrales klima-, energie- und industriepolitisches Thema. Damit kann er potenziell in vielen verschiedenen Bereichen angewendet und zu einem wichtigen Energieträger im Energiesystem der Zukunft werden. Jens Clausens Beitrag „Wasserstoff als versatiler Energieträger und knappes Gut“ geht der Frage nach, wie viel Wasserstoff ab wann verfügbar sein wird. Seit 2020 gibt es eine nationale Wasserstoffstrategie. Sie legt fest, wie Wasserstoff in Deutschland produziert, transportiert und genutzt wird. „Grüner“ Wasserstoff ist absehbar knapp und teuer, daher sollte die Strategie Anwendungsbereiche priorisieren, fordern Frieder Schmelzle und Florian Kern in ihrem Überblick zur „Rolle der nationalen Wasserstoffstrategie für eine effiziente Dekarbonisierung in Deutschland“. Laut der deutschen Wasserstoffstrategie sollen 50 bis 70 Prozent des Wasserstoffbedarfs importiert werden – auch aus dem Globalen Süden. Die Produktion ist jedoch umstritten und mit sozial-ökologischen Risiken verbunden: „Eine gerechte Wasserstoff-Governance muss hierauf Antworten entwickeln“, so Franziska Müller et al. in ihrem Artikel zu Wasserstoffzukünften.
Zukunftsenergie oder fossile Falle? Die Bundesregierung hat sich in ihrer Überarbeitung der nationalen Wasserstoffstrategie 2023 neben klimaneutralem Wasserstoff für die Nutzung von „blauem“ H₂ geöffnet. Luisa Keßler wägt ab, ob der fossilbasierte Wasserstoff als „notwendiges Übel oder Zementierung fossiler Pfadabhängigkeiten“ einzuschätzen ist. Im Gegensatz zu „blauem“ Wasserstoff wird „grüner“ Wasserstoff in den meisten Szenarien mittels Elektrolyse und Wasser hergestellt. Geht „Wasserstoff ohne Wasser?!“, fragt Bernd Hirschl. Die Ressource ist bereits heute in manchen Regionen knapp – Wasserstoff wird aber dezentral benötigt. Alternative Rohstoffe und Verfahren könnten das regionale Verfügbarkeitsproblem mindern.
2. Abschlusspodium am 10.07.2024 im Rahmen der Ringvorlesung "Wasserstoff-Zukunft-Lausitz?!": ZUKUNFTSTALK: Welche Rolle soll Wasserstoff in der Lausitzer Energiewende spielen?
Im Streben nach erneuerbaren Energielösungen wird grüner Wasserstoff (H2) seit einigen Jahren als vielversprechendes Schlüsselelement diskutiert. Das Potenzial von Wasserstoff zur Dekarbonisierung verschiedener Sektoren, von Mobilität bis hin zu industriellen Prozessen, bietet einen verlockenden Weg in eine grünere Zukunft. Für eine erfolgreiche Umsetzung einer grünen H2-Wirtschaft braucht es jedoch sehr viel grünen Strom aus erneuerbaren Energien sowie den Bau neuer Infrastrukturen. Mit der Fortführung der Nationalen Wasserstoffstrategie 2023 wurden die Weichen für den Bau einer Deutschen H2-Wirtschaft gelegt. Auch in der Lausitz wird H2 eine relevante Rolle in der lokalen Wirtschaft und Energieversorgung zugesprochen. So wird H2 von einigen, als die "neue grüne Kohle" diskutiert, welche flächendeckenden Einsatz finden soll. Von anderen wird Wasserstoff hingegen als "Champagner der Energie" bezeichnet, der nur in den Sektoren eingesetzt werden soll, in denen keine Elektrifizierung möglich ist. In dieser Gemengelage wollen wir inter- und transdisziplinär ins Gespräch kommen: welche Rolle sollte Wasserstoff in der Zukunft als Teil einer sozial-ökologischen Transformation spielen? Wie passen die Wasserstoffpläne zum Strukturwandel und was würde das für die Region und das Umland bedeuten?
Podiumsteilnehmende:
- Prof. Bernd Hirschl, BTU Fachgebiet Management regionaler Energieversorgungsstrukturen
- Jens Krause, Wasserstoffnetzwerk Lausitz DurcH2atmen
- Neelke Wagner, PowerShift e.V.
- Henk Wiechers, BTU Fachgebiet Regionalplanung
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