Dr. Thomas Giersch (Maschinenbau)

„Ich habe mich schon seit der Kindheit für die Luft- und Raumfahrt begeistert.“

Dr. Thomas Giersch studierte Maschinenbau an der BTU und schrieb hier auch seine Promotion am Lehrstuhl Strukturmechanik und Fahrzeugschwingungen zu Schwingungen in Flugtriebwerken im Verbundprojekt mit Rolls-Royce Deutschland und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Seine Ergebnisse und die von ihm entwickelten Methoden werden beim Triebwerkshersteller Rolls-Royce Deutschland bereits in den Designprozess integriert. Für seine herausragende Promotion erhielt er den Max Grünebaum Preis 2019.

Hallo Thomas, wie bist Du auf das Studium und die Vertiefung in der Triebwerkstechnik gekommen?
Ich habe mich schon seit der Kindheit für die Luft- und Raumfahrt begeistert. Hinzu kommt, dass ich mich in der Schule gern mit Fächern wie Mathe, Physik und Informatik beschäftigt habe. Im Anschluss an den Wehrdienst bei der Bundeswehr habe ich daher geschwankt zwischen Informatik, Mathematik sowie Luft- und Raumfahrt an anderen Hochschulen und eben dem Maschinenbau-Studium mit Vertiefung Triebwerkstechnik an der BTU. Im ausgehenden Sommersemester habe ich mir dann ein paar Vorlesungen verschiedener Fachrichtungen an der BTU angehört und mich schlussendlich für das Maschinenbau-Studium an der BTU entschieden. Das familiäre Umfeld und die kurzen Wege an der BTU waren neben der Nähe zu meinem zu Hause die entscheidenden Pluspunkte. Vom ständigen Pendeln hatte ich nach dem Wehrdienst erst einmal genug. Auch hatte ich damals für mich entschieden, gegebenenfalls nach dem Grundstudium nochmal zu wechseln sollte es schließlich an der BTU doch nicht passen. Soweit ist es dann allerdings nicht gekommen und ich bin dann dabei geblieben.

Was motivierte Dich zu Deinem Promotionsthema?
Während des Hauptstudiums habe ich mich sehr für die numerische Strömungsmechanik begeistern können und hatte das Angebot von mehreren Lehrstühlen eine Studienarbeit in diesem Themenbereich anzufertigen. Die Studienarbeit war in etwa vergleichbar mit der Bachelorarbeit in technischen Studiengängen. In diesem Zusammenhang habe ich dann auch erstmalig von den aeroelastischen Problemen gehört, die sich mit der Wechselwirkung von schwingender Struktur mit der umgebenden Strömung beschäftigen. Das Thema hat mich seit dem gepackt und bis heute nicht mehr losgelassen. Die Komplexität dieser Vorgänge ist sehr vielseitig und die Aufgabe diese Phänomene berechenbar zu machen ist äußerst spannend. Die Materialermüdung durch diese Schwingungsphänomene ist nach wie vor eine der größten Herausforderungen bei der Entwicklung neuer Flugtriebwerke. Viele dieser Interaktionen lassen sich auch heute noch nur messtechnisch erfassen. Mit der richtigen Modellierung bzw. dem richtigen Simulationsansatz kann man sich aber immer weiter an die Realität herantasten und diese besser verstehen. Das ist für mich äußerst spannend und treibt mich auch heute noch an.

Was treibt Dich an in dem Bereich zu forschen und zu arbeiten?
Ich denke es ist wohl etwas von dem alt bekannten „schneller, höher, weiter“ - Motto, was einem in den Entwicklungsabteilungen der Luftfahrtbranche sehr schnell packt. Ist man einmal infiziert kommt man schwer wieder davon los.

Du arbeitest inzwischen bei Rolls Royce. Was machst Du da genau?
Ich unterstütze die Neuentwicklung und Zulassung neuer Flugtriebwerke hinsichtlich der Schwingungsbeanspruchung von Verdichterbeschaufelungen.  Hinzu kommen aber auch Forschungsprojekte mit Instituten und Universitäten an denen ich teils mitarbeiten und teils koordinieren darf. Neben den theoretischen Arbeiten, gibt es dann auch regelmäßig die Gelegenheit laufende Tests an Komponenten oder ganzen Triebwerken zu begleiten und letztendlich die gewonnenen Messdaten zu beurteilen.

Was gefiel Dir am Studium in Cottbus am besten?
Da gibt es wohl mehrere Dinge. Das studentische Nachtleben gehört genauso dazu wie das Mitarbeiten an den Lehrstühlen an denen ich als HiWi mithelfen durfte. 

Woran erinnerst Du Dich am liebsten, wenn Du an Deine Studienzeit denkst?
Die Freiheit sich genau die Vorlesungen suchen zu können, die einem am meisten interessieren und die Freiheit sich den Tag so gestalten zu können wie es für einen am Besten war.

Kontakt

Daniel Ebert
VP S 3 ALUMNI
T +49 (0) 355 69-2420
daniel.ebert(at)b-tu.de
Alumnus Dr. Thomas Giersch
Die Preisträger der Max Grünebaum-Preisverleihung 2019 (v.l.n.r.): Dr.-Ing. Thomas Giersch, Dr.-Ing. Thi Mai Hoa Häßler (beide BTU) und für das Staatstheater Cottbus Nadine Tiedge, Stefanie Platzer sowie Chuanru He (Foto: Marlies Kross)