Interview mit BTU Alumna Kerrin Wendtland (Architektur)

„Obwohl ich als gebürtige Berlinerin anfangs zögerte, für mein Studium in eine andere Stadt zu ziehen, änderte sich meine Meinung nach meinem ersten Besuch in Cottbus – genauer gesagt bei der ersten Besichtigung der Ateliergebäude.“

Kerrin Wendtland gründete 2022 das studio.kejo zusammen mit Joana Schröder, die sie aus dem Architekturstudium in Cottbus und Gemeinschaftsprojekten kennt. Die beiden setzen großartige Projekte im Bereich Interiordesign und Innenarchitektur um, wie zum Beispiel im Bistro Pears vom Jüdischen Campus oder in internationalen Villen. Beispiele findet man auf Ihrer Webseite und auf Instagram unter studio.kejo.

Hallo Frau Wendtland, was fasziniert Sie an Architektur und wie sind Sie zum Studium nach Cottbus gekommen?
Was mich besonders an Innen-/Architektur begeistert, ist die ständig neue Herausforderung, Lebensräume für Menschen zu gestalten, die ihren individuellen Bedürfnissen und Vorstellungen gerecht werden. Jedes Projekt ist einzigartig und erfordert eine individuelle Herangehensweise. Die Gestaltung von Wohnräumen, Arbeitsplätzen oder öffentlichen Gebäuden erfordert das Zusammenspiel verschiedener Faktoren wie Ästhetik, Funktionalität, Nachhaltigkeit und technische Aspekte. Diese Vielfalt und Komplexität bieten immer wieder neue Möglichkeit, kreative und innovative Lösungsansätze zu finden. Dieser kreative Prozess, Ideen zu diskutieren, Visionen zu entwickeln und gemeinsam an neuen Konzepten zu arbeiten, ist das was mich an der Arbeit als Innen-/Architektin am meisten fasziniert. Auf die BTU bin ich durch einen Freund aufmerksam geworden, der sein Architekturstudium bereits ein Semester zuvor aufgenommen hatte. Obwohl ich als gebürtige Berlinerin anfangs zögerte, für mein Studium in eine andere Stadt zu ziehen, änderte sich meine Meinung nach meinem ersten Besuch in Cottbus – genauer gesagt bei der ersten Besichtigung der Ateliergebäude. Es wurde mir klar, dass diese tollen Räumlichkeiten einen Ort bieten, an dem ich mich kreativ entfalten kann.

Wie waren Ihre Erfahrungen an der BTU und was würden Sie Studierenden für Tipps mitgeben, worauf Sie während der Studienzeit achten sollten?
Rückblickend kann ich sagen, dass meine Erfahrungen an der BTU überwiegend positiv waren. Eine der wichtigsten Erkenntnisse, die ich als Selbständige gewonnen habe, ist die Bedeutung eines umfangreichen Netzwerks. Deshalb möchte ich allen Studierenden den Tipp geben, die Gelegenheit bereits während ihres Studiums zu nutzen, ein solches Netzwerk aufzubauen. Hierdurch können nicht nur langjährige Freundschaften entstehen, sondern sich auch berufliche Möglichkeiten ergeben.

Wie kam es dazu, dass Sie mit studio.kejo ihr eigenes Architekturstudio gründeten und was würden Sie Alumni empfehlen, die ihrem Vorbild folgen möchten?
Nach meinem Bachelor Abschluss habe ich direkt angefangen in einem Innenarchitektur Büro zu arbeiten. Das war ein klassischer 9-to-5-Job. Nach fünf Jahren kam ich zu dem Schluss, dass das kreative Arbeiten mit festgelegten Arbeitszeiten für mich nicht kompatibel ist. Die Erwartung, auf Knopfdruck kreativ zu sein und in starren Strukturen zu arbeiten, fühlte sich zunehmend einschränkend an. Die Möglichkeit, meine Arbeitszeit und sogar den Ort selbst zu bestimmen und flexibel zu gestalten, war einer der entscheidenden Faktoren, die mich dazu veranlassten, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen und ein eigenes Studio zu gründen. Aus meiner Sicht erfordert dieser Schritt in die Selbstständigkeit ein hohes Maß an Selbstdisziplin. Obwohl ich den Spruch "selbst und ständig" schon oft gehört habe, steckt darin ein wahrer Kern. Eine klare Trennung zwischen Arbeit und Freizeit zu finden, mag anfangs nicht besonders schwierig klingen, aber selbst nach zwei Jahren Selbstständigkeit stellt mich dies immer noch vor Herausforderungen, sodass der Laptop doch immer wieder im Urlaubsgepäck landet. Für einen Schritt in die Selbstständigkeit kann ich daher nur empfehlen, auf ein gesundes Maß an Frei- und Arbeitszeit zu achten.

Sie haben studiokejo zusammen mit der BTU Alumna Joana Schröder gegründet. Könnten Sie etwas zur Bedeutung von guten Netzwerken und Kontakten in Ihrer Branche sagen?
Wie bereits zuvor erwähnt, spielen ein gutes Netzwerk und Kontakte in der Innen-/Architektur eine signifikante Rolle. Nicht nur bei der Akquise neuer Projekte, sondern auch im Zuge der Umsetzung eines Projektes. So ist es beispielsweise äußerst wertvoll, über ein zuverlässiges Portfolio an vertrauenswürdigen und zuverlässigen Bauausführungsfirmen zu verfügen - besonders in Zeiten des Fachkräftemangels. Man kann also nie früh genug damit anfangen, sich ein gut funktionierendes und möglichst breit gefächertes Netzwerk aufzubauen.

Was vermissen Sie am meisten aus der Studienzeit in Cottbus?
Was ich im Hinblick auf das Architektur Studium als solches am meisten vermisse, ist die völlig unvoreingenommene Herangehensweise beim Entwerfen neuer Konzepte und das Gestalten mit uneingeschränkter Freiheit, ungeachtet jeglicher finanzieller Grenzen.

Kontakt

Daniel Ebert
Stabsstelle Friend- and Fundraising; Alumni
T +49 (0) 355 69-2420
daniel.ebert(at)b-tu.de
BTU Alumna Kerrin Wendtland