Interview mit BTU Alumnus José Benito Rodriguez (Elektroenergieanlagen)

"Im Rahmen von sozialen Projekten haben wir geholfen, kritische Infrastruktur wie Schulen, Gesundheitsposten aber auch Familienhäuser mit Solarenergie elektrisch zu versorgen und auch die Wasserversorgung sicherzustellen."

José Benito Rodriguez aus Nicaragua hat 1984 an der Ingenieurschule Senftenberg, einer Vorgängerinstitution der BTU Cottbus-Senftenberg, ein Studium im Fachgebiet Elektroenergieanlagen absolviert. Nach dem Studium nutzte er sein angeeignetes Wissen und seine Kontakte und gründete ein Unternehmen in seiner Heimat in Nicaragua, was Familien, Gesundheitsposten und Schulen mithilfe von Solaranlagen den Zugang zu einer stabilen Stromversorgung ermöglichte.

Hallo Herr Rodriguez, Sie stammen aus dem Ort Léon in Nicaragua. Wie sind Sie zum Studium an die Ingenieurschule Senftenberg gekommen und wie hat Ihnen Ihr Studium während Ihrer Karriere geholfen?
Meinen Start in Deutschland hat ein Stipendium möglich gemacht. Vor meinem Studium in Senftenberg habe ich einen Intensivsprachkurs absolviert und mich so auf das Studium vorbereitet. 1984 bin ich dann gemeinsam mit einem weiteren Studierenden aus Nicaragua in mein Ingenieursstudium an der Ingenieursschule gestartet. Ein besonderer Höhepunkt während meines Studiums war mein Praktikum, welches ich damals in Radebeul absolviert habe. Hier habe ich an der Elektrifizierung der Bahnstrecke von Falkenberg nach Berlin mitgewirkt und habe hierüber schlussendlich auch meine Abschlussarbeit verfasst. Es war toll, wie praxisorientiert das Studium war und wie viel Erfahrung wir bei Experimenten und Lehrveranstaltungen sammeln konnten. Nach meinem Berufseinstieg und einer langjährigen Tätigkeit in Hamburg bin ich wieder in meine Heimat zurückgelehrt und habe dort eine Firma gegründet, die sich hauptsächlich um die elektrische Versorgung mithilfe von Solaranlagen befasst hat. Außerdem war es mir wichtig, etwas zurückzugeben und so habe ich Studierenden aus Deutschland und verschiedenen Partneruniversitäten in Nicaragua die Möglichkeit gegeben, Praktika bei mir zu absolvieren und ihr Wissen direkt in der Praxis anzuwenden.

Sie haben sich entschieden, in Ihre Heimat zurückzukehren und ein Unternehmen zu gründen. Wie sind Sie zu dieser Entscheidung gekommen und in welchem Bereich waren Sie tätig?
Ich wollte damals nicht nur nach Nicaragua zurück, sondern für Menschen Arbeitsplätze schaffen und mein Wissen mit anderen teilen. Also habe ich und zwei meiner damaligen Kollegen aus Hamburg ein Unternehmen gegründet. In der Umgebung meiner Heimatstadt konnten wir mit unserem Unternehmen und meinen Beziehungen zu deutschen Partnern die strukturelle Entwicklung maßgeblich vorantreiben und eine stabile Stromversorgung in ländlichen Gemeinden sicherstellen. Im Rahmen von sozialen Projekten haben wir geholfen, kritische Infrastruktur wie Schulen, Gesundheitsposten aber auch Familienhäuser mit Solarenergie elektrisch zu versorgen und auch die Wasserversorgung sicherzustellen. Auch hier hat mir mein Studium viele Möglichkeiten eröffnet, da ich gemeinsam mit verschiedenen Partnern die deutschen Technologien erfolgreich in Nicaragua anwenden konnte.

Das klingt nach einer tollen Aufgabe! Sie waren also sehr engagiert für die Entwicklung in Ihrer Heimat. Haben Sie hier noch weitere Projekte unterstützt?
Ich wollte nie meinen Kontakt zu Deutschland abreißen lassen. Meine Heimatstadt Léon in Nicaragua ist Partner der Stadt Hamburg in Deutschland. So konnten wir als Partnerstädte einen praktischen Austausch mit Schülerinnen und Schülern initiieren. Die deutschen Schüler*innen hatten die Möglichkeit, nach Nicaragua zu reisen und mit uns gemeinsam Solaranlagen zu installieren und so viel über nachhaltige Energieversorgung und soziale Projekte zu lernen. Die teilnehmenden Schulen haben uns und vor allem die Familien hier unterstützt, in dem die installierten Anlagen durch Spendenaktionen finanziert wurden. Dafür bin ich sehr dankbar. Während meines Aufenthaltes in Hamburg habe ich Bildungsreisen nach Nicaragua organisiert und auch durchgeführt. So konnte ich auch deutschen Reisenden meine Heimat zeigen und die Kultur näherbringen. Zu guter Letzt habe ich mein Wissen an die neue Generation von Studierenden in den Universitäten Nicaraguas als Dozent weitergegeben.

In welchen Gebieten haben Sie die nicaraguanischen Studierenden unterrichtet und was haben Sie der neuen Studierendengeneration mit auf den Weg gegeben?
An den Universitäten habe ich Vorlesungen zum Thema „Erneuerbare Energien“ gehalten. Immer wenn ich die Gelegenheit habe, ermutige ich die Studierenden eine zusätzliche Sprache zu lernen. Rückblickend bin ich sehr stolz auf mich, dass ich damals zunächst nach Deutschland gekommen bin und erst einmal ein Jahr lang intensiv die Sprache gelernt habe. Das war nicht immer einfach, aber hat mir während meiner Karriere sehr viele Möglichkeiten eröffnet. In meiner Heimat habe ich deswegen auch Deutschkurse für Studierende unterrichtet und hoffe, dass einige von Ihnen ein Studium in Deutschland absolvieren.

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