Interview mit BTU Alumnus Vardan Hovsepyan (Kultur und Technik)
Der armenische BTU Alumnus Vardan Hovsepyan ist gerne international unterwegs. Nach dem Kultur und Technik Bachelor in Cottbus hat er einen Master in Finanzen und Rechnungswesen an der FOM Hochschule gemacht und promoviert aktuell an der Brittany Université in Frankreich und Kroatien, gefördert durch ein Stipendium aus Hong Kong. Zudem arbeitete er im Rahmen seines Doctor of Business Administration gemeinschaftlich mit einem internationalen Team am Thema „Using project management tools to achieve international climate goals“. Dabei dachte er immer an die Worte von BTU Dozenten Dr. Steffen Groß: „Kooperation statt Konfrontation“. Das wurde auch zum übergeordneten Motto des internationalen Teams, welches zu den Gewinnern des 9. Science Summit der UN General Assembly gehört.
Hallo Herr Hovsepyan, wie sind Sie auf das Studium in Cottbus gekommen und wie hat es Ihre Karriere geprägt?
Hallo Herr Ebert und Danke für Ihre Einladung! Von dem Studienangeboten der BTU habe ich im Jahr 2014 erfahren, als ich nach Möglichkeiten gesucht hatte, eine Deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang zu belegen. Damals fand ich eine Möglichkeit an der BTU in Senftenberg. So hatte ich mich auch zur Beratung beim Studiensekretariat der BTU gemeldet. Da ich bereits ein Jahr Management an der Französischen Universität in Armenien studierte, wollte ich auch in Deutschland weiter in diese Richtung studieren. Ich hatte mich bereits bei der BTU für BWL beworben. Allerdings empfahl mir eine BTU-Mitarbeiterin, dass ich mir den interessanten Studiengang Kultur und Technik auch anschauen sollte, denn KuT wäre flexibler als BWL gestaltet. Das ermöglichte mir, während meines Studiums meine Interessen für wirtschaftswissenschaftliche und sozialwissenschaftliche Themen zu kombinieren. Das hat mich sehr motiviert und so hatte ich entschieden, direkt den Studiengang zu KuT zu wechseln. Dank dieser Entscheidung gelang es mir später bei namenhaften, weltführenden Unternehmen zu arbeiten. Natürlich haben hierbei die Professoren der BTU eine besondere Rolle gespielt. Vor allem bin ich für meinen Werdegang Herrn apl. Prof. Dr. Steffen Groß, Herrn Prof. Dr. Hans Friesen und Herrn Dipl.-Volksw. Stefan A. Uhlich dankbar.
Können Sie bitte mehr zum Science Summit der UN erzählen?
Bei der Bewerbung für dieses Summit müssen einige Grundvoraussetzungen erfüllt sein. Die wissenschaftlichen Forschungsergebnisse müssen vor allem etwas zu einem der 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinigten Nationen beisteuern. Das Team muss aus Personen verschiedener Regionen und Ländern bestehen. Es müssen mindestens 3 Personen pro Team sein und die wissenschaftlichen Arbeitsergebnisse sollen internationale Bedeutung haben, denn diese können später vorm UN General Assembly präsentiert werden. Mehr Details zum Scienc Summit finden alle Interessierten über folgenden Link https://sciencesummitunga.com/who-we-are/.
Worum geht es in der eingereichten Arbeit von Ihrem Team?
Unser wissenschaftliches Team hat sich mit einem Projektmanagement Thema beschäftigt. Seit dem Jahr 2000 läuft ein internationales Projekt mit dem Namen „Internationaler Nord-Süd Transportkorridor“. Hier soll unter anderem Südasien mit Europa durch eine Zugverbindung verbunden werden. Das jährliche Tradingvolumen, das dieses Projekt betrifft, beträgt anhand der Statistiken von 2021 ca. 1,5 Trillion US Dollar. Durch dieses Bahnprojekt könnten innerhalb der kommenden 20 Jahren ca. 650 Milliarden US Dollar gespart werden. Da es darum geht, die aktuell deutlich längere Seeroute mit einer möglichen Zugverbindung zu ersetzen, könnte man hierdurch auch die immensen negativen Einflüsse der Verschiffungen auf den Klimawandel halbieren. Der Klimanutzen im Zeitraum von 20 Jahren kann damit verglichen werden, dass man auf der fünffachen Fläche von Deutschland Solaranlagen installieren würde. Die Kernrouten dieses Projektes sollen durch Armenien und Georgien laufen. Allerdings verhinderten in den letzten 23 Jahren viele kulturelle, ökonomische und politische Faktoren dieses Projekt. Aber jetzt ist durch die Hilfe der EU mehr in dieser Region umsetzbar. Nach der EU-Friedensmission in Armenien ist es möglich die fehlende Kernzuglinie zu bauen und das Projekt abzuschließen.
Was für Tipps haben Sie für Studierende und Alumni, die gerne ebenfalls international arbeiten und forschen wollen?
Ich empfehle, dass jede Person das macht, was sie wirklich mag. Bei den internationalen Projekten sollte man auf jeden Fall die interkulturellen Aspekte berücksichtigen. Man darf auch keine Person wegen des Herkunftslandes über- oder unterschätzen. In unserer wissenschaftlichen Arbeit waren Wissenschaftler/innen aus Indonesien, Malaysia, Singapur, Armenien, Ukraine, Deutschland und Luxembourg beteiligt. Dabei entstanden wunderbare Forschungsideen, was man allein aus der europäischen Perspektive nicht hätte.
Sie spielen privat auch leidenschaftlich Schach mit einem Elo von 2288 u.a. für den ASP Hoyerswerda e.V. In wie weit hilft Ihnen das Schachtraining auch bei Ihrer Arbeit?
Ich spiele Schach seit ca. 22 Jahren. Ich treibe viele Sportarten, aber Schach war und ist mein Lieblingssport. Bevor ich nach Deutschland zum Studium kam, gehörte ich zu den Besten meiner Altersklasse in Armenien. Trotz meiner starken Leistungen im Schach hatte ich mich aber für die Fortsetzung meiner Ausbildung in Deutschland entschieden. Dabei hat mir auch mein Schachverein ASP Hoyerswerda e.V. sehr geholfen, wofür ich sehr dankbar bin. Seit ich in Deutschland bin, habe ich leider sehr wenig Zeit für das Schachtraining. Aber ich versuche immer wieder Zeit zu finden, um weiterhin aktiv zu spielen. Schach hat vor allem meinen Charakter geprägt. Dadurch habe ich gelernt, dass ich zielstrebig vorangehe. Vielmehr habe ich aber auch gelernt, wie ich mit einem Verlust oder Scheitern umgehen kann.
Was vermissen Sie am meisten aus Ihrer Studienzeit in Cottbus?
Am meisten vermisse ich die vielen Sportaktivitäten, die ich neben dem Studium so kostengünstig treiben konnte, und vor allem das unvergleichbare Bibliotheksgebäude, wo ich die besten Möglichkeiten zum Studieren hatte.