Interview mit BTU Alumnus Thomas Köhler (Kultur und Technik)

"Im Wort GERMANY steckt MANY. Diese Vielen stehen für die Menschen, die gegen Hass und Hetze auf die Straße gehen. Die Vielen, die auch internationalen Studierenden die Angst vor Rechtsextremismus im Land nehmen."

Der Art Directors Club für Deutschland (ADC) e.V. rief unter dem Motto „ADC für Freiheit" dazu auf, kreative Konzepte für die demokratische Gesellschaft in Deutschland zu entwickeln. BTU Alumnus Thomas Köhler war als Texter beim überzeugenden Gewinnerbeitrag Land of the many dabei. Wir nutzen die Gelegenheit und sprechen mit ihm über das Studium, seinen Beruf als Texter und die Auszeichnung vom ADC im Februar.

Hallo Herr Köhler, wie sind Sie damals auf das kulturwissenschaftliche Studium in Cottbus gekommen und wie waren Ihre Erfahrungen hier?
Ich kam damals aus dem Lokaljournalismus an die Hochschule, da ich die Kombination aus Kultur und Technik unseres Studiengangs sehr spannend fand. Vor allem die Vorlesungen in Philosophie und Technikgeschichte habe ich immer gerne besucht, da sie den Blick aufs große Ganze ungemein schärfen. Zudem waren die Bedingungen in unseren Seminaren nahezu ideal: kleine Gruppen, großes Interesse und Tutorinnen und Tutoren, an die ich noch heute – 14 Jahre nach meinem Abschluss – gerne zurückdenke.

Wie verlief ihr beruflicher Weg nach dem Studium?
Nach dem Studium hat es mich in den hohen Norden nach Hamburg verschlagen. Neben Berlin, München, Frankfurt am Main und Düsseldorf ist das der Ort, an dem sich die besten Werbeagenturen des Landes tummeln. Nach einem 6-monatigen Praktikum fing ich hier bei der renommierten Agentur Grabarz & Partner als Junior Texter an. Hat man es bis hierhin geschafft, kann man jede Menge Erfahrungen im Texten sammeln und von den besten Kreativen der Branche lernen. Mein Rat für eine Karriere in der Werbung wäre daher immer, sich in die Praxis zu stürzen und die Theorie direkt mit konkreten Kunden und Projekten zu lernen. Ein anderer Weg könnte die Hamburg School Of Ideas (HSOI) sein, in der es eine gute Mischung aus Handwerk und Theorie gibt.

Sie arbeiten schon seit vielen Jahren als Texter in der Werbebranche, was sicherlich auch viele Studierende interessiert. Was genau machen Sie da und was sollte man grundsätzlich für den Job mitbringen?
Mein Job ist mindestens genauso abwechslungsreich wie das Hamburger Wetter: Headlines texten, Funk- und TV-Spots aufschreiben, Social-Media-Kanäle bespielen, Digitalideen produzieren und die ein oder andere Sonderidee ausdenken – und mit Glück zum Wettbewerb einreichen können. Im Grunde arbeiten wir in der Agentur für mehrere große und kleine Kunden, für die wir mit unserer Kreation die höchstmögliche Aufmerksamkeit erzeugen wollen. Und dazu braucht es neben dem Rüstzeug zum Texter vor allem einen kreativen Kopf voller Ideen. Und man braucht Geduld: Denn in jeder guten Idee stecken viel Zeit, Nerven, Rückschläge und jede Menge Arbeit für den Papierkorb. Schließlich kommt bei jedem Job auch nur die beste Idee weiter. Hat man diese jedoch gefunden, kann das auch echt glücklich machen. Und man lernt mit jedem neuen Job die eigenen Fähigkeiten auszubauen. Je mehr Headlines man zum Beispiel schreibt und je mehr man sie umschreibt, also zuspitzt, kürzt und anders denkt, desto besser werden sie. Letztlich geht es immer darum, eine Geschichte neu und ungesehen zu erzählen. Übrigens ist die Mappe mit eigenen Ideen beim Vorstellungsgespräch immer wertvoller als der Abschluss selbst. Die Leute wollen einfach sehen, wie kreativ man ist.
 

Bitte erzählen Sie uns mehr über die Aktion „ADC für Freiheit“ und ihren Beitrag „Land of the many“?
Vor Kurzem hatte der ADC Kreative aus dem ganzen Land dazu aufgerufen sich mit ihren Arbeiten gegen Hass und Hetze zu positionieren. Für eine freie Gesellschaft, in der alle in Frieden leben können. Hier hatte ich mit meinem Beitrag das Glück diesen Wettbewerb zu gewinnen. Die Motive basieren dabei auf einer simplen Grundidee: Im Wort GERMANY steckt MANY. Diese Vielen stehen für die Menschen, die gegen Hass und Hetze auf die Straße gehen. Die Vielen, die auch internationalen Studierenden die Angst vor Rechtsextremismus im Land nehmen. Denn sie stehen mehrheitlich immer noch zu unserer Demokratie und unseren Werten. Und dieses lautstarke Bekenntnis macht Mut. Übrigens stehen sämtliche Motive und Filme dieser Arbeit zur freien Verfügung und können gern genutzt werden.

Was vermissen Sie am meisten aus der Studienzeit in Cottus?
Neben den Lehrveranstaltungen habe ich das Unikino immer sehr geschätzt. Zudem die zahlreichen Studierendenclubs, Partyangebote und das gute alte IKMZ. Und meine Studienzeit in Cottbus war vor allem vom Zusammenhalt geprägt. Denn gerade dadurch, dass Cottbus keine Großstadt ist, lag es immer an uns selbst, das Studium mit Leben, Sinn und Gemeinschaft zu füllen. Oder kurz: Wir hatten eine ganz schön gute Zeit.

Kontakt

Daniel Ebert
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T +49 (0) 355 69-2420
daniel.ebert(at)b-tu.de
BTU Alumnus Thomas Köhler (Copyright: Thomas Köhler)
Beiträge der Kampagne "Land of the many"