Interview mit BTU Alumna Eva-Maria König (Kultur und Technik)

Lebenslanges Lernen und LEGO als Beruf und Passion

Eva-Maria König hat Kultur und Technik an der BTU in Cottbus studiert und danach im Projektmanagement gearbeitet. Nebenbei hat sie eine Zusatzqualifikation als Medienpädagogin und als Dozentin in der Erwachsenenbildung erlangt. Inzwischen arbeitet sie im Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung an der BTU und nebenbei noch freiberuflich. Hier macht sie neuerdings auch Workshops zu LEGO Serious Play. Was es damit auf sich hat, erzählt sie im Interview.

Hallo Frau König, sie haben an der BTU studiert, wie waren ihre Erfahrungen hier?
Ich habe wirklich gern an der BTU studiert. Ich mochte den kleinen, übersichtlichen Zentralcampus – und dass man Professor*innen und Lehrende direkt ansprechen konnte. Viele von uns kannten sich mit Namen, und man hat eigentlich immer jemanden getroffen, mit dem man in die Mensa gehen oder einfach in der Sonne sitzen konnte. Gerade in den kleinen Seminaren fand oft ein viel intensiverer Austausch statt. Und mein Studierendenleben war alles andere als langweilig – in Cottbus ist einiges los, wenn man die richtigen Leute um sich hat.

Sie haben sich nach dem Studium noch fortgebildet zur Medienpädagogin neben ihrem Beruf im Projektmanagement. Wie kam das und wie hat Ihnen da vielleicht auch das Studium weitergeholfen?
Ich habe „Kultur und Technik“ studiert – das ist der Studiengang, bei dem einen jeder Zweite fragt: „Und was macht man damit?“ Und ehrlich gesagt: Ich wusste es damals selbst nicht genau. Ich fand einfach das Thema spannend und habe immer eher interessengeleitet gelebt. Rückblickend zieht sich aber ein roter Faden durch meinen Werdegang. Nach dem Studium habe ich erst ein 1,5-jähriges Traineeprogramm bei der Lausitzer Rundschau gemacht. Danach bin ich auf eine Stelle in einem Erasmus+-Projekt gestoßen – da ging es um die Entwicklung einer eLearning-Plattform für Erzieher*innen zur Förderung von Medienkompetenz bei Kindern. In Erasmus+-Projekten in der Erwachsenen- und Berufsbildung arbeitet man international, also europaweit, mit Partnerorganisationen zusammen. Die Projektergebnisse – in unserem Fall die eLearning-Plattform – werden in mehreren Sprachen aufbereitet und als Open-Source-Materialien zur freien Verfügung gestellt. Das war nicht nur fachlich spannend, sondern auch persönlich eine richtig bereichernde Zeit. Ich durfte viel reisen und internationale Teammeetings besuchen – zum Beispiel in Lissabon, Bratislava, Stockholm, Belgrad, Griechenland, den Niederlanden oder Bulgarien. Das war für mich eine ganz neue Dimension von Zusammenarbeit: interkulturell, kreativ und auf Augenhöhe. Und es hat mir nochmal deutlich gemacht, wie viel man voneinander lernen kann, wenn man über den eigenen Tellerrand schaut. Gleichzeitig wurden in meiner damaligen Firma auch Vor-Ort-Weiterbildungen für pädagogisches Fachpersonal angeboten. Ich bin da quasi in mehreren Rollen gleichzeitig reingewachsen – ins Projektmanagement, in die Medienpädagogik und auch in die Rolle der Dozentin. Da kam mir das Studium definitiv zugute: Ich habe gelernt, mich schnell in neue Themen einzuarbeiten und mich gut zu organisieren. Inhaltlich gab es auch viele Überschneidungen – zum Beispiel, wenn es darum ging, wie Technik und digitale Medien unsere Kommunikation und Kultur beeinflussen. Dieses Grundverständnis aus dem Studium nutze ich heute noch regelmäßig in meinen Workshops und Weiterbildungen. Ich bin generell ein Mensch, der Dinge wirklich verstehen will – daher war schnell klar, dass ich mir das medienpädagogische und didaktische Wissen berufsbegleitend noch gezielt aneignen möchte. Ich habe deshalb eine Weiterbildung zur zertifizierten Medienpädagogin gemacht und außerdem eine Qualifikation als geprüfte Dozentin in der Erwachsenenbildung abgeschlossen. Zum Glück hat mein damaliger Arbeitgeber dieses Vorhaben komplett unterstützt – das war eine große Hilfe und hat mir den Weg geebnet, heute auch freiberuflich in diesem Bereich arbeiten zu können. Insgesamt war ich fast sechs Jahre in drei Erasmus+-Projekten tätig – alle hatten das gemeinsame Ziel, die Medienkompetenz von Erwachsenen zu fördern.

Sie arbeiten jetzt auch an der BTU im Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung. Was ist das Zentrum, wer ist die Zielgruppe für die dortigen Fortbildungen und was machen Sie hier genau?
Genau, ich bin mittlerweile am ZWW tätig – und nebenbei freiberuflich als Medienpädagogin und Dozentin unterwegs. Das Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung bietet ganz verschiedene Angebote: Für die Mitarbeitenden der BTU gibt es interne Fortbildungen, aber auch für Unternehmen und Institutionen in der Region ist viel dabei – von Sprachkursen bis hin zu umfassenden Zertifikatsprogrammen. Außerdem fördern wir mit der „Offenen Hochschule“ das lebenslange Lernen – also Weiterbildung für alle. Und dann gibt es natürlich auch Drittmittelprojekte, in denen wir neue, innovative Weiterbildungsformate entwickeln. Ich selbst bin Projektmitarbeiterin im ESF-Projekt „Future Skill Readiness für das Hochschulpersonal in Brandenburg“, kurz FSR@BB. Wir entwickeln dort Weiterbildungen für Lehrende und beratende Personen an Brandenburger Hochschulen – mit dem Ziel, das Fachpersonal darin fit zu machen, dass sie die Studierenden bestmöglich auf die Zukunft vorbereiten können. Zukunftskompetenzen wie z. B. Medienkompetenz stehen dabei im Mittelpunkt.

Sie geben neuerdings auch Workshops zu LEGO Serious Play. Wie kam das und was ist das genau?
Den ersten LEGO-Workshop habe ich im Dezember 2024 gegeben. Das ZWW hatte das Format schon früher angeboten, suchte aber eine neue Dozentin – da kam ich ins Spiel. Ich kannte LEGO Serious Play (LSP) vorher noch gar nicht, aber das Konzept hat mich sofort neugierig gemacht. Und was soll ich sagen: Es hält, was es verspricht. Die Methode wurde ursprünglich von der LEGO-Gruppe in den 90ern für die Strategieentwicklung in Unternehmen entwickelt und ist seit 2010 Open Source. Es geht darum, mit den Händen zu denken – sprich: komplexe Gedanken, Ideen oder Visionen nicht nur zu beschreiben, sondern mit LEGO-Modellen sichtbar und greifbar zu machen. Man baut nicht, was man sieht, sondern was man denkt. Dabei steht immer eine konkrete Frage oder Herausforderung im Mittelpunkt. Im Mai leite ich zum Beispiel einen LSP-Workshop auf dem University:Future Festival, wo wir gemeinsam überlegen, wie ein idealer Lernraum aussieht, in dem Zukunftskompetenzen wirklich gefördert werden – und welche Rolle Lehrende dabei spielen. LSP macht es möglich, abstrakte Konzepte wie Kollaboration oder Reflexion erlebbar zu machen. Es schafft eine kreative Atmosphäre, in der sich alle einbringen können – unabhängig von Hierarchien oder Vorwissen. Für mich ist das eine tolle Ergänzung zu meinen bisherigen Methoden in der Erwachsenenbildung.

Sie arbeiten nicht nur in einer Einrichtung für Lebenslanges Lernen, Sie bilden sich auch selbst stetig weiter. Wie motivieren Sie sich hierfür und was sind Herausforderung beim selbstständigen Fortbilden?
Ich bin einfach jemand, der Dinge verstehen muss. Wenn mich ein Thema interessiert, kommt die Motivation zum Lernen ganz automatisch. Ich nutze dafür vor allem niedrigschwellige Formate – Podcasts, YouTube, Bücher – aber am meisten nehme ich aus dem Austausch mit anderen Menschen mit. Das kann bei Konferenzen oder in klassischen Kursen passieren. Für mich fühlt sich das gar nicht wie Weiterbildung an – es gehört einfach zu meinem Alltag dazu. Diese Freude am Lernen will ich auch als Dozentin weitergeben. Natürlich gibt’s auch Themen, die weniger spannend sind – bei mir sind das meist bürokratische oder verwaltungstechnische Dinge, die im öffentlichen Dienst nun mal dazugehören. Da fällt es mir schon schwerer, mich zu motivieren. Aber inzwischen habe ich gelernt, auch mal Dinge einfach „lustlos“ zu erledigen – und mich dann zu freuen, wenn sie abgehakt sind.

Was vermissen Sie am meisten aus Ihrer Studienzeit an der BTU?
Ich vermisse vor allem die Freiheit, mir meine Zeit selbst einzuteilen. Das hat mir damals unglaublich viel Raum gegeben, mich mit Themen in meinem eigenen Tempo auseinanderzusetzen. Auch das selbstständige Arbeiten fand ich sehr bereichernd – man konnte sich tief in Inhalte hineindenken und hatte die Möglichkeit, eigene Ideen zu verfolgen. Besonders schön war auch der intensive Austausch mit Kommiliton*innen, Freund*innen und Lehrenden. Diese Gespräche – sei es im Seminar oder einfach bei einem Kaffee – haben mich fachlich und persönlich sehr geprägt. Und nicht zuletzt: Ich hatte damals einfach mehr Zeit zum Lesen. Ganz ohne Druck, einfach aus Interesse und Neugier. Das fehlt mir heute manchmal im Alltag.

Kontakt

Daniel Ebert
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BTU Alumna Eva Marie König Foto: König
LEGO Serious Play Workshop an der BTU