Mehr als 15 Jahre Triebwerksforschung im University Technology Centre von Rolls Royce an der BTU

Forschende der BTU Cottbus-Senftenberg arbeiten gemeinsam mit erfahrenen Ingenieuren von Rolls-Royce an neuesten Methoden und Technologien für künftige Triebwerksgenerationen.

Seit November 2019 leitet Prof. Dr.-Ing. Klaus Höschler das UTC an der BTU. Er hat die Position von Prof. Dr.-Ing Arnold Kühhorn übernommen, der das Zentrum aufgebaut und bis zur Übergabe sehr erfolgreich geleitet hatte. Im Interview berichtet er über aktuelle Projekte und Visionen.

Herr Prof. Höschler, im April konnte das UTC in Cottbus sein 15-jähriges Bestehen feiern. Sie sind jetzt seit einem Jahr Direktor des Forschungszentrums. Wo steht das Zentrum heute?

Prof. Klaus Höschler: Unsere Forschungsaufgaben sind sehr vielschichtig. Bereits seit 2004 entwickeln wir kontinuierlich in Kooperation mit Rolls-Royce automatisierte Entwurfsprozesse für einzelne Triebwerks-Komponenten, aber auch für Optimierungsstrategien zur Unterstützung ganzheitlicher Entscheidungen bei der Triebwerksentwicklung. Von anfänglich zwei Fachgebieten arbeiten gegenwärtig zehn Fachgebiete der BTU in den gemeinsamen Projekten und beschäftigen 30 Mitarbeitende. Hierbei generieren wir einen jährlichen Drittmittelumsatz von aktuell etwa 2,4 Mio. €. Übergeordnetes Ziel des UTCs ist von Anfang an die Erforschung von leichteren und klimafreundlicheren Antrieben für die Luftfahrt.

Wie muss man sich diese Zusammenarbeit konkret vorstellen?

Prof. Klaus Höschler: In gemeinsamen Projekten mit Rolls-Royce werden mit den bereitgestellten Forschungsmitteln wissenschaftliche Mitarbeiterstellen sowie studentische Hilfskräfte finanziert. Auf diese Weise sind die Studierenden sehr praxisnah in die aktuellen Forschungen einbezogen. Nicht wenige von ihnen schreiben ihre Abschlussarbeiten zu konkreten wissenschaftlichen Fragestellungen, die sie beispielsweise direkt vor Ort am Rolls-Royce-Standort in Dahlewitz erarbeiten. Die Themenbereiche sind vielfältig und decken weite Bereiche des Maschinenbaus und seit einiger Zeit auch der Elektrotechnik ab.

Welche konkreten Themen spielen in der Forschung mit dem großen Triebwerkshersteller eine besondere Rolle?

Prof. Klaus Höschler: Wir sind sehr stolz auf unsere Forschungen und die Anerkennung die wir in der akademischen Welt und durch Rolls-Royce erfahren. Wir bringen beispielsweise unser Know-how aus dem Bereich Konstruktion und Fertigung, der Automatisierungstechnik, Leistungselektronik, Strukturmechanik bis hin zur virtuellen Simulation in die Kooperation mit ein. Der übergeordnete Schwerpunkt der in Cottbus durchgeführten Arbeiten liegt dabei auf dem Bereich der "Multidisziplinären Prozess Integration". Hier sind wir sehr gut aufgestellt.

Können Sie das etwas genauer beschreiben?

Prof. Klaus Höschler: Konkret geht es hierbei um die Erforschung und Automatisierung von Prozess- und Analyseketten mit dem Ziel, schneller und vor allem auch bessere Produkte zu entwickeln. Bei der Auslegung von integralen Verdichter-Laufrädern (Blisks), der Gesamttriebwerksmodellierung, der Entwicklung von Optimierungsprozessen und der Virtual Reality haben wir uns in Cottbus international einen Namen gemacht. In den letzten Jahren kamen Projekte im Bereich der Automatisierungstechnik hinzu. Auch finden KI-basierte Methoden zunehmend Einzug in unsere Forschungsprojekte. Zukünftig wollen wir die Forschungstätigkeiten an der BTU auf den Bereich hybrid-elektrischer Antriebe ausweiten. Hierfür entsteht an der Universität ein Center for Hybrid Electric Systems Cottbus (CHESCO), welches die Erforschung und Entwicklung von hybrid-elektrischen Antriebssystemen zum Gegenstand hat und nahe dem Zentralcampus gebaut werden soll. Zudem wurde im Rahmen des Strukturstärkungsgesetzes der Bundesregierung im Juli 2020 ein neues DLR-Institut für emissionsarme Luftfahrtantriebe gegründet, das in Cottbus angesiedelt werden soll. Das Institut strebt unter anderem Kooperationen mit der BTU Cottbus-Senftenberg und mit Rolls-Royce Deutschland an. Dafür bietet die langjährige Zusammenarbeit im UTC eine solide Grundlage. Als Kooperation mit Rolls Royce leistet CHESCO und das neue DLR-Institut einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaneutralität des Luftverkehrs bis zum Jahr 2050.

Vielen Dank für das Interview.

Hintergrund
Die BTU wurde im Jahr 2005 als erste Universität in Deutschland Mitglied in dem exklusiven, weltweiten Netzwerk der University Technology Centres (UTC) des Triebwerkherstellers, dem heute insgesamt  24 jeweils auf ihrem Gebiet führende Einrichtungen angehören. Seit der Gründung des UTC haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Cottbus weit über 100 Publikationen, 16 Dissertationen, zwei Habilitationen und Studierende über 100 Abschlussarbeiten verfasst. 25 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler  wechselten seither zu Rolls-Royce. Seit 2016 wurden allein über 10 Millionen Euro an Drittmitteln in die Forschung investiert.

Kontakt

Prof. Dr.-Ing. Klaus Höschler
Flug-Triebwerksdesign
T +49 (0) 355 69-4332
Klaus.Hoeschler(at)b-tu.de

Susett Tanneberger
Stabsstelle Kommunikation und Marketing
T +49 (0) 355 69-3126
susett.tanneberger(at)b-tu.de
Prof. Dr.-Ing. Klaus Höschler vor einem Flugtriebwerk