Die Baugeschichte der Domus Flavia auf dem Palatin in Rom

Dipl.-Ing. Dörthe Blume

Betreuung: Prof. Dr.-Ing. Klaus Rheidt, Lehrstuhl Baugeschichte

Die unter Domitian 92 n. Chr. eingeweihte Palastanlage auf dem Palatin in Rom diente den römischen Kaisern seither als Regierungssitz und Residenz. Den Nordwesten der Anlage belegt auf einer Grundfläche von etwa 11.700 Quadratmeter die sog. Domus Flavia, die in der Forschung allgemein als Hauptpräsentationsbereich der Palastanlage interpretiert wird. Ihre Baugeschichte umfasst mehrere Phasen mit Bauveränderungen zwischen dem 1. Jh. n. Chr. und spätantiker Zeit.

Ziel des Dissertationsvorhabens, das in Kooperation mit dem Architekturreferat des Deutschen Archäologischen Instituts in Berlin durchgeführt wird, ist die zusammen-hängende Untersuchung des Palastbereiches mit allen erfassbaren Bauzuständen. Methodische Grundlage ist die verformungsgetreue Bauaufnahme sowie die detail-lierte Bestandsdokumentation mit Zeichnungen, Fotos und Raumbuch. Die Auswertung der Baudokumentation im Abgleich mit vorhandenen Forschungs-ergebnissen und Schriftquelleninterpretationen soll zu einer differenzierten Betrachtung der Bausubstanz führen und Rekonstruktionsvorschläge für die Bau–, Um– und Ausbauphasen ermöglichen. Es soll auch der Frage nach typologischen Vorbildern, einem ursprünglichen Entwurfskonzept sowie nach Faktoren, die zu Veränderungen am Bau geführt haben, nachgegangen werden.

Die Interpretation der Raumformen und –funktionen beinhaltet auch die Frage nach dem Herrschaftsverständnis, das hinter Dimension und Ausbildung der Architektur steht. Mit der Domus Flavia und ihren zwei großen Sälen, der Aula Regia oder der Cenatio Iovis, ist ein Dimensionssprung verbunden, der in der Palastbaukunst bis in die spätantike Zeit unübertroffen bleiben sollte. Die kontrovers diskutierte Frage nach der Überdachung der neuartigen Raumgrößen soll erneut gestellt und grundsätzliche Möglichkeiten hinsichtlich der statischen Machbarkeit diskutiert werden. Weitere wichtige Aspekte sind die Rekonstruktion der nach Nordosten und Nordwesten weisenden Fassaden sowie die Frage nach der Erschließung der einzelnen Palastbereiche. Die umfassende baugeschichtliche Interpretation der Domus Flavia erfordert außerdem die Betrachtung des städtebaulichen Kontexts mit dem angrenzenden Apollonkomplex und der nach Südosten anschließenden sog. Domus Augustana.

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