Konferenzbericht zur Jahresveranstaltng des Studiengangs 2023

In der Zeit vom 23.09. bis 25.09.2022 wurde die Jahreskonferenz und Begrüßung des Erstsemesters Wintersemester 22/23 des Studienganges „Forensic Sciences and Engineering“ in Bischhofsgrün am Ochsenkopf im Fichtelgebirge durchgeführt.

Fünfzehn Teilnehmende und Dozenten der BTU Cottbus-Senftenberg trafen am Freitag, den 23.09. im BLSV Sportcamp Nordbayern ein. Nach einem ersten Überblick, zum Aufbau des Studiengangs, dem Ablauf der Studienzeit, sowie wichtigen terminlichen hinweisen für die Erstsemester durch Bronia Braun, begaben sich alle auf die Wanderschaft durch das Fichtelgebirge zum Restaurant Karchers. Die Begrüßung, durch den Studiengangsleiter Prof. Eike Albrecht, erfolgte, bevor das leckere bayrische Essen genossen werden konnte, in gewohnter forensischer Weise. Das bayrische Bier lud zum Verweilen ein. Die gesellige Gruppe begab sich nach Einbruch der Dunkelheit auf den Rückweg durch den finsteren Wald. Dank des Sporttherapeuten vom Hotel, der uns Taschenlampen für den Rückweg zur Verfügung stellte, gelang die nächtliche Ankunft in der Hotellobby ohne „Schäden“. Der Ausklang des Abends wurde nicht zu spät, denn am folgenden Tag begann die Konferenz um 9:00 Uhr.

Nach einer kurzen Einführung durch die Studiengangleitung Prof. Albrecht und den Koordinator Dirk Marx begann das Programm mit der Erwähnung eines Transdisziplinären Laboratoriums, dem TransLAB. Dies ist lt. Marx ein bisher ungewöhnlicher, wenn nicht neuer methodologischer Ansatz, der unterschiedliche Wissenschaftsdisziplinen, ebenso wie Praxispartner hilft miteinander zu verknüpfen. Das meint, dass eine Herleitung von Ergebnissen auf Basis besonderer Art und Weise forschender Sensibilität (die forensische Weise a`la BTU) und Würdigung dieser Prozesse, vermittelt aus den unterschiedlichen Ebenen – möglichst ohne Hierarchien auskommend –, als ein Alleinstellungsmerkmal des Studiengangs angestrebt wird. Die praktische Umsetzung dieses Modells und die Idee einer veränderten wissenschaftlichen Ausrichtung des Studienganges wird direkt auf der Konferenz angestrebt praktisch zu erfahren. Hierzu dient konkret die aufstrebende Kooperation mit der Balkan Akademy of Forensik Scienes (BAFS), die uns zu mehreren Zeiten während des Wochenendes beschäftigt.

Dr. Patricia van der Burgt vom Landesamt für Archäologie Sachsen begann die Runde der Fachvorträge. Ihr Vortrag „Zerlegt und verscharrt“ ließ ungewöhnliches erwarten und führte ein in die archäologische Befundaufnahme eines in Sachsen gefundenen Skeletts aus der Eisenzeit (ab 1200 v.Chr.). Eindrucksvoll vermittelte Sie Ihre Analyse und Schlussfolgerung anhand des Fundes. Die Knochen lagen ungewöhnlich voneinander getrennt in einer viel zu kleinen Grube. Dr. van der Burgt beeindruckte durch ihre individuelle Fähigkeit der forensischen Archäologie und verblüfft in der Weise durch eine komplexe fallanalytische Herangehensweise, die zuletzt zu einer Klarheit führte, dass man auch nach über 2000 Jahren noch zu signifikanten Schlussfolgerungen kommen kann. Nun ja, es bedurfte glücklicherweise kein Gutachten, was vor Gericht die Schuldfrage zu klären hilft und möglicherweise einen Täter / -in zu überführen. Auch diese Damen und Herren leben schon lange nicht mehr und die Verjährung ist gegebenenfalls überfällig    

Vera Volmary, M.Sc. ist ebenfalls wie Dr. van der Burgt ehemalige Absolventin des Studienganges. Sie ist zudem Polizistin und beschäftigt sich im Rahmen eines Promotionsvorhabens bereits seit Langem mit den Geruchsfähigkeiten von Diensthunde der Polizei, ebenso wie von anderen spezialisiert ausgebildeten Hunden. Sie bildet Hunde in den unterschiedlichen Weisen des Findens von Spuren persönlich aus und gab mit Ihrem Vortag „Geruchsspuren - suchen mit Hilfe von Hundenasen“ einen imposanten und umfangreichen Überblick über diesen spannenden Bereich.

Die Mittagspause gab allen die Möglichkeit im Restaurant des Hotels zu speisen oder eben die wunderschöne naturbelasse Umgebung der Anlage zu erkunden und das schöne Wetter zu genießen.

Um 13:30 Uhr wurden die digitalen Kanäle nach Pristina geöffnet. Die guten technischen Bedingungen ermöglichten es Dr. Naim eine Std. mit uns zu sprechen. Er berichtete über die Entstehungsgeschichte des Fachbereiches und der Balkan Akademy of Forensik Scienes vor dem Hintergrund des Krieges im Kosovo. Heute geht es hauptsächlich darum weitere Massengräber respektvoll aufzuarbeiten, Todesursachen nachzuweisen und die viel zu vielen Leichen eindeutig zu identifizieren. Dieses schwere Trauma des Balkan mit forensischen Sachverstand und neutraler Distanz zu bearbeiten und mit den Hinterbliebenen zu sprechen ist eine der Hauptaufgaben der Akademy in Pristina. Zusammen mit der UN und Kooperationspartnern aus anderen europäischen Ländern gelang es in den letzte 15 Jahren einen Weg in diesem Sinne erfolgreich zu beschreiten. Der Alltag war so manches Mal vor dem Hintergrund dieser Aufgab sehr beschwerlich. Wir wurden zu einem Beitrag unseres Studiengangs auf der Konferenz eingeladen und am besten nach Pristina zu reisen, um mehr voneinander und den Tätigkeiten in der Forensik zu erfahren. Darüber freuen wir uns sehr und gestalten nun ein Poster zusammen mit den Studenten des Erstsemesters.

Im Anschluss folgten Beispiel aus dem analytischen Praktikum am Zentralen Analyse Labor (ZAL) der BTU Cottbus-Senftenberg am Hauptcampus der Universität in Cottbus durch Dr. Helmut Geppert. Herr Geppert begleitete den Studiengang von Beginn an und setzte mit seinem Vortrag neu und intensive Impulse in die Richtung, dass der forensische Bereich im ZAL durchaus ausbaufähig sei. Hierzu gab er Bronia Braun und Dirk Marx den Auftrag die Kooperationspartner vom LKA in Berlin aufgrund von Gerätschaften und der Anwendung von methodischen Vertiefungen zu involvieren. Wie kann man Spuren von Betäubungsmitteln, von Substanzen und anderen Zusammensetzungen feststellen und gerichtsfest nachweisen? Dr. Geppert zeigte einige Beispiele und führte vor, wie wichtig die Probensicherung im Zusammenhang der qualitativ hochwertigen Analyse im forensischen Labor ist. Die Studierenden haben somit einen ersten Einblick davon erhalten, was Sie im Studium erwartet.

Der erste Konferenztag wurde durch Dr. -Ing. Eckhard Grünheid beendet. Er ist Sachverständiger für Brandursachenermittlung und bundesweit einmaliger Profi in der Erstellung von forensischen Gutachten in diesem speziellen Fachbereich. Dr. Grünheid zeigte anhand echter Fälle, sowie der Auseinandersetzung mit Unterlagen eines anderen Gutachtens systematisch und umfänglich, mit welcher fachlicher Kenntnis es Ihm gelang, Schritt für Schritt, Aktenseite für Aktenseite, Foto für Foto, zu einer anderen Schlussfolgerung zu gelangen, als der Erstgutachter dies getan hat. Somit konnte sein Auftraggeber vor Gericht entlastet werden und es stand im Raum festzustellen, warum ein Gutachten zu so unterschiedlichen Aussagen kommen kann. Sehr spannend und auch hier ein erster Ausblick auf den Semsterbetrieb, wo die Brandursachenermittlung ein Schwerpunkt einnimmt und zukünftig an der BTU Cottbus-Senftenberg auch als Zertifikatslehrgang beschritten werden kann.

Das Abendprogramm führte uns auf den Maktplatz in Bischhofsgrün in „Puchtlers Restaurant“ am Platze. Trotz anstehender Kirchweih war nicht so viel los in der Stadt. Wir vergnügten uns dennoch und kamen mit dem ehemaligen „Mauersoldat“ der damaligen NVA ins Gespräch. Er ist heute Kellner und hat Verwandtschaft in Lübbenau / Spreewald. So klein ist die Welt und einige Gespräche vertieften sich weiter in angenehmer Atmosphäre.

Am letzten Konferenztag starteten nun unsere neuen Teilnehmer des Semesters mit der Aufgabe sich vorzustellen und uns einen Einblick in Ihre bisherigen beruflichen Laufbahnen zu ermöglichen. Dabei kam heraus, wie sollte es auch anders sein, das Jeder/Jede eine biografische Individualität, bis hin zur fachlichen Professionalität in verschiedenen Bereichen der Natur-, aber auch schon forensischen Wissenschaft und Praxis aufwies, dass selbst Prof. Albrecht nicht aus dem Staunen heraus kam. Anschließend folgte im Rahmen einer offenen Diskussion zum Vortrag TransLAB und der möglichen Teilnahme an der Konferenz in Pristina inhaltlich vielfältige Beiträge. Der gemeinschaftliche Kosenz lautete: Ja wir beteiligen uns mit einem empirischen und gleichsam qualitativen Forschungsansatz, wobei beide Ausrichtung durch die Darstellung der forensischen akademischen Ausbildung als Weiterbildungsstudiengang in Deutschland an der BTU geerdet werden. Dieser Dreiklang in Form eines Plakates wird den Studiengang in Pristina vertreten. Wir freuen uns über das rege Engagement der Studierenden, die dieses Werk tatkräftig mitgestalten werden.

erstellt von B. Braun und D. Marx