Konferenzbericht zur Jahresveranstaltung 2024 (erstellt von den Studierenden)
Freitag
Auch zum Wintersemester 24/25 wird das neue Semester des Studiengangs „Forensic Sciences and Engineering“ nun offiziell mit der Jahresveranstaltung am Wochenende vom 25.10. bis 27.10. eingeläutet. Als diesjährige Kulisse dieses Treffens wurde das Spreewaldstädtchen Lübbenau gewählt, wo sich Studierende, Lehrende und Gäste am Freitagnachmittag zu einem ersten, gemütlichen Zusammentreffen einfanden.
Den Auftakt gab Studiengangsleiter Prof. Dr. Eike Albrecht, mit einer herzlichen Begrüßung und einem kurzen Programmabriss, was die Anwesenden an diesem Wochenende erwartet. Anschließend stellten sich die Teilnehmenden kurz vor und gaben einen kleinen biografischen Überblick über sich selbst und den Werdegang, der sie zu diesem Studiengang, in welcher Form auch immer, führte. Bald wurde klar, wie spannend und divers die Hintergründe aller Anwesenden dieser Veranstaltung sind und welche unterschiedlichen Wege alle trotzdem an diesem Punkt zusammengeführt haben.
Abschließend stellte Dr. Dirk Marx, seines Zeichens Studiengangskoordinator von „Forensic Sciences and Engineerung“, das TransLab Hub Ost vor, dessen Leitung er innehat. Hierbei handelt es sich um ein transdisziplinäres Projekt mit dem übergeordneten Ziel, aktiven Wissens- und Forschungsaustauch zu betreiben und mit Kooperationspartnern diverser Bereiche, wie beispielsweise mit der Hochschule Mittweida, einen Hotspot an fachlicher Kompetenz aufzubauen.
Nach dieser interessanten, ersten Vortragsreihe, fand der Freitag seinen Ausklang beim gemütlichen und geselligen Abendessen im Flaggschiff.
Samstag
Der Samstag begann sehr früh und im nebeligen Morgengrauen des Spreewalds reisten die Teilnehmenden mit dem Kahn auf einer etwa 1,5-stündigen Fahrt zur nächsten Location der Veranstaltung: Wotschofska. Das traditionsreiche Gasthaus Wotschofska, welches auf der gleichnamigen Insel bereits 1894 erbaut wurde, lud mit seinem gemütlichen Kaminzimmer dazu ein, sich nach der kalten Anreise aufzuwärmen und für die kommenden Vorträge zu stärken.
Prof. Dr. Eike Albrecht eröffnete auch diesmal die Vortragsreihe und gab eine Übersicht über den Aufbau des Studiengangs und den frisch durchlaufenen Akkreditierungsprozess, sowie den veränderten Aufbau des Studiums ab dem Wintersemester 25/26. Dabei wurden auch die Alleinstellungsmerkmale dieses Studiengangs betont, da es der einzige berufsbegleitende, weiterbildende Masterstudiengang der Forensik mit einem naturwissenschaftlichen Schwerpunkt in Deutschland ist.
Nachfolgend stellte Prof. Dr. Thomas Fischer die analytische Seite der Forensik in einem side by side Vergleich von Filmforensik und realer Forensik vor und skizzierte die Methoden die in seinem Labor angewendet werden und was die Inhalte seiner Module in diesem Wintersemester sind. Anhand eines aktuellen Beispiels einer Brandermittlung erläuterte er den Teilnehmenden die Fragestellung die sich in dieser Ermittlung ergaben, seine Methodik um diese zu beantworten und seine Rolle als Sachverständiger. Zudem stellte Prof. Dr. Fischer Ideen für kommende Projekte vor, die durchaus in Rahmen von Masterarbeiten bearbeitet werden könnten.
Vor der Mittagspause stellte Florian Schachtsiek seinen Vortrag über forensische Lichter vor. Der Clou dabei war, dass die komplette Präsentation, mit wenigen Modifikationen, KI generiert war. Hierbei wurde auch der Bogen zu PD Dr. Stefan Rödigers Vortrag geschlagen. Beide ermutigen die Verwendung von KI als Werkzeug für akademisches Arbeiten. Wie bei jedem Werkzeug aber, muss man wissen, damit umzugehen und mit einem Apell nicht blind auf die Korrektheit zu vertrauen, sondern die Ergebnisse, die es generiert, kritisch zu hinterfragen, wurden zwei denkwürdige Vorträge beendet.
Nach deftiger Verköstigung durch das Gasthaus präsentierte Kriminalhauptkommissar Thomas Straub sein Promotionsthema. In einer interessanten Arbeit, versucht Herr Straub zu evaluieren, ob unterschiedliche Standards in der Tatort- und Polizeiarbeit, hier zwischen Deutschland und Serbien, auf einen kulturellen oder historischen Ursprung zurückzuführen sind. Anschließend wurden die Ergebnisse in lockerer Runde diskutiert und weitere Ideen und Anregungen gefunden.
Nachfolgend betrat Vera Volmary, selbst Alumna der BTU, erfahrene Polizistin und Expertin für Spürhunde das Feld. Mit einem anschaulichen Vortrag über die Anatomie und Funktionsweise einer Hundenase, den verschiedenen Spürhund Ausbildungen und den Einsatz dieser Tiere bei Polizei, Zoll und in der Medizin, verdeutlichte sie den Teilnehmenden welche beeindruckenden Leistungen diese Tiere vollbringen. Denn bisher ist es nicht gelungen, die olfaktorische Leistung, die ein Hund vollbringt, ohne weiteres mit einer technischen Lösung zu replizieren, was die Tiere weiterhin absolut notwendig in ihren Einsatzbereichen macht.
Anknüpfend an die Analytik von Brandereignisorten referierte langjähriger Brandsachverständiger Dr. Eckard Grünheid anschaulich über seine Arbeit und demonstrierte eine Brandsimulation, die er im Zuge eines Sachverständigenauftrags erstellte. Dabei erläuterte er die Fragestellung, die er bearbeiten musste und die Faktoren, die in diese Simulation eingeflossen sind. Zudem bewarb er das Zertifikatsstudium für Brandermittlungen der BTU, an dessen Konzeption er maßgeblich beteiligt war, der Motivation folgend eine standardisierte Ausbildung in diesem Bereich zu etablieren.
Diese Vortragsreihe schließend, betonte Dr. Dirk Marx nochmals seine Arbeit am TransLab Hub Ost mit der Vision noch mehr Menschen zum Austausch miteinander zu motivieren und speziell für diesen Studiengang, die überschaubare akademische Repräsentation der Forensik in Deutschland voranzutreiben und sichtbar zu machen.
Nach dem gemeinsamen Abendessen im Gasthaus und mit dem Kopf voller neuer Impulse, wurde der Rückweg nun, in beschaulicher Atmosphäre des Spreewalds bei Dunkelheit, ebenfalls mit dem Kahn angetreten. Nach einem Abstecher auf die Lübbenauer Musiknacht, kehrte man in die Herberge ein, um nochmals über den Tag zu reflektieren und sich in anregende Unterhaltungen zu vertiefen, die sich von den akademischen über die beruflichen bis hin zu persönlichen Erfahrungen erstreckten.
Sonntag
Eingeläutet wurde der letzte Tag von Markus Knorr, ebenfalls Brandsachverständiger, der sich selbst, seinen Werdegang und seine deutschlandweite Arbeit vorstellte. Herr Knorr präsentierte einen digital begehbaren Brandereignisort und veranschaulichte anhand dessen die einzelnen Schritte seiner Arbeit und die Analyse eines solchen Ereignisortes am realen Beispiel. Weiterhin demonstrierte er, von ihm selbst bearbeitete Brandfälle mithilfe von Bildmaterial und der Brandsimulation in einer Simulationssoftware.
Online zugeschaltet wurde anschließend Karten Bettels, Polizeibeamter seit über 40 Jahren und ein Hauptakteur in Projekten wie Amber Alert, einer Initiative zur Suche und Prävention von vermissten Kindern in der EU und The International Cold Case Analysis Project (ICCAP). Das ICCAP ist vorwiegend ein Lehrprojekt indem von einer Gruppe internationaler Studierender aus unterschiedlichen Fachbereichen der ganzen Welt, ein Cold Case neu aufgerollt und mit dem neuesten Wissensstand erneut bearbeitet wird. Es dient dazu, den Studierenden eine realistische Polizeiarbeit näher zu bringen und mit frischen Ideen, neue Ermittlungsansätze zu finden, die behördlich weiterverfolgt werden können. Aus dieser Projektbearbeitung haben sich ebenfalls schon Masterarbeiten herauskristallisiert.
Zum Ende dieser spannenden Jahresveranstaltung, schlossen die neuen Erstsemester von „Forensic Sciences and Engineering“ das Wochenende ab, indem sie nochmals über ihre intrinsische Motivation und ihre beruflichen Ziele, die sie mit diesem Studium erreicht wollen, reflektierten und was sie aus der diesjährigen Veranstaltung für sich mitnehmen können. Somit endete das Wochenende in Lübbenau gefüllt mit einer Reihe hochinteressanten Vorträgen, einem besseren Verständnis für die Forensik, vor allem in Deutschland und neuen Ideen und Perspektiven für die kommende Studienzeit.