„Ich habe wertvolle Fähigkeiten in der interkulturellen Zusammenarbeit und Anpassungsfähigkeit entwickelt.“ Promotion plus: Ein Mehr an Wissen und Erfahrung


Dr. phil. Mubarik Kassim Rabiu hat im Rahmen des Horizon 2020 MSCA ITN European Joint Doctorates-Projektes “C-PlaNeT” gleichzeitig an der BTU Cottbus-Senftenberg und an der Technischen Universität Dänemarks promoviert. Frau Prof. Dr. phil. Melanie Jaeger-Erben hat ihn auf seinem Weg begleitet.

Dr. Rabiu hat bereits eine bemerkenswerte akademische Laufbahn hinter sich: Er erwarb seinen Bachelor in Soziologie an der Universität von Ghana und seinen Master in Development Studies mit Schwerpunkt Soziologie an der Lund Universität in Schweden. Im Januar 2025 hat er seine Promotion zum Thema „Konsumentenpraktiken in einer zirkulären Gesellschaft - Die Relevanz alltäglicher Praktiken im Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft“ am Fachgebiet Technik- und Umweltsoziologie erfolgreich abgeschlossen. Derzeit setzt Dr. Rabiu seine wissenschaftliche Arbeit als Postdoc an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg fort. Im SmartProSys-Projekt untersucht er, wie Konsum-, Produktions-, Wertschöpfungsketten-, Branchen- und Konsumsysteme durch den Übergang der chemischen Industrie zu neuartigen chemischen Prozessen beeinflusst werden.

Herr Dr. Rabiu, können Sie kurz beschreiben, womit Sie sich in Ihrer Dissertation beschäftigt haben?
Diese Dissertation untersucht den Übergang zu zirkulären Konsumgewohnheiten mit Schwerpunkt auf der Reduzierung von Einwegkunststoffen. Sie analysiert das Zusammenspiel zwischen individueller Handlungsfähigkeit und sozio-materiellen Strukturen bei der Einführung zirkulärer Praktiken. Auf der Grundlage einer systematischen Literaturrecherche, Living-Lab-Experimenten und einer Szenarioanalyse identifiziert sie Hindernisse, Chancen und mögliche Zukunftsperspektiven für die Integration zirkulären Konsums in den Alltag, insbesondere im Kontext verpackungsfreier Supermärkte.

Warum haben Sie sich für eine binationale Promotion entschieden?
Ich habe mich für eine binationale Promotion entschieden, um breitere und vielfältigere akademische Erfahrungen zu sammeln und die Stärken beider beteiligten Institutionen zu nutzen. Durch die Arbeit an zwei Universitäten konnte ich von unterschiedlichen Forschungsumgebungen, Perspektiven und Methoden profitieren, was meine akademische Laufbahn bereichert hat. Außerdem hatte ich die Möglichkeit, internationale Netzwerke aufzubauen, an gemeinsamen Forschungsprojekten mitzuarbeiten und zu verstehen, wie unterschiedliche akademische Kulturen ähnliche Themen angehen.
Die Promotion an der Partneruniversität unterschied sich von meiner Erfahrung an der BTU hinsichtlich des akademischen Schwerpunkts und der Forschungsmethoden. Während die BTU mir eine solide Grundlage in Soziologie und Umweltwissenschaften vermittelte, konnte ich an der Partneruniversität meinen Forschungsbereich und meinen Forschungsansatz durch verschiedene interdisziplinäre Perspektiven erweitern, insbesondere im Kontext von Technologie und Nachhaltigkeit. Darüber hinaus bot die Partneruniversität einzigartige Ressourcen und den Kontakt zu internationalen Experten, was meine Forschung weiter bereicherte.
Rückblickend würde ich sagen, dass mir die Promotion an zwei Universitäten die Möglichkeit geboten hat, verschiedene Forschungsansätze kennenzulernen, aber auch Herausforderungen mit sich gebracht hat, wie beispielsweise die Bewältigung doppelter Verwaltungsaufgaben und die Erfüllung zweier Abschlusskriterien. Trotz dieser Schwierigkeiten hat die Möglichkeit, an zwei Universitäten zu arbeiten, meine Forschung bereichert und mir geholfen, wertvolle Fähigkeiten in der interkulturellen Zusammenarbeit und Anpassungsfähigkeit zu entwickeln.

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Für die Zukunft plane ich, meine Forschung im Bereich der Nachhaltigkeit fortzusetzen, wobei ich mich auf die Kreislaufwirtschaft und ihre Auswirkungen auf Konsum- und Produktionssysteme konzentrieren möchte. Ich möchte international zusammenarbeiten, zur Politikgestaltung beitragen und weiterhin innovative Lösungen zur Verringerung der Umweltbelastung erforschen, insbesondere in der chemischen Industrie und den Materialwissenschaften.

Gibt es noch etwas, das Sie mit uns teilen möchten?
Ich gehe davon aus, dass binationale Promotionen in Zukunft so strukturiert werden, dass der administrative Aufwand für die Studierenden reduziert wird, damit sie sich besser auf ihre Forschung konzentrieren können. Dies könnte durch eine Vereinfachung der Kommunikation, eine Angleichung der administrativen Prozesse und eine Koordinierung der Abschlusskriterien erreicht werden, wobei gleichzeitig die interinstitutionelle Zusammenarbeit besser unterstützt werden sollte.

Frau Prof. Jaeger-Erben, wie würden Sie als Betreuerin auf BTU-Seite die Möglichkeit bewerten, im Rahmen einer Cotutelle-Promotion binational zu promovieren?
Trotz aller formaler Herausforderungen ist es für Promovierende eine spannende Erfahrung, zwei Universitäten "von innen" kennen zu lernen. Nicht nur räumlich, sondern auch strukturell im Hinblick auf die Einbettung von Promotionen in universitäre Abläufe sowie atmosphärisch in Bezug auf die sozialen Interaktionen zwischen Forschenden in verschiedenen Karrierestufen. Neben der Inspiration für das wissenschaftliche Arbeiten in einem international relevanten Forschungsfeld finden hier auch persönliche Lernprozesse statt.