Forschungsgebiete

Der Promotionsstudiengang „Heritage Studies“ bietet ein innovatives Forschungsumfeld in den Bereichen Stadt- und Regionalplanung, Denkmalpflege, Architektur, Landschaftsarchitektur, Kunstgeschichte, Baugeschichte und digitale Entwurfsmethoden.

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Erbe und Wandel in der Stadt- und Regionalplanung

Dieses Forschungsgebiet untersucht die räumliche Planung im Kontext des kulturellen Erbes und der Transformation von Städten und Regionen. Im Mittelpunkt stehen dabei nicht nur die Herausforderungen einer Welt im Übergang zur Nachhaltigkeit ("Große Transformation" (WBGU) mit der dringenden Notwendigkeit einer postfossilen Wirtschafts- und Gesellschaftsstrategie), sondern auch die Chancen, die sich daraus für Städte und Regionen ergeben. Mit Blick auf die großen Themen wie Klimawandel, demografischer Wandel, Finanzkrisen, Dekarbonisierung des Verkehrs, Energiewende und soziale Polarisierung wird immer deutlicher, dass Regionen und Städte treibende Kräfte in Veränderungs- und Transformationsprozessen sind. Die räumlichen Dimensionen des Kulturerbes in diesem Prozess werden untersucht: die Entwicklung von Kulturlandschaften, sich verändernde Lebensbedingungen, der Einfluss der Landwirtschaft auf die Landschaft, das Verhältnis von Stadt und Umland sowie die Herausforderungen einer klimaverträglichen Transformation von Infrastruktursystemen und Siedlungsstrukturen für alle Formen der Stadt- und Regionalplanung. Es handelt sich somit um ein Querschnittsthema zwischen Stadt- und Regionalforschung, Stadt- und Landschaftsplanung, Planungswissenschaften und Kulturerbeforschung. Es bestehen enge Bezüge zu sozialen und politischen Fragen, institutionellen und Governance-Rahmenbedingungen sowie Machtstrukturen, die wesentliche Determinanten von Transformationsprozessen sind.

Thematische Schwerpunkte

  • Die städtische und nachbarschaftliche Ebene der Erhaltung und des Managements des kulturellen Erbes
  • Das Kulturerbe als Thema der regionalen Planung, Entwicklung und Transformation
  • Die regionale Ebene der Erhaltung und des Managements des kulturellen Erbes
  • Fragen der Mobilität und Verkehrsplanung im Zusammenhang mit der Erhaltung und Entwicklung des Kulturerbes
  • Infrastrukturelle Aspekte der Erhaltung und Entwicklung des kulturellen Erbes; Infrastruktur als kulturelles Erbe
  • Kulturerbe als Thema in städtischen und regionalen Transformationsprozessen (demographischer und klimatischer Wandel, Anpassung von Infrastrukturen an den Klimawandel, soziale und wirtschaftliche Krisen, etc.)
  • Sozial- und politikwissenschaftliche Themen mit Bezug zum Kulturerbe: Macht, Institutionen, Konflikte, Partizipation, Gerechtigkeit und Governance
  • Fragen der Stadt- und Landschaftsplanung in Bezug auf das kulturelle Erbe
  • Auswirkungen von immateriellem, digitalem, natürlichem und anderen Formen des Erbes auf städtische und regionale Transformationsprozesse

    Innovative Technologien zur Vermittlung von Kulturerbe

    Dieser Bereich verbindet die strategischen Ziele der UNESCO für lebenslanges Lernen und E-Learning mit dem UNESCO-Programm "Memory of the World", das das dokumentarische Erbe in all seinen Formen schützt. Durch den Einsatz innovativer Technologien wird an der BTU eine Brücke zwischen Kulturwissenschaften und Informatik geschlagen. Die Forschung im Rahmen des Programms "Memory of the World" ist innovativ im Hinblick auf den Einsatz digitaler Technologien zur Erhaltung und Zugänglichmachung des kulturellen Erbes. Forschungsprojekte können als Querschnittsthemen angegangen werden, z.B. wie Computersimulationen von Welterbestätten das Besuchererlebnis verbessern können. Mögliche Themen könnten sein: Strategien für die Entwicklung des Programms "Memory of the World" und seine Beziehung zu anderen UNESCO-Konventionen zum Kulturerbe; Vermittlung von Kulturerbe durch mobile audiovisuelle Endgeräte; Identifizierung bewährter Praktiken und Analyse der Gründe für ihren Erfolg aus erziehungs- und kulturwissenschaftlicher Sicht; Analyse der Auswirkungen der Vermittlung von Kulturerbe auf das Verständnis von Kulturerbe, ob nachhaltig oder trivialisierend; Überprüfung der Forschung zu interaktivem Lernen und Untersuchung von IT-Kommunikationsstrategien im Hinblick auf ihren Nutzen in verschiedenen sozialen und globalen Umfeldern.

    Thematische Schwerpunkte

    • Strategien zur Entwicklung und Förderung des Programms "Memory of the World"
    • Relevanz des dokumentarischen Erbes im Kontext anderer Kulturerbe-Programme
    • Technologische Fragen der Erhaltung und des Zugangs zum dokumentarischen Erbe
    • Theorie und Praxis innovativer Vermittlungsstrategien für Kulturerbestätten
    • Entwicklung innovativer Vermittlungskonzepte im Bereich des Kulturerbes und der kulturellen Bildung
    • Entwicklung von Typologien von Vermittlungsstrategien in einem heterogenen Umfeld von soziologischen/technischen Voraussetzungen und Bedürfnissen von Kulturerbestätten

    Kulturerbe nachhaltig schützen und innovativ gestalten

    Das Management von Welterbestätten muss den UNESCO-Standards der wirtschaftlichen, sozialen, ökologischen und kulturellen Nachhaltigkeit entsprechen. Diese vier Sphären der Nachhaltigkeit können jedoch in Konflikt miteinander geraten, wie die Praxis der Verwaltung und Nutzung des Welterbes häufig zeigt. Insbesondere die wirtschaftliche Nutzung des materiellen Erbes kann zu Lasten der sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit gehen. Ein zentrales Problem besteht darin, dass das Welterbe immer weniger als Kulturgut behandelt wird, da es zunehmend zu einem kommerziellen Produkt geworden ist. Dies hat weitreichende Konsequenzen, insbesondere für das Management von Welterbestätten. Der Spagat zwischen den engen und strengen Schutzbestimmungen und den Anforderungen an Nutzung und Zugänglichkeit, die Welterbe-Manager erfüllen müssen, wird immer schwieriger. Dies gilt auch für die Ziele der UNESCO, alle so genannten Stakeholder in die Nominierungs- und Managementprozesse einzubeziehen, sowie für die Kommunikation zwischen den Stakeholdern und deren Fortbildung und Kapazitätsaufbau. Im Hinblick auf die Kommunikation zwischen den verschiedenen Akteuren des Welterbes gewinnt die Rolle der Konfliktmediation zunehmend an Bedeutung und stellt einen vielversprechenden Ansatz im Bereich des Welterbemanagements dar, auf den man sich konzentrieren sollte. Forschungsprojekte in diesem Bereich, z.B. zu den Möglichkeiten und Grenzen partizipativer Ansätze, zu einer denkmalverträglichen Stadt- und Regionalplanung oder zur Entwicklung von „bezahlbarem“ Wohnraum, stellen eine interdisziplinäre Herausforderung dar. Alle Konflikte und mögliche innovative Lösungen sind unter Berücksichtigung zukünftiger makro- oder mikroökonomischer, ökologischer und demographischer Entwicklungen zu untersuchen. Innovative Managementstrukturen und -konzepte sind auf der Basis partizipativer Ansätze zu entwickeln und mit modernen städtebaulichen Konzepten zu verknüpfen, z.B. in Bezug auf historische Stadtquartiere.

    Thematische Schwerpunkte

    • Konflikte zwischen der Notwendigkeit des Schutzes historischer Stätten und den Nutzungsansprüchen lokaler Gemeinschaften und des Massentourismus
    • Stärkere Beteiligung lokaler Gemeinschaften am Schutz und an der Nutzung des materiellen Kulturerbes
    • Forschung zu neuen Strategien der UNESCO zur Erreichung einer ausgewogeneren Welterbeliste - Herausforderungen durch serielle transnationale Nominierungen, kulturelle "Routen“ etc.
    • Forschung zu neuen Konzepten nachhaltiger Entwicklung - Konzepte öffentlich-privater Partnerschaften, Unternehmertum, Elenor Ostrom und Gemeingüter
    • Auswirkungen von Migration auf das kulturelle Erbe mobiler und sesshafter Bevölkerungsgruppen
    • Auswirkungen von Migration und Globalisierung auf kulturelle Vielfalt
    • Forschung zu kultureller Vielfalt in Konzepten nachhaltiger Entwicklung
    • Forschung zur Beziehung zwischen Kulturerhalt und kultureller Entwicklung in Programmen für nachhaltige Entwicklung
    • Forschung zur Minderung nicht nachhaltiger industrieller kultureller Auswirkungen im Rahmen eines auf den Prinzipien der Nachhaltigkeit basierenden Kulturerbe-Managements

    Materielles Kulturerbe im Kontext der Globalisierung

    Dieser Schwerpunktbereich untersucht die vielfältigen Fragen im Zusammenhang mit dem materiellen oder gebauten Erbe im Kontext verschiedener Aspekte der Globalisierung, einschließlich Transformationsprozesse, kulturelle Bedeutung, globaler Tourismus, Migration und Umweltbedrohungen.

    Das gebaute Erbe als materieller Ausdruck von hohem Wert ist eine kulturelle Praxis, die auch als lebendige Tradition geschützt werden kann. In diesem Schwerpunkt soll die Welterbekonvention untersucht werden und wie sie Entwicklungschancen bietet, aber auch Grenzen und Hindernisse für die Erhaltung des baulichen und materiellen Erbes schafft. Weitere Schwerpunkte im Rahmen der Welterbekonvention sind die Entwicklung und das Management von Stätten, der kulturelle Wandel als Folge von Migrationsprozessen und die Nominierung von Stätten des postindustriellen Kulturerbes, wobei ein besonderes Augenmerk auf der Analyse von Konzepten wie dem außergewöhnlichen universellen Wert oder der Authentizität des materiellen Erbes liegt und wie sie sich angesichts dieser Entwicklungen verändert haben.

    Interessante Forschungsfelder ergeben sich auch aus der wachsenden Zahl von Nominierungen von Industriekulturstätten, von denen viele noch keine langfristigen Nutzungskonzepte haben. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Typologien von Kulturerbestätten, die noch nicht intensiv erforscht wurden, wie z.B. das volkstümliche Erbe oder die Kategorien der seriellen und grenzüberschreitenden Nominierungen.

    Kulturerbe und Konflikte

    Dieser Schwerpunktbereich befasst sich mit der Problematik des Schutzes kultureller Werte, die in Gebäuden, Denkmälern, Plätzen und städtischen Strukturen aller Art verkörpert sind, die durch bewaffnete Konflikte in Mitleidenschaft gezogen wurden.

    Die zerstörerischen Auswirkungen von Kriegen, insbesondere die gezielte Zerstörung von Kulturgütern, stellen eine besondere Herausforderung für die Erhaltung des kulturellen Erbes dar. Die allgemeinen Prinzipien der Bewahrung kultureller Bedeutung durch kontinuierliche Pflege und minimale Eingriffe scheinen angesichts katastrophaler und weit verbreiteter Schäden wenig hilfreich zu sein. Die Erfahrungen seit dem Zweiten Weltkrieg haben gezeigt, dass der Wiederaufbau historischer Städte nach dem Krieg allzu oft zu einer "zweiten Zerstörung" geführt hat, die intensiver war als die erste, bei der wertvolle Bausubstanz und Strukturen entfernt wurden, um Platz für einen groß angelegten Wiederaufbau zu schaffen, der oft in viel größerem Maßstab und mit anderen Straßenmustern erfolgte. Archäologische Strukturen, die manchmal Tausende von Jahren älter sind als alles, was an der Oberfläche sichtbar ist, fielen häufig solchen Umbauprojekten zum Opfer. All diese Aktivitäten haben oft die kulturelle Identität und den Geist historischer Stätten zerstört oder stark beeinträchtigt.

    Thematische Schwerpunkte

    • Kulturelles Erbe im Wiederaufbau nach dem Krieg
    • Wiederaufbau nach dem Krieg und die Wiederherstellung des kulturellen Erbes
    • Kriegsbedingte Zerstörung von Kulturgütern und ihre Auswirkungen auf Gruppenidentitäten
    • Sicherung archäologischer Schichten an Orten, die wiederaufgebaut werden
    • Sicherung und Konservierung von Ruinen
    • Dokumentation und Evaluierung von kriegsgeschädigtem Kulturerbe
    • Katastrophen- und Risikomanagement für Kulturerbestätten
    • Soziokulturelle Aspekte von zerstörtem Kulturerbe