Fünf Stunden nach Baku und wieder zurück

Die vier Maschinenbaustudenten haben sich nach einem Erasmus-Austauschsemester für ein Masterstudium an der BTU entschieden. Sie leben am Kaspischen Meer und studieren an der TU Aserbaidschan in Baku

Ende Juli geht es erst einmal zurück in die Heimat nach Aserbaidschan. Doch schon in zwei Monaten kommen sie zurück nach Deutschland. Sie, das sind Dashqin Turabov, Samir Amirli, Hasan Alizada und Rovshan Hasanov. Die vier jungen Bachelorstudenten haben sich im Austauschsemester das Maschinenbaustudium an der BTU ganz aus der Nähe angesehen. Nun wollen hier ihren Master im Maschinenbau absolvieren.  

Auf die Frage, was sie dazu bewogen hätte, antwortet Dashqin spontan und die anderen drei nicken zustimmend: „Die gute Ausstattung und die Möglichkeit ganz praktisch an Anlagen, in Werkstätten und Laboren zu arbeiten. Das ist für uns besonders interessant und an unserer Heimatuniversität so nicht möglich.“ Prof. Sylvio Simon erklärt den Unterschied zum deutschen Wissenschaftssystem: „Der Forschungsbezug, wie wir ihn an unseren Hochschulen kennen, ist an den Universitäten in Aserbaidschan nicht vorhanden. Der Fokus liegt auf einem hohen Lehrniveau, aber das Forschen ist den Akademien vorbehalten.“

Prof. Simon kann die Beweggründe nachvollziehen und ergänzt: „Die vier Studenten haben beispielsweise praktische Erfahrungen im Wasserstrahlschneiden sammeln können und Ultraschalluntersuchungen an Kunststoffen vorgenommen. Letzteres sogar in Zusammenhang mit einem Industrieprojekt.“ Hier wird anwendungsbezogen daran geforscht, wie Verfahren auf Kunststoffe übertragen werden können, die für die Metallverarbeitung bekannt sind. Studierende werden an der BTU in solche Projekte oft mit einbezogen. „Auf diese Weise haben sie die Möglichkeit forschend zu lernen, ihr theoretisches Wissen praktisch anzuwenden und zu festigen“, ergänzt der Studiengangsleiter. Wie sie auf die BTU gekommen seien? Darauf antwortet Samir: „Wir haben die BTU-Studenten Waldemar Mack und Alexej Andruschin an der TU Baku kennengelernt und sind über diesen Kontakt auf die Idee gekommen.“ Die beiden BTU-Maschinenbaustudenten waren zu jener Zeit über das Erasmusprogramm in Baku, Waldemar Mack im Wintersemester 2017/2018 und Alexej Andruschin ein Jahr später 2018/2019.

Alle vier Aserbaidschaner mögen Deutschland, sie haben sich auf ihre Zeit hier mit Deutschkursen in ihrer Heimat vorbereitet. Sie fühlen sich hier wohl, haben Kontakt zu anderen Studierenden. Dashqin ist bereits zum sechsten Mal hier und spricht bereits gut deutsch. Auch Samir merkt man an, dass es schon sein zweiter Deutschlandaufenthalt ist. Für Hasan und Rovshan ist die Zeit an der BTU eine Premiere, aber auch sie haben fast keine Verständigungsschwierigkeiten und sind froh über ihre Entscheidung. Um sprachlich noch besser auf das Studium vorbereitet zu sein, werden sie das Vorbereitungsprogramm "Brücke zum Studium" nutzen.
Die Zulassung zum Masterstudiengang haben die vier Studenten bereits in der Tasche. Die Bachelorprüfung haben sie in Aserbaidschan bestanden. Damit steht dem Studienbeginn zum Wintersemester nichts mehr im Wege. 

Erasmus+ halten die Studenten für eine gute Sache. Mit der guten finanziellen Unterstützung  und einer einmaligen Reisekostenerstattung kommen sie sehr gut klar. Für einen Wohnheimplatz zahlen sie 205€ und über den Studienbeitrag haben sie ja auch das Semesterticket, mit dem sie sehr flexibel sind, erklären Samir und Dashqin zufrieden und Prof. Simon ergänzt: „Über das Programm können Studierende bis zu 12 Monate pro Studienabschluss nach Deutschland kommen, also für den Bachelor, den Master und den PhD. Das ist wirklich toll.“

Die Kooperation im Erasmus+ Programm zwischen der BTU und der TU Aserbaidschan besteht seit 2017, die Zusammenarbeit zwischen beiden Universitäten ist allerdings schon sieben Jahre älter. Prof. Simon bezeichnet sie als hervorragend. Man könne sich sehr gut verständigen, da die Partner in der Regel deutsch sprechen – das wäre im akademischen Bereich keine Seltenheit, da viele Dozenten die Sprache über DAAD-Programme gelernt haben. So arbeiten die Partner derzeit auch an einem deutschsprachigen Masterangebot im Maschinenbau, welches in drei Jahren an den Start gehen soll. Zudem sei es gelungen, im Bereich Maschinenbau mit Schwerpunkt auf Energietechnologien ein Netzwerk zwischen Aserbaidschan, Polen, Tschechien und Deutschland auf den Weg zu bringen. Für seine Verdienste hierbei hat Sylvio Simon erst im Juni 2019 die Ehrendoktorwürde der TU Baku erhalten. Damit gehört er zu einem Kreis von bisher erst 15 mit dieser Auszeichnung in der knapp 70-jährigen Geschichte dieser Universität.

Kontakt

Prof. Dr.-Ing. habil. Sylvio Simon
Werkzeugmaschinen
T +49 (0) 3573 85-425
Sylvio.Simon(at)b-tu.de

Christin Handrek
Stabsstelle International Relations Office
T +49 (0) 355 69-2830
christin.handrek(at)b-tu.de
Die Studierenden und Lehrstuhlmitarbeiter gemeinsam mit Prof. Sylvio Simon (hinten links) und dem Initiator der Kooperation mit Aserbaidschan Prof. Peter Biegel (vorne rechts) beim Abschiedstreffen in einem Cottbuser Restaurant (Foto: S. Simon)