Ein interprofessioneller Studientag für den Austausch zwischen Studierenden in Gesundheitswissenschaften und Medizin

Was später aus der Berufspraxis nicht wegzudenken ist, soll mit einer neuen semester- und standortübergreifenden Lehrveranstaltung bereits im Studium etabliert werden.

In Brandenburg werden angehende Hebammen, Physiotherapeut*innen, Pflegende und Ärzt*innen derzeit an der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg und an der Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB) ausgebildet. Um den fachlichen Austausch und die Kommunikation zwischen den verschiedenen Berufsgruppen im medizinischen Bereich zu unterstützen und im Sinne der späteren Zusammenarbeit zu entwickeln, haben die Lehrenden an beiden Hochschulen zum Wintersemester 2021/22 ein neues Veranstaltungsformat entworfen. Ein gemeinsamer Studientag soll Studierende und Lehrende künftig regelmäßig im Studienverlauf zusammen bringen.

Auftakt für das neue Format: Interprofessioneller Studientag,
Dienstag, 2. November 2021, 9-17 Uhr als Online-Veranstaltung.

Es  werden etwa 129 Studierende beider Hochschulen erwartet. 48 Studierende aus dem Bereich Medizin, 14 aus der Pflege, 49 aus der Physiotherapie und 18 zukünftige Hebammen werden gemeinsam das Thema „Interprofessionelles Lernen und Handeln“ diskutieren und bearbeiten. 

Prof. Christine Holmberg, Leiterin des Instituts für Sozialmedizin und Epidemiologie an der MHB, sagt dazu: „Im klinischen Bereich gehört der enge Austausch verschiedener Berufsgruppen zum Alltag. Auch in der Ausbildung an der MHB spielt das gemeinsame Arbeiten in Teams eine wichtige Rolle, zum Beispiel im Format TRIK. Über Professionsgrenzen hinweg gab es sie aber bisher nur in Pilotprojekten. Wir sind sehr stolz, nun erstmalig im Kern-Curriculum der Medizin die gemeinsame Ausbildung durchzuführen. Damit ergänzen wir das Lehrformat TRIK, in dem interprofessionelle Zusammenarbeit als Ausbildungsthema schon lange verankert ist, bisher aber nicht gemeinsam in unterschiedlichen Professionen und interprofessionellen Lehrgruppen unterrichtet wurde.“

Darüber hinaus ist es ein wesentliches Ziel, die patient*innenorientierte Versorgung in der Praxis perspektivisch über eine noch bessere Abstimmung und Zusammenarbeit stärker in den Fokus zu rücken und vernetzt in den berufsspezifischen Handlungsbereichen auszugestalten. Ein weiterer positiver Effekt ist hinsichtlich eines besseren gegenseitigen Verständnisses für die jeweiligen fachlichen Kompetenzen, als auch für die strukturellen und rechtlichen Rahmenbedingungen zu erwarten.

„Interprofessionelles Arbeiten wird in Zukunft unerlässlich sein, wenn die gesundheitliche Versorgung der immer älter werdenden Bevölkerung sichergestellt werden soll“, unterstreicht Prof. Thomas Boggatz, Leiter des Studiengangs Pflegewissenschaft an der BTU Cottbus-Senftenberg. „Der zunehmenden Komplexität der Bedarfe kann nur ein Zusammenspiel der unterschiedlichen, an der Versorgung beteiligten Professionen gerecht werden. So kann jede Profession mit ihrem spezifischen Wissensfundus zur Erkennung und Lösung der Problemstellungen beitragen. Hierzu ist eine Verständigung der Berufsgruppen auf Augenhöhe notwendig, wie sie im Rahmen einer hochschulischen Ausbildung vermittelt werden kann.“

Auch die Studierenden des neuen Studiengangs Hebammenwissenschaft nehmen an dieser Veranstaltung teil. Sie sind neugierig auf das gemeinsame Lernen und die Interaktion mit den anderen Berufsgruppen. Da sich die Studierenden im ersten Semester befinden, konnten sie noch nicht so viele praktische Erfahrungen im interprofessionellen Arbeiten sammeln. „Deshalb ist dieser Tag für die Studierenden eine besondere Herausforderung, aber zugleich auch die perfekte Vorbereitung auf die zukünftige Zusammenarbeit in den vielfältigen Praxiseinsätzen. Die künftigen Hebammen freuen sich auf den Austausch mit den Studierenden der anderen Fachrichtungen“, ergänzt Dr. Franziska Rosenlöcher, Leiterin des Studiengangs.  

Die interprofessionelle Lehrveranstaltung soll fest in die Studiengänge Medizin, Therapiewissenschaften, Pflegewissenschaft und Hebammenwissenschaft integriert werden. Dem Auftakt im November folgt die Arbeit in gemischten Kleingruppen sowie die Begleitung durch Dozierende aller Berufsgruppen. In den folgenden Semestern soll das interprofessionelle Studium verstetigt und praxisnah in Form von Fallbesprechungen fortgeführt werden. Das Konzept von MHB und BTU folgt damit ähnlichen Entwicklungen in ganz Deutschland. Im Unterschied zu anderen Initiativen dieser Art stellt die frühzeitige longitudinale Integration in die einzelnen Curricula sowie die hochschulübergreifende Einbindung von vier verschiedenen Disziplinen deutschlandweit eine Besonderheit dar.

Kontakt

Prof. Christine Holmberg
Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie
T +49 (0)3381 41-1281
christine.holmberg(at)mhb-fontane.de

Kontakt

Dr. rer. cur. Thomas Boggatz
Pflegewissenschaft und klinische Pflege
T +49 (0) 3573 85-702
thomas.boggatz(at)b-tu.de

Prof. Dr. rer. medic. Christian Kopkow
Therapiewissenschaften I
T +49 (0) 3573 85-741
christian.kopkow(at)b-tu.de
Breiter als hier im Rahmen eines Seminars und eines Studiengangs soll der Studientag den Austausch zwischen Studierenden unterschiedlicher Fachdisziplinen in der Medizin und in den Gesundheitsberufen befördern (Foto: BTU)