Interview mit BTU Alumna Maria Sobur (eBusiness)
Maria Sobur kam aus der Ukraine nach Cottbus für ihr Studium und schloss 2016 erfolgreich ab und arbeitete danach für Meta (ehemals Facebook). Wer mehr über ihre Studienzeit erfahren möchte, kann unser BTU Alumni Interview von 2019 mit ihr lesen. Heute möchten wir über ihr spannendes Startup TripLeap reden, an dem sie zusammen mit Dr. Julia Korensky seit 2023 arbeitet. Sie haben dabei schon ein paar Highlights erlebt. Im Januar 2024 gewannen sie den Publikumspreis beim Businessplan-Wettbewerb Berlin-Brandenburg (BPW). Beim bundessweiten Gründungswettbewerb – DE Digital: Sommerrunde 2024 landeten sie in der Top 50 Auswahl. Außerdem bekommen sie ein EXIST-Woman-Stipendium vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.
Hallo Frau Sobur, Sie kamen letztes Jahr ins Gründungsteam von TripLeap, einer Plattform für wissensbasierte Schnitzeljagden und Touren für Kinder. Erzählen Sie uns bitte mehr über TripLeap. Was genau ist die Idee dahinter und wer ist die Zielgruppe?
Hallo! Danke für die Möglichkeit, mich und unser Projekt vorzustellen. TripLeap entstand aus dem Wunsch, Lernen und Spaß miteinander zu verbinden. Früher waren wir als Play Travel - Marketplace für kinderfreundliche Aktivitäten bekannt, doch wir haben unser Konzept überarbeitet und sind überglücklich mit dem Ergebnis. TripLeap konzentriert sich jetzt auf immersive Schnitzeljagden, die sowohl als Spielboxen als auch digital verfügbar sind. Unsere Hauptzielgruppe sind Kinder und ihre Familien, aber wir haben kürzlich auch eine spannende Nische für uns entdeckt: Schulausflüge. Unser Ziel ist es, durch spielerische Erlebnisse die natürliche Neugierde der Kinder zu fördern und ihnen gleichzeitig wichtige historische und kulturelle Kenntnisse zu vermitteln.
TripLeap ist ein Startup von zwei BTU Alumni. Wie kam es dazu, dass Sie nach dem Studium zusammen im Kontakt geblieben sind und wie wichtig empfinden Sie das Zwischenmenschliche bei einer Gründung neben den fachlichen Kompetenzen?
Julia und ich haben uns während unseres Studiums an der BTU Cottbus-Senftenberg kennengelernt und sind seitdem beste Freundinnen. Wir ergänzen uns perfekt – Julia ist Architektin und hat einen Doktortitel in Denkmalpflege. Sie ist eine unglaublich kreative Person. Ich bin Mathematikerin und Data Analyst mit Erfahrung in Webentwicklung und Marketing. Unsere gemeinsamen Interessen an Bildung und Reisen haben uns zusammengebracht. Zwischenmenschliche Beziehungen sind bei einer Gründung genauso wichtig wie fachliche Kompetenzen. Vertrauen, Kommunikation und ein gemeinsames Verständnis der Ziele sind entscheidend für den Erfolg eines Startups.
Sie haben vor der Gründung bei Meta, dem Facebook Konzern, als Data and Marketing Scientist gearbeitet. Sicherlich war es schwer, die Anstellung für das Abenteuer einer Startup-Gründung aufzugeben. Was war Ihre Hauptmotivation für diesen Schritt?
Bei Meta habe ich wertvolle Erfahrungen gesammelt, nicht nur im Sinne von Fachkompetenzen, sondern vor allem über die Arbeitskultur. Meta war für mich ein großartiger Arbeitgeber, und ich bin dankbar für jede Person, mit der ich zusammenarbeiten und von der ich lernen durfte. Aber in einem Unternehmen mit knapp 100.000 Menschen ist es schwer, das Gefühl zu haben, etwas Wesentliches zu bewirken. Nach über neun Jahren Berufserfahrung, davon sechs bei Meta, spürte ich, dass ich etwas Größeres erreichen kann. Meine Hauptmotivation war der Wunsch, etwas Eigenes zu schaffen und einen positiven Einfluss auf die Bildung von Kindern zu haben. Die Idee, eine Plattform zu entwickeln, die Bildung und Spaß verbindet, hat mich begeistert und dazu bewegt, diesen mutigen Schritt zu wagen.
Viele technische Gründungen beschäftigen sich am Anfang eher nebensächlich mit Marketingfragen. Kann man sich Ihrer Meinung nach auch später um das Marketing kümmern oder sollte es von Anfang an im Startup vertreten sein?
In der Tat tendieren viele Startups dazu, Marketing in der Anfangsphase nicht als Priorität zu betrachten. Der Fokus liegt oft auf Produktentwicklung und Technologie. Dies ist verständlich, aber riskant. In der heutigen Informationsflut ist es entscheidend, nicht nur das Produkt, sondern auch das Team und die Startup-Geschichte zu präsentieren. Eine frühe Marketingstrategie hilft, die Kundenbedürfnisse besser zu verstehen und das Produkt darauf auszurichten, Vertrauen aufzubauen sowie Leads und Investoren zu gewinnen. Zudem bietet sie die Chance, durch Thought Leadership eine Vorreiterrolle in der Branche einzunehmen und das Startup als Experten zu positionieren. Marketing ist wie ein Baum, dessen Früchte Erfolg und Gewinn sind. Wie das Sprichwort sagt: "Der beste Zeitpunkt, einen Baum zu pflanzen, war vor 20 Jahren. Der zweitbeste Zeitpunkt ist heute."
Ihr internationales Gründungsteam wohnt an unterschiedlichen Orten, Sie selbst in Spanien, Ihr Firmensitz ist aktuell in Cottbus und Ihr Hauptangebot startet erst einmal für Berlin. Wie fühlt es sich an, direkt so international, digital und mobil zu starten? Ist das eine Selbstverständlichkeit für Sie und Ihr Team oder fühlt es sich noch nach einer Herausforderung an?
Es fühlt sich sowohl natürlich als auch aufregend an. Wir sind es gewohnt, digital und mobil zu arbeiten. Darüber hinaus gibt es bereits einige Menschen, die uns bei dem Projekt unterstützen und in Schweden, Polen, anderen Städten in Deutschland und sogar in Indien leben. Diese Internationalität ermöglicht es uns, verschiedene Perspektiven und Erfahrungen einzubringen. Natürlich gibt es manchmal auch Herausforderungen bei der Kommunikation, aber wir sehen das eher als Chance, flexibel und innovativ zu bleiben.
Schön zu hören, dass ihr bereits Unterstützung für euer Startup habt. Hat die BTU hier auch eine Rolle?
Am Anfang eines Startups zu stehen, bedeutet selten vertieftes Arbeiten, also "Deep Work" im Sinne langer, fokussierter Konzentrationsphasen in einem Expertise-Bereich. Stattdessen liegt der Fokus eher auf vielfältigen Aufgaben, also "Broad Work", die ein breites Spektrum an Fähigkeiten und Themen erfordern, mit denen wir zuvor noch nie in Berührung gekommen sind. Ohne Unterstützung wäre das schwer vorstellbar. Wir sind unglaublich dankbar für das Gründungszentrum und die Unterstützung, die sie Alumni bieten – sei es durch die Organisation von Workshops, Beratung, Netzwerken oder praktische Hilfe bei der Förderung. Wir fühlen uns, als hätten wir einen starken Partner hinter uns. Wir können nicht scheitern, weil wir nicht allein sind.
Ihre Pilot-Schnitzeljagd ist für Berlin, was natürlich nicht weit weg von Cottbus ist. Werdet ihr bald eine Schnitzeljagd für die Familien direkt in Cottbus erstellen?
Natürlich, wie könnten wir unser liebes Cottbus vergessen? Ich freue mich, mitzuteilen, dass wir neulich eine Schnitzeljagd für Cottbus finalisiert haben. Ich habe sie selbst mit meiner Familie getestet und es war eine wunderschöne Erfahrung und wir haben sogar viel Neues gelernt. Und jetzt kommt noch etwas Spannenderes: Vor kurzem organisierten wir auch einen Klassenaktivität mit der Erich-Kästner-Schule, bei dem unsere Schnitzeljagden zum Einsatz kamen. Es war ein großer Erfolg. Die Kinder hatten viel Spaß, lernten über ihre Stadt und verbesserten ihre Teamarbeit.
Kürzlich fand im Startblock die Nominierung für den STARK 2024 Ideenwettbewerb statt, an dem auch TripLeap teilgenommen hat. Können Sie uns mehr darüber erzählen?
Gerne. Wir sind überglücklich, verkünden zu können, dass wir den STARK 2024 Ideenwettbewerb gewonnen haben und eine Förderung bekommen haben, um unser neues Projekt zu realisieren: Fahrradschnitzeljagd rund um den Senftenberger See. Aber das ist noch nicht alles – wir arbeiten auch an einem interaktiven Buch für Kinder der 3. bis 5. Klasse über die Lausitz mit Schwerpunkt Strukturwandel. Unsere Ansätze sind innovativ für die Region und bieten dank ihres Modellcharakters die Möglichkeit der Nachahmung in anderen Regionen der Lausitz und darüber hinaus. Unser Projekt trägt nicht nur zur akademischen Bildung bei, sondern fördert auch das Bewusstsein für ökologische und Klimaschutzthemen. Die spielerische Einbindung von Kindern unterstützt nachhaltige Lebensweisen und stärkt das regionale Bewusstsein für den Strukturwandel.
Ich habe gehört, Sie sind wieder an der BTU tätig, wo arbeiten Sie hier aktuell?
Ja, indirekt schon. Zurzeit leiten Julia und ich ein laufendes Studienprojekt namens „Gamification in Cultural Heritage“ an der BTU. Wir sind begeistert von diesem Thema und möchten unsere Begeisterung und unsere Expertise mit anderen teilen. Außerdem schöpfen wir aus der Zusammenarbeit mit den Studierenden neue Ideen und lassen uns inspirieren, was einen gegenseitigen Austausch ermöglicht. Die Studierenden sind so talentiert, und wer weiß, vielleicht finden wir auch einen perfekten Mitarbeiter für TripLeap da.