Interview mit BTU Alumna Maria Sobur (eBusiness)

Ein klares Ziel vor sich zu haben ist ganz wichtig. Was möchte ich werden? Was macht mir richtig Spaß?

Maria Sobur kam aus der Ukraine zum eBusiness Studium nach Cottbus und arbeitet inzwischen als Data Scientist bei Facebook Germany.

Warum haben Sie Deutschland als Ihren Studienort ausgewählt?
Mein Bruder hat bereits in 2002 an einem Studentenaustauschprogramm teilgenommen, das zu dieser Zeit zwischen der BTU und der Dnipropetrowsk National Universität in der Ukraine bestand. Er war schon damals vom Leben in Deutschland und insbesondere von der BTU begeistert und hat mich mit seinen Geschichten inspiriert. Nach dem Studium in der Ukraine wollte ich unbedingt im Ausland weiterstudieren und habe meine Unterlagen an ein paar Universitäten in Europa verschickt. Letztendlich habe ich mich doch für Deutschland entschieden, da ich hier die Möglichkeit gesehen habe, selbstständig mein Leben und das Studium zu finanzieren.

Was fällt Ihnen als erstes ein, wenn Sie an die BTU Cottbus-Senftenberg denken?
Die Beziehungen zwischen Lehrern/Mitarbeitern und Studenten. Es kann zwar für einige normal sein, für mich aber waren diese Beziehungen ganz besonders. In der Ukraine findet man leider oft eine arrogante Einstellung von Professoren gegenüber Studenten. Es kann sein, dass wegen ihrer relativ kleinen Größe die BTU eher eine Ausnahme ist. Hier habe ich gelernt, was es heißt, wenn ein Professor sich immer für jeden Student Zeit nimmt und mehr als das, er sich sehr freut, wenn ein Student vorbeikommt, um etwas zu erklären. Die größte Überraschung war für mich zu sehen, dass es sogar möglich ist, mit einem Professor bzw. mit einem Universitätsmitarbeiter Bier zu trinken und sich über abstrakte Themen zu unterhalten.

Warum haben Sie den Studiengang, den Sie studiert haben, ausgewählt? Haben Sie diese Wahl bereut?
In der Ukraine habe ich ein Masterstudium in reiner Mathematik abgeschlossen. Der Studiengang war zwar sehr interessant, war aber etwas zu theoretisch für mich. In Deutschland wollte ich etwas mehr Angewandtes studieren. Ich fand den eBusiness-Studiengang sehr spannend für mich, da er aus zwei wichtigen Teilen besteht: Wirtschaftsmodule und Programmierung, dazu noch ein kleiner Block der Mathematik und einige eBusiness-Module. Es war eine perfekte Kombination für mich und falls ich die Möglichkeit hätte, den Studiengang wieder neu auszusuchen, würde ich dabei bleiben.  

Wie haben Sie Cottbus als Studienort in Erinnerung?
Ich weiß, dass einige Studenten Cottbus zu klein oder sogar langweilig finden. Ich hatte aber mehrere Freunde außerhalb der Universität und so war mein Leben in Cottbus nie langweilig. Cottbus ist eine relativ günstige Stadt in Deutschland und außerdem kann man alles mit dem Fahrrad erreichen. Jetzt wohne ich in Hamburg und ich vermisse die Zeit, als ich Bekannte auf der Straße, in einem Geschäft oder im Bus treffen konnte.

Wie haben Sie sich Ihr Studium an der BTU finanziert? War dies in Cottbus leicht umsetzbar?
Ich hatte mehrere Nebenjobs gehabt: alle 6 Jahre habe ich mehrere HiWi-Stellen an der Universität gehabt, ich habe Mathe-Nachhilfe gemacht, ich habe als Kellnerin gearbeitet, ich habe einige Projekte für die DGB Gewerkschaft gemacht sowie Flyer bzw. Transparente für Demonstrationen oder Aktionen in Photoshop gestaltet; ein Semester habe ich sogar im STURA gearbeitet, ich habe als Freelancer Webseiten gemacht und viel mehr. Ich denke so: Einige suchen nach Gründen, andere suchen nach einer Gelegenheit. Ich hatte immer einen Job; ob gut oder schlecht bezahlt ist noch eine andere Frage.

Wie sind Sie mit der Bürokratie in Deutschland zurechtgekommen? Haben Sie von Seiten der Uni Hilfe erfahren?
Klar. Natürlich gab es besonders am Anfang viel Papierarbeit, aber ich hatte immer das Gefühl, dass es Leute geben würde, die mir dabei helfen, das Ganze zu erledigen. Einen riesigen Teil der Unterstützung habe ich natürlich vom Akademischen Auslandsamt, dem heutigen International Relations Office, an der BTU bekommen.

Was würden Sie den Studierenden jetzt empfehlen: Was sollte man während des Studiums keinesfalls versäumen?
Keine Angst haben, sich an Lehrstuhl-Mitarbeiter zu wenden, wenn man Fragen hat. Studenten sind immer bei jedem Lehrstuhl willkommen. Sich auf eine Hiwi-Stelle an der Uni bewerben. So kann man eine unschätzbare Erfahrung für das zukünftige Berufsleben auch während des Studiums sammeln.

Welche beruflichen Ziele hatten Sie vor Ihrem Studium? Haben sich Ihre Ziele während des Studiums geändert?
Ja, ehrlich gesagt, wollte ich ursprünglich eine Web-Designerin werden. So ein Studium in Deutschland konnte ich mir aber nicht leisten. Ich bin jetzt mehr als glücklich, dass es nicht geklappt hat, da ich finde, dass das, was ich gerade mache viel spannender ist. Alles geschieht in unserem Leben zum Besten.

Wie leicht war es für Sie nach dem Studium, einen Job zu finden?
Nach dem Studium habe ich 5 Zusagen für ein Praktikum bekommen. Davon waren solche Firmen wie Vatenfall, Thomas Cook, Goodgame Studios usw. Es war dann relativ einfach nach dem Praktikum weiter eine Arbeit zu finden.

Waren Praktika für den Jobeinstieg ein Pluspunkt und waren die Inhalte, die sie während eines Pratikums gelernt haben, für den späteren Jobeinstieg nützlich und sinnvoll?
Ja, tatsächlich hat das Praktikum bei Goodgame Studios meine weitere berufliche Entwicklung geprägt.

Wie sieht bei Ihnen ein ganz normaler Arbeitstag aus? Welcher Tätigkeit gehen Sie bei Ihrer Arbeit am liebsten nach?
Als Agency Measurement Partner arbeite ich mit den größten Media-Agenturen auf dem DACH Markt zusammen, um Best Practices in der Messung von Werbewirksamkeit auf Facebook zu erarbeiten, die wiederum Impulse für die Agenturstrategie liefern. Dazu gehört die Kollaboration mit Marktforschungsunternehmen und die Konzeption von individuellen Studien, die die Wirksamkeit Facebook Marketing Solutions prüfen sollen. Weiterhin helfe ich Agenturen die Qualität ihrer Planung zu verbessern. Ich arbeite mit komplexen Datensätzen und verschiedensten Stakeholdern, wie internen internationalen Teams aus den Bereichen Product Development, Creative, Marketing usw. Mein üblicher Arbeitstag enthält mehrere Meetings und Kommunikation mit meinen Kollegen aus der ganzen Welt und manchmal auch mit unseren Kunden. Meine Arbeit ist sehr interessant, aber auch sehr verantwortungsvoll. Als Data Scientist in der Marketing Science Abteilung, habe ich viele Daten aus den Werbekampagnen zur Verfügung, die ich analysiere und vorbereite und daraus datenbasierte Erkenntnisse gewinne, die wir unseren Kunden präsentieren können. Ich mag sehr, dass ich viel Freiheit bei der Arbeit habe und kann auch meine eigenen Ideen umsetzen.

Gab es bei der Bewerbung nach dem Studium Nachteile, weil Sie ursprünglich nicht aus Deutschland stammen?
Nein. Das wichtigste war, dass ich einen deutschen Abschluss habe und mich auch auf Deutsch unterhalten kann. 

Würden Sie im Nachhinein irgendetwas anders machen?
Nein.

Haben sie weitere allgemeine Tips für die jetzigen Studierenden für den Berufseinstieg?
Ein klares Ziel vor sich zu haben ist ganz wichtig. Was möchte ich werden? Was macht mir richtig Spaß? Man muss sich klarmachen, dass heutzutage die Arbeit das halbe Leben in unserer Gesellschaft ist und falls wir die Zeit mit einer ungeliebten Beschäftigung verbringen, verschwenden wir unser Leben.  

Was könnten wir an der BTU verbessern/zusätzlich anbieten, damit der Jobeinstieg für Absolvent*innen erleichtert wird?
Mir persönlich fehlten solche Module wie Datenanalyse, BigData oder Business Intelligence. Heutzutage sind solche Kenntnisse auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt und ich finde, ein Studiengang wie eBusiness könnte mehr Module aus der Richtung anbieten. 

Jetzt wohnen Sie in Hamburg – vermissen Sie auch irgendetwas am Leben in Cottbus?
Ich wohne in Hamburg und betrachte Cottbus als meine Heimatstadt in Deutschland. Ich vermisse die Zeit sehr, die ich dort verbracht habe und fahre immer gerne hin, um meine Freunde in Cottbus zu besuchen.

Was ist Ihre beste Erinnerung an die BTU?
Das Internationale Kulturfest „Cottbus Open“. Das hat immer so einen Spaß gemacht! Mit leckeren Speisen und Getränken aus verschiedensten Ländern der Welt, mit authentischen Tänzen und traditioneller Musik! Auf das Fest haben wir immer das ganze Jahr lang gewartet!

Kontakt

Daniel Ebert
Stabsstelle Friend- and Fundraising; Alumni
T +49 (0) 355 69-2420
daniel.ebert(at)b-tu.de
Alumna Maria Sobur bei der Arbeit